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Nie war Blasmusik so sexy wie jetzt

Von wegen Blasmusik gehört nur ins Bierzelt und in den Trachtenverein. Nie wurde die Blasmusik abwechslungsreicher eingesetzt als heute. Genauer müsste man sagen: Blechbläser. Angefangen bei Jazz- und Swing-Samples in Electrotracks (zum Beispiel bei Parov Stelar) über moderne Funk Brass Bands wie Labrassbanda oder Moop Mama bis hin zu Bigband-Techno à la Meute. Die Jungs vom Holstuonarmusigbigbandclub, kurz HMBC, haben mit ihrem Hit „Vo Mello bis ge Schoppenau“ die Bierzeltmusik sogar ins Mainstream-Radio gebracht.

Das ist nur der Anfang…

Neu ist der Trend aber nicht mehr. LaBrassBanda gibt’s schon seit 2007 – zum 10-Jährigen Jubiläum gönnen sich die Jungs gerade sogar eine Konzertweltreise und bespielen als Abschluss die Olympiahalle in München. Moop Mama haben letztes Jahr ihr drittes Album rausgebracht und sind damit in einer Guerilla-Aktion quer durch die deutschen Großstädte geradelt. Und HMBC spielen nach mehr als 10 Jahren Bandgeschichte gerade ihre Abschiedstournee.

Festivals wie die Brasswiesn in Eching oder das Woodstock der Blasmusik in Österreich erfreuen sich schon seit mehreren Jahren großer Beliebtheit und können jedes Jahr ein Line-up präsentieren, das sich sehen lassen kann. Da heißt es nicht nur in Lederhosen Frühschoppen zur zünftigen Blasmusik, sondern auch bis in die Morgenstunden abtanzen zu Funk-Brass oder Ska-Punk.

In den letzten Jahren haben extrem viele Bands dazu beigetragen der Blasmusik ein neues Image zu geben. Nur um ein paar Beispiele zu nennen: Lenze und de Buam, Django S., die Cuba Boarischen, Kofelgschroa oder dicht & ergreifend.  Auch in und um München hört man immer mehr Blechbläser, die jetzt auch in der Pop- und Electro-Welt mitmischen.

Wir zeigen euch 5 Bands, die ihr auf dem Schirm haben solltet:  

1. Serious Six – Funk Brass

Die fünf Jungs von Serious Six waren schon mal Support für LaBrassBanda und das passt wie die Faust aufs Auge. Wie auch LaBrassBanda heizt Serious Six live so richtig ein. Funk Brass zum Tanzen, Mitsingen und a Mass Bier trinken. Neben einigen Coversongs in Brassversion, haben sie auch eigene Lieder im Repertoir. Letztes Jahr im April haben sie ihr Debütalbum Graffedirndl rausgebracht. Musikalisch können die fünf Vollblutmusiker auch schon fast mit ihren Vorbildern mithalten. Virtuose Soli von Trompete über Susaphon bis zum Löffelsolo – Serious Six weiß wie man die Leute zum Ausrasten bringt. Tiefgang gibt’s dafür eher weniger, sie haben sich ganz der Stimmungsmusik verschrieben. Der Name ist hier also nicht Programm – Serious Six sind weder ernst, noch zu sechst. Ihr Motto aber passt: Bleibts wuid.

2. Dachauer Bigband –  Bigband meets Disco

Auch bei der Dachauer Bigband spielt LaBrassBanda eine Rolle. Gegründet wurde die Band nämlich 2010 von den LaBrassBanda Trompetern Jörg Hartl und Tom Jahn. Drei Jahre später entwickelte sich die Band mit dem Projekt „Bigband meets Disco“ zu dem, was sie heute ist. Der Auftrag der Dachauer Bigband lautet: Zur Bigband muss wieder getanzt werden – wie einst im Tanzclub, wo der Bigband-Jazz seinen Ursprung nahm. Getreu diesem Auftrag machen die Nachwuchsmusiker aus Dachau eine tanzbare Mischung aus Jazz und Elektro, Disco und Techno. Die gut 25-köpfige und durchschnittlich noch sehr junge Truppe weist ein großes Repertoire an Stilrichtungen, aber auch an Instrumenten auf: zwei Schlagzeuger, Synthesizer, Keyboards und eine komplette Rhythmus- und Bläsersektion. Als Gastmusiker steht häufig auch der amerikanische Sänger JJ Jones mit ihnen auf der Bühne. Dann fühlt man sich erst recht zurückversetzt in die glitzernde Disco- und Schlaghosen-Zeit der 70er. Tanzen ist ein Muss.

3. Jazzrauschbigband – Bigband goes wild

Ähnlich abwechslungsreich ist auch die Jazzrauschbigband. Gegründet 2014 von Roman Sladek besteht die Bigband heute aus über 30 Profimusikern, deren Besetzung je nach Auftritt rotiert. Mittlerweile ist die Band Resident im Harry Klein mit einem Techno-Set, aber auch nur wenige Meter weiter im Cord Club mit themengebundenen Auftritten wie Swing, Latin oder Weihnachtsliedern. Im letzten halben Jahr sind sie auch durch die Zusammenarbeit mit der Hip Hop-Künstlerin Fiva bekannt geworden. Die Jazzrausch Bigband kann also alles: Hip Hop, Techno, Swing, Jazz, selbst Dubstep und Drum’n’Bass Arrangements bringen sie bald auf die Bühne. Hauptsache es knallt! Ihr Ziel ist es „Musikfans für kreative Musik zu begeistern“.

4. Lischkapelle – vom Chiemgau bis nach München

Die Lischkapelle gibt es zwar schon seit 2009, ihr erstes Album kam aber erst 2013, im März 2017 folgt das zweite. Man könnte sagen, dass die vier Musiker eine Mischung aus Folk, Pop und Blasmusik machen, wirklich zuordnen kann man ihren Musikstil aber nicht. Ursprünglich kommen sie aus dem Chiemgau und das merkt man ihrer Musik auch an. Mit Elementen aus der Volksmusik spannen sie einen Bogen zwischen ihrer Heimat und moderner Popmusik. Für ihr zweites Album und die darauffolgenden Konzerte haben sie sich noch musikalische Verstärkung ins Boot geholt. Jetzt besteht ihre kleine Kapelle aus Gitarre, Steirischer Harmonika, Klavier, Trompete, Posaune, Tuba und Schlagzeug.

5. Impala Ray – sonniger Bayfolk

Auch Impala Ray bauen eine Brücke zwischen bayerischer Provinzliebe und amerikanischer Country-Romantik. Sie machen „Bayfolk“: Bayerische Volksmusik trifft Folkpop aus Amerika. Außerdem inspiriert von der Bay Area bei San Francisco – Wiege der Folkmusik und bekannt für einen ursprünglichen und naturverbundenen Hippie-Lebensstil. Musikalisch schaffen die vier Münchner diese Verbindung durch  den Einsatz von Hackbrett und Tuba auf der einen Seite und Gitarre und mehrstimmigen Gesang auf der anderen Seite. Wie auch bei der Lischkapelle ersetzt die Tuba den E-Bass. Hinterlegt natürlich von Schlagzeugbeats und vielen Möglichkeiten zum Mitklatschen. Motto des Sängers und Songwriters Ray: Stay gschmeidig!

 

 


Fotos: © Steffi Rettinger, Meute auf dem Chiemsee Summer Festival

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