Kultur, Nach(t)kritik

Spurensuche: Rima Kamel an den Kammerspielen

“Die wiedergeborene Umm Kulthum“

Eine elegante Frau mittleren Alters betritt mit einem Reisekoffer die nüchterne Bühne. Es ist Rima Khcheich, ein Weltstar aus dem Libanon. Sie wandelt bei der Performance „Rima Kamel“ von Rabih Mroué auf den Spuren ihrer Vergangenheit.

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Wie erleben sie in alten Filmaufnahmen als Kinderstar. Bereits im Alter von acht Jahren trat sie als Solo-Sängerin in der „Beirut Oriental Group“ mit klassischer arabischer Musik auf. Teilweise singt die erwachsene Rima zu den Aufnahmen voller Hingabe mit. Oder sie erklärt uns Details zu den Personen auf den Projektionen. Wenn es um ihren Vater geht, fallen die Gesten besonders zärtlich aus.

Manchmal verschwindet die libanesische Performerin hinter die Projektionswand. Sie gesteht uns, eigentlich wäre sie lieber im Chor untergetaucht und erläutert uns später ausführlich, wie immens groß die Schüchternheit des frühzeitig berühmten Mädchens war.

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Aus dem musikalisch hochbegabten Mädchen ist eine emanzipierte Frau und Sängerin geworden. Sie singt einige Solos, teilweise mit Begleitung auf einer Saz. Leiernde Kassettenaufnahmen aus Kindertagen werden scherzhaft nachgeahmt, Interviews nachgespielt. Rima blickt zurück auf eine lange und früh begonnene Karriere.

Aber sie blickt auch zurück auf eine frühe Flucht ihrer Familie aus dem Heimatort Khiyam nach Beirut, auf ein Land, das lange Jahre im Bürgerkrieg zu versinken drohte. Alle hatten ihren „Notfallkoffer“ gepackt für eine eventuelle Flucht, Rima ihren aber randvoll mit Erinnerungsstücken ihrer musikalischen Laufbahn.

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Rima wurde früh als Erwachsene behandelt. Bei Diskussionen saß sie als einziges Mädchen zwischen fast ausnahmslos männlichen Künstlern und Intellektuellen. Sie galt früh als Wiedergeburt der weltberühmten „Umm Kulthum”, das sensible Mädchen in den Rüschenkleidchen.

Schon lange erwachsen, erscheint Rima Khcheich in ihren Träumen immer wieder Rima Kamel, ihr Künstler-Ich und erteilt ihr den Auftrag, diese Performance zu machen. Wie hatte sie dem widerstehen können? Und so begann die Spurensuche.

Das nächste Mal in den Kammerspielen:
26. FEB 17, 18:00 UHR
17. MÄR 17, 20:00 – 21:30 UHR
18. MÄR 17, 20:00 – 21:30 UHR


Fotos: (c) Judith Buss / Münchner Kammerspiele

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