Aktuell, Nach(t)kritik

Mayze-Launchparty oder: Der Moment, an dem ich entschied lieber Single zu bleiben

Stefanie Manna

Tinder ist out und viel zu unprofessionell – das behaupten zumindest die Gründer der neuen “Premium Dating App MAYZE“. Mit ihrer kostenpflichtigen App sollen diejenigen endlich zusammenfinden, die das Daten ernst nehmen und dafür dann auch gerne Geld zahlen. High-Class-Dating für unsere Generation. Zum Start der App wurde eine große Launchparty im MMA – Mixed Munich Arts München – gefeiert.

Fazit vorweg: was für eine Katastrophe! Aber von Vorne:

Die Einladung im Stil einer goldenen Kreditkarte

Der Briefumschlag mit der Einladung fühlte sich schwerer an als normal, die VIP-Presseeinladung beinhaltete eine goldene Plastikkarte im Stil einer Kreditkarte. Nur dass es eben die Einladung ist. Das alleine hätte mir schon zu denken geben sollen, aber ich hatte noch Hoffnungen. Schließlich hat sich das MMA mittlerweile zu einer guten Adresse für Electro etabliert und wenn die Musik stimmt, kann es nicht so schlimm werden – dachte ich.

Der Anblick der langen Schlange vor dem Club, um 22 Uhr (!), lässt uns kurz zurückschrecken. Wer sind diese Menschen? Haben P1, 089 und Heart heute geschlossen? Was ist mit dem üblichen Publikum passiert?  WER wurde hier eingeladen? Hohe Schuhe, Overknee Stiefel, aufgestylte Münchner-Schickeria-Girls wohin das Auge nur sieht. Meine zwei Freundinnen und ich werfen uns verzweifelte Blicke zu. Davonlaufen?

Ich treffe eine Kollegin, sie verdreht die Augen und ich frage sie, ob es so schlimm ist wie ich vermute. Sie nickt, „aber es gibt Freigetränke“ ruft sie mir hinterher. Mit der Sicherheit, dass es ein Gratismittel gibt, um das Event erträglich zu machen, wagen wir  uns hinein. Wir werden herzlich begrüßt und auch die Gründerin der App ist sehr nett. Mist.

Das Outfit des DJs erinnert an rosafarbenes Bonbonpapier

Langsam gehen wir die Treppen hinunter. Bleiben stehen. Wollen zurück. „Was haben sie mit dem MMA gemacht?“ schießt es mir durch den Kopf. Es läuft schlechte Mainstream-Clubmusik gemixt mit seltsamen HipHop-Remixen. Die Gäste sind zu 99% das erste Mal hier und stehen im Kreis. Feiern sich selbst.

Ein Missbrauch des MMA.

Ein Missbrauch der Ohren.

Ein Missbrauch der Augen.

Wo bin ich hier gelandet? Die Gratisgetränke beschränken sich auf einen widerlich schmeckenden Mix aus Wermut und Tonic Water oder Tiger Bier aus Singapur. Zumindest gibt es einen Jägermeister-Stand. Schmeckt auch nicht viel besser, aber erfüllt seinen Zweck und macht die Situation schneller erträglich.
Ich suche mir ein Mantra, das ich mir nonstop vorsage: „Nimm es mit Humor!“. Der DJ versucht derweil, seine schlechten Skills mit einem absurden Outfit zu vertuschen. Pink/Silberne Daunenjacke in Kombination mit pinken Kopfhörern auf Glatze. Funny.

Meine Freundin Doro raunt mir in regelmäßigen Abständen „das glaubt uns kein Mensch“ ins Ohr, während sie sich umsieht.

Wir müssen beide lachen und fangen an zu tanzen – der Jägermeister wirkt endlich.

Es schlägt Mitternacht. Anders als bei Dornröschen geht nun erst die Verwandlung los. Die Bar mit den Freigetränken wird geschlossen, dafür verlässt DJ Bonbonpapier endlich das Pult und die elektronische Musik übernimmt wieder die Herrschaft! Wir rasten kurz aus, doch sind wir anscheinend die einzigen. Verstörte Schickerias laufen herum auf der Suche nach Mainstream und Champagner, während langsam das eigentliche MMA-Publikum eintrifft um klarzustellen, wer hier Zuhause ist. Die Wirkung des Jägermeisters lässt nach, der Duft von Abercrombie-Parfum bleibt – Zeit zu gehen.

Wir bekommen eine nette Goodie-Bag und werden sogar mit einem Shuttle-Service nach Hause gefahren. Zu guter Letzt also doch etwas Positives! Auf der Heimfahrt lasse ich schmunzelnd noch einmal den absurden Abend Revue passieren. Eines steht zumindest für mich fest: sollte das Publikum die zukünftigen Nutzer der App widerspiegeln, bleibe ich lieber Single.

Doro, mein Unicorn, hätte ich gewusst, dass es unsere letzte gemeinsame Party  wird, unsere letzten gemeinsamen Stunden, dann hätten wir bis in den Morgen getanzt und noch länger…<3


Beitragsbild: (c) Stefanie Manna

3 Comments
  • Veronika n
    Posted at 19:20h, 22 Februar

    WIr sind auch nach 12 ausgerastet , schade wir uns verpasst haben ))

  • Miriam Piecuch
    Posted at 16:29h, 23 Februar

    Warum davonlaufen manchmal einfach die klügere Wahl ist

    Liebe Stefanie Manna,

    es tut uns wirklich leid zu hören, dass der Abend für Dich persönlich so eine Katastrophe war.

    Deine „Kritik“ bezieht sich auf
    -Die Outfits der anderen Gäste (schwarze Stiefel, Blümchenmusterjacke)
    -Deiner Meinung nach zu viele „Schicki-Micki-Gäste“
    -Der Musikstil, der Dir nicht gefallen hat und der nicht MMA-typisch war
    -Zu wenig und zu warme Freigetränke, um sich in Stimmung zu trinken

    Wir denken, dass vielen die Party gefallen hat. Wie immer und auf jeder Party gibt es aber auch Gäste, die keinen Spaß haben. Das ist zwar schade, aber man hat ja die Möglichkeit zu gehen. Das ist doch allemal besser, als sich über die Musik oder den Style der anderen Gäste aufzuregen und nachher darüber abzulästern.

    Hier mal ein spannender Artikel zum Thema „Lästern“
    http://www.sueddeutsche.de/karriere/lebenskunst-ist-weniger-ueber-andere-zu-laestern-1.599927

    Liebe Grüße
    Miriam
    (zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei mayze)

  • Dude
    Posted at 14:11h, 22 November

    Danke für die schönen Worte am Ende <3

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