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Jim Jarmusch, Iggy & The Stooges – “Gimme Danger” im Kino

Thomas Empl

Iggy Pop, der berühmteste Oberkörper der Rockgeschichte, zappelt über die Bühne. Leute schmeißen Flaschen, eine trifft ihn am Kopf. Er blutet. “Too bad, you didn’t kill me!”, sagt Iggy und macht weiter. Irgendwo zwischen ziemlich cool und ziemlich abgefuckt.

Iggys Band, The Stooges, hält Jim Jarmusch für die beste Rock’n’Roll-Band aller Zeiten. Sein Film Gimme Danger ist deshalb mehr Hommage als Dokumentation geworden, ein 108-minütiger „Essay“ (so nennt er’s selbst), warum er die Band so gut findet. Ein eigener Ansatz, eine Musikdoku zu machen. Aber die Stooges sind halt auch anders als die anderen.Gimme Danger Stooges

Manchmal spielen sie richtig mies

Zwei Versuche, durchzustarten, 1968-71 und 72-74, scheitern mehr oder weniger, schlechte Kritiken, schlechte Verkäufe, Heroin. Die Jungs sind weder krasse Musiker noch große Lyriker im Dylan-Stil, manchmal spielen sie sogar richtig mies und die Meute rastet aus. Anders als bei den Musikdokus über die anderen großen Bands ihrer Zeit, etwa Ron Howards Eight Days A Week aus dem letzten Jahr, gibt es auch schlichtweg nicht so viel Material. Die Stooges waren lang nicht so oft im Fernsehen und bevor es zu einer medialen Ausleuchtung im Beatles-Stil hätte kommen können, war die Band ja immer schon wieder aufgelöst.

Also muss Jarmusch anders rangehen als seine Kollegen

Er stellt die Geschichten, die ihm Iggy Pop (letzte Woche 70 geworden und absurd gut in Form) und die anderen noch lebenden Bandmitglieder erzählen, einfach durch zusammengeschnittene Szenen aus alten Hollywoodfilmen oder krude animierte Zeichentricksequenzen nach. Gimme Danger wirkt so manchmal für eine Doku ungewöhnlich rasend, springt hin und her und hat so seine erzählerischen Brüche. Was Jarmusch völlig egal ist. Auf Chronologie legt er keinen Wert, sein Film folgt einer bewussten Unvollständigkeit. Eine Phase von 25 Jahren, bevor die Band sich wiedervereint, wird etwa einfach unerwähnt übersprungen; „Lust for Life“, Iggys erfolgreichstes Solo-Album nicht einmal namentlich erwähnt. Macht er halt so.

Gimme Danger Iggy

Aber Jarmusch geht’s hier um die Band. Dass sie die coolste ist. Und das, obwohl man nicht einmal eine große musikalische Entwicklung zu sehen kriegt, wie zum Beispiel bei den Beatles. Oder gerade deshalb. Am Anfang wie am Ende, 30, 40 Jahre später, springt Iggy oberkörperfrei in die Menge – und die rastet aus. Sehr cool.

“Gimme Danger” startet am 27.04.2017. Am Mittwochabend um 21:45 gibt’s eine Preview in den Kinos Münchner Freiheit.

Trailer:

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Foto-Credit: (1) © Danny Fields c/o Gillian McCain. (2) © Tom Copi. (3) © Byron Newman. Alle: © Amazon Studios / Magnolia Pictures / Studio Canal.

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