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Radikal jung 2017 – was wir dieses Jahr vom Theaterfestival erwarten können
- Wir bringen dich rein: Retro-Rock mit den Wolf Mountains am Donnerstag in der Milla - 27. März 2018
- Synthie-Sounds von PTTRNS und Cosí e Cosí in der Milla am 9.4. - 23. März 2018
- The Hunna und Coasts bringen den Sommer nach München - 16. Februar 2018
Theater ist öde, alles eh nicht mehr aktuell? Nicht auf sowas hören. Sowas sagen nur die, die selbst nicht ganz up to date sind!
Denn vom 28. April bis zum 7. Mai lädt Das Regietheaterfestival “Radikal jung 2017” wieder ins Volkstheater ein, Stücke von jungen Regisseuren zu erleben, die mit ihren Themen und Inszenierungen den Zeitgeist zielsicher treffen. In Europa seit 2011, und über Europa hinaus seit 2013, bietet das “Radikal jung” einen Einblick in die Elite der neuen, innovativen Stücke.
Die dreiköpfige Auswahljury, bestehend aus Festivalleiter Kilian Engels, Theaterkritiker Prof. C. Bernd Sucher und Schauspielerin Annette Paulmann ging auf intensive Suche nach der Crème de la Crème des jungen Theaters und sie wurden fündig! Juhu! 9 Regisseure wurden eingeladen, um, umrahmt von Eröffnungsparty, Abschlussdiskussion und der finalen Vergabe des Publikumspreises, ihre Inszenierungen auf Münchens Bühnen zu bringen. Hier könnt ihr euch schon mal anschauen, was die denn so können!
Cock, Cock… Who’s There?
The Internet is there. Denn dadurch veränderte sich Samira Elagoz Umgang und Sicht auf Sexualität drastisch. In einer dokumentarischen Performance erzählt die Regisseurin aus Amsterdam in englischer Sprache von Intimität, Gewalt und Machtverhätnissen. Mit Hilfe von Online-Plattformen bringt Samira Elagoz ihre ganz persönliche Geschichte auf die Bühne – wie sie versucht, der Oberhand von Social Media und Sexismus zu entgehen und selbst wieder die Kontrolle über ihre Sexualität zu erlangen.
Wann?
07.05.17 // 19:30 // Große Bühne // Karten gibt’s hier
Nathan die Weise
Huch, der und die verwechselt? Nein, das gehört so. In Leonie Böhms neuer Inszenierung des Lessing-Klassikers steht nämlich nicht Nathan selbst, sondern seine Tochter Recha im Vordergrund. Im klassischen Stück eher in den Hintergrund gedrängt und von ihrem vorwiegend männlichen Umfeld bestimmt, löst Recha sich in Leonie Böhms neu aufgelegter Inszenierung von der Fremdbestimmung und ruft laut aus für Emanzipation. Ganz nach dem Aspekt der Ringparabel, der aufzeigt, dass man ja sowieso nicht wissen kann welcher Glaube der Wahre ist, befasst sich “Nathan, die Weise” erst garnicht groß mit Religion. Im Gegensatz zu Lessings Original-Stück wird diese eher in den Hintergrund gestellt. Die generelle Identitätssuche dient dem Stück eher als Hauptthema und wird auf witzig-ironische Art und Weise vermittelt und mit improvisierten Rap-Einlagen musikalisch abgerundet.
Wann?
28.04.17 // 19:30 // Große Bühne // Karten gibt’s hier
Das Schloss
Bürokratie, unser aller Gedulds größter Feind, wird in Franz Kafkas “Das Schloss” zu einer der vielen großen Hürden des Protagonisten K. Sein Ziel: ins Schloss zu gelangen, um sich dort dem Schlossherrn vorzustellen, der ihn als Landvermesser in das winterliche Dorf bestellt hatte. Leichter gesagt als getan: Denn wie sehr K. sich auch bemüht, all seine Taktiken, das Schloss zu erreichen, scheitern am Ende. Niemand der Dorfbewohner will oder kann K. aus seinem Kreislauf der vergeblichen Versuche helfen. Dicke Pelzmäntel veranschaulichen das kalte Grauen der aussichtslosen Situation und weiß bemalte Gesichter die Komik K.’s Scheiterns. Mit ausdrucksstarken, dynamischen Mitteln inszeniert der Regisseur Nicolas Charaux ein Stück, das das Gefühl des sich immer wiederholenden, erfolglosen Bemühens verbildlicht und das Publikum mitspüren lässt.
Wann?
03.05.17 // 19:30 // Große Bühne // Karten gibt’s hier
Der 2. Mai 2017
An diesem Datum um 20 Uhr ertönt es, wie an jedem anderen Tag, nach einem kräftigen Gong: “Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau”. Millionen von Zuschauern sitzen jetzt vor den Bildschirmen. Man kann es eine Gewohnheit nennen, alltägliche Routine. Stumpfe Routine, wie man sie überall in einer typischen Kleinstadt finden kann. Doch ein Alternativprogramm für den 2.Mai bietet der Hamburger Jan Philipp Stange. Er bringt mit Live-Texten aus der Tagesschau die beliebteste Nachrichtensendung Deutschlands auf die Bühne und kombiniert sie mit einem routinierten Kleinstadtalltag. Passt irgendwie zusammen.
Wann?
02.05.17 // 19:40 // Große Bühne // Karten gibt’s hier
Gott wartet an der Haltestelle
Über den Konflikt zwischen Israel und Palästina handelt das Stück der selbst in Israel geborenen Maya Arad Yasur. Zeitlich angesetzt in der Hochphase der unzähligen Selbstmordattentate während der zweiten Intifada, ist die Basis für das Stücks das Selbstmordattentat einer jungen palästinensischen Frau. Sie reißt sich und 29 weitere Menschen in den Tod. Der weitere Verlauf des Stücks beschäftigt sich mit der Frage nach Gründen und “Was wäre wenn”s . Was bringt einen Menschen zu solch einer Tat? Hätte man etwas daran ändern können? Und wenn ja, wer und wie? Mit Fokus auf die Besatzungspolitik Israels und die patriarchalischen Machtverhältnisse will die energiegefüllte Inszenierung, dem Kern des Terrors im Nahen Osten auf den Grund gehen. Und das trifft zu Zeiten von weltweiter Angst vor Terror, auch hier den Zahn der Zeit.
Wann?
04.05.17 // 19:30 // Karten gibt’s hier
05.05.17 // 17:00 // Karten gibt’s hier
05.05.17 // 21:00 // Karten gibt’s hier
Kroniek oder wie man einen Toten im Apartment nebenan für 28 Monate vergisst
2005 in Genf: Michel Christen wird tot auf dem Sofa seiner Wohnung gefunden. Doch seine Leiche besteht nur noch aus Zähnen, Haaren und Knochen. Denn der Schweizer starb zweieinhalb Jahre vor seinem Fund. Man fragt sich, wie ein Mann, der Familie, Freunde und Nachbarn hatte, einfach 28 Monate lang tot in seiner Wohnung liegen konnte ohne vermisst zu werden. Der Regisseur Florian Fischer erzählt mit seinem Stück eine Geschichte über einen ganz besonders einsamen und traurigen Tod, die er mit vielseitigen, besonders elektrischen Mitteln inszeniert. P.S. Das Stück wird in flämischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt.
Wann?
06.05.17 // 17:00 // Karten gibt’s hier
06.05.17 // 21:00 // Karten gibt’s hier
Stören
Abcheckende Blicke, Hinterherpfeifen oder ein “Hey Süße, zieh doch mal dein Röckchen hoch”. Ja doch, das stört. Jede Frau hat es in ihrem Leben schon mindestens einmal mit Anspielungen, Belästigungen und unangenehmen Situationen zu tun. Da ist es schon fast obligatorisch, nachts alleine beim nach Hause gehen mit der Freundin zu telefonieren und ihr Updates zu geben, ob ein gruseliger Typ hinter einem herläuft. Und wenn der Mitfahrgelegenheits-Typ, mit dem du im Auto nach Berlin sitzt, dich fragt, ob man im Wald spazieren gehen will, dann ist ja wohl mehr als klar, was der will. Aber ist es das wirklich? Das ausschließlich weibliche Ensemble der Inszenierung von Suna Gürler geht dieser und anderen Fragen nach. “Stören” behandelt auf zugängliche und zugleich lustige Art, was es manchmal heißt eine Frau zu sein. Und mit welchen Vorurteilen man dadurch vielleicht geprägt ist. Denn vielleicht wollte der Mitfahrgelegenheits-Typ dir ja nur ein Reh im Wald zeigen…
Wann?
29.04.17 // 19:30 // Große Bühne // Karten gibt’s hier
The Making-Of
Ein Theaterstück über die Absurditäten des Theaters. Die Story der Komödie “The Making-of” ist ganz offensichtlich ironisch und provozierend. Ein deutscher Superheldenfilm: das ist die Vision einer Filmregisseurin. Leider können die Schauspieler des klischeehaften Held-Frau-Bösewicht-Films den Rollenerwartungen nicht ganz gerecht werden. Der Hauptdarsteller hat eine zu hohe Stimme und über die Brüste der Hauptdarstellerin wird auch diskutiert. Nora Abdel-Maksoud inzeniert eine Parodie auf unerfüllbare Rollenvorstellungen und lächerliche Film-und Theaterideale. Und das in einem Theaterstück, wie schön!
Wann?
30.04.17 // 19:30// Große Bühne // Karten gibt’s hier
01.05.17 // 19:30 // Große Bühne // Karten gibt’s hier
Wenn die Rolle singt oder der vollkommene Angler
Angeln, das ist für viele Langeweile in ihrer Vollkommenheit. Doch ist Angeln nicht eigentlich so viel mehr? Wenn man lang genug drüber nachdenkt, kann man dann nicht in jedem Gewässer, in jedem Fisch, in jeder kleinen Welle eine Metapher fürs Leben finden? Das sind Gedanken, die einem nach stundenlangem Sitzen und Warten auf das Anbeißen des Fisches kommen. Die zwei Angler des Stücks von Johanna Louise Witt haben bei ihrem abendlichen Angelgang genug Zeit, um über absolut jedes Thema zu philosophieren. Und tun es auch. Geduld und Hoffnung, Erfolg und Misserfolg – meist letzteres – begleiten die beiden durch den entspannten Angel-Abend. Angeln, das bietet eigentlich alles, was das Leben auch zu bieten hat.
Wann?
01.05.17 // 20:00 // Kleine Bühne // Karten gibt’s hier
02.05.17 // 17:00 // Kleine Bühne // Karten gibt’s hier
02.05.17 // 21:00 // Kleine Bühne // Karten gibt’s hier
03.05.17 // 20:00 // Kleine Bühne // Karten gibt’s hier
Fotos © (1) Nellie de Boer (2) Krafft Angerer (3) Arno Declair (4) Irina Ximena Perez Berrio (5) Krafft Angerer (6) Jules August (7) Ute Langkafel MAIFOTO (8) Ute Langkafel MAIFOTO (9) Johanna Louise Witt
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