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Kostenloses Wlan in München – Der Kampf zwischen Stadt und MVG

Katrin Schultze-Naumburg

Wer kennt es nicht? Man will noch schnell ein Foto verschicken und genau in dem Moment bleibt die U-Bahn am tiefsten Punkt des Tunnels stecken. Dort, wo garantiert kein Fünkchen Internet mehr ankommt. Minuten lang beobachtet man frustriert das kleine Rädchen, das sich zwar unermüdlich, aber dennoch erfolglos dreht. In diesem Moment verflucht man die MVG dafür, dass sie im Jahr 2017 immer noch kein Wlan installiert hat. Das kann doch nicht so schwer sein, denkt man sich und drückt zum hundertsten Mal auf “Wiederholen”.

Der Kampf um das Wlan in den Öffis

Offenbar ist es schwer – zumindest werden zu dem Thema seit Jahren erbitterte Diskussionen zwischen der Stadt und der MVG geführt. “Zu teuer, zu ineffektiv, zu aufwändig” sagt die MVG. Die Stadt hingegen möchte mit der Zeit gehen und das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs attraktiver machen. An der Münchner Freiheit und in einigen Buslinien wurde Wlan inzwischen probeweise eingerichtet und befindet sich seit letztem Jahr im Testlauf.

Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, wird es jedoch in U- und Trambahnen auch in Zukunft kein Wlan geben. An den Bahnhöfen will die MVG zudem nur in den Sperrengeschossen das kostenlose Surfen ermöglichen. Der Stadt ist das aber nicht genug, vor allem Grüne und CSU fordern freies Wlan auch auf den Bahnsteigen. Die SPD will sich dagegen auf Bahnhöfe mit Geschäften beschränken. Die Leute sollen nicht mit freiem Wlan auf die Bahnsteige gelockt werden. Auch die MVG hatte schon früher in der Süddeutschen Zeitung damit argumentiert, dass kostenloses Wlan auf den Bahnsteigen ein Sicherheitsrisiko darstellen würde. Man wolle keine Wlan-Nutzer haben, die die Fluchtwege blockierten.

Heutzutage besitzt allerdings beinahe jeder ein Handy mit mobilem Datenvolumen – dann wäre dieser Argumentation zufolge jeder “herumstehende” Smartphone-Nutzer ein potenzielles Sicherheitsrisiko? Freies Wlan spart den Nutzern lediglich Kosten, ob es ihr Surfverhalten ändern würde erscheint fragwürdig. Auch dass Leute auf die Bahnhöfe gelockt werden, klingt nicht plausibel. So viel Mühe man sich auch immer mit dem Design der Münchner U-Bahnhöfe gibt, zum Verweilen laden sie nicht unbedingt ein.

Wlan-Hotspots der Stadt München

Ganz anders sieht es da oberhalb der Erde aus: Die Stadt München bemüht sich seit einigen Jahren, das öffentliche Wlan-Netz auszubauen. Zusammen mit muenchen.de und M-net bieten die Stadtwerke München (SWM) ein immer größer werdendes Netzwerk aus Wlan-Hotspots an. Gekennzeichnet sind die Hotspots mit einem Schild, einwählen kann sich jeder ohne Registrierung, für unbegrenzte Zeit und vollkommen kostenlos.

Besonders in der Innenstadt kann man an vielen zentralen Plätzen bereits über eine Wlan-Verbindung surfen. Aber nicht nur an Stachus, Marienplatz & Co gibt es Hotspots, sondern auch außerhalb der Altstadt, wie zum Beispiel am Rotkreuzplatz oder Gärtnerplatz. Sogar am Deutschen Museum oder im Olympiapark findet man inzwischen freies Wlan.

Eine Übersicht aller Hotspots findet ihr auf der Seite der Stadt München und auf der unten stehenden Karte.

Darüber hinaus gibt es inzwischen auch zahlreiche Cafés, Bars, Restaurants und Geschäfte, die für ihre Kunden kostenfreies Wlan anbieten. Kostenloses Internet ist heutzutage also keine so bahnbrechende Innovation mehr, wie mancher Politiker denken mag. Und mal ehrlich – wer blockiert denn schon freiwillig die Fluchtwege auf einem zugigen U-Bahnhof, wenn er sich auch mit einem Kaffee auf die Treppen der Feldherrenhalle setzen kann?

2017-06-21 16_45_20-WLAN WiFi Hotspot München - auf muenchen.de - dem offiziellen Stadtportal

Wlan Hotspots der SWM


Beitragsbild: unsplash/Derick Annies, zweites Bild: OpenStreetMap auf muenchen.de

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1Comment
  • Gordon
    Posted at 08:44h, 22 Juni

    Das MVG-Argument mit der eingeschränkten Sicherheit ist aus meiner Sicht auch wenig Wert. Deiner Argumentation in diesem Bereich kann ich mich anschließen.

    Das Kosten-Argument allerdings schon. Freies WLAN mag für Nutzer kostenlos sein, für den Betreiber erzeugt es immense Kosten – je schwieriger erreichbar (z.B. in Tunneln), desto aufwendiger und teurer wird es. Wer trägt die Kosten beinem Betreiber, der kostenneutral agieren muss/soll? Wir, die Fahrgäste tragen die Kosten durch höhere Ticketpreise. Die Oma und der Opa werden sich freuen, wenn sie für die Jugend (aus ihrer Perspektive) mehr bezahlen müssen, damit diese auch noch in Tunneln Musik so laut streamen kann, dass sie ihr Gehörgerät runterregeln müssen.

    Du magst keine höhreren Ticketpreise? Dann nur noch einmal zur Erinnerung: bräuchte die MVG Subventionen, müsste der Vertrag ausgeschrieben werden (siehe Berlin, Nürnberg etc.) – was auch keiner will.

    Es gibt einen klugen Satz: “Kostenlos ist nur der Tod – und manchmal selbst der nicht.” (keine Ahnung von wem er ist, ich finde ihn aber gut ;-))

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