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„Die digitale Transformation gestalten“ – fortiss-Geschäftsführer Harald Rueß im Interview

fortiss

Autos, die sich selbst lenken, Roboter, die durch Handbewegungen programmiert werden und Industrieanlagen, die mit der neuen 5G-Technik über Kontinente hinweg per Streaming ferngesteuert werden – das sind nur drei der zahlreichen technischen Innovationen, an denen Wissenschaftler der fortiss GmbH forschen. Das Hightech-Forschungsinstitut öffnet am Donnerstag, 29. Juni 2017, ab 13 Uhr seine Labore für die breite Öffentlichkeit. Unter dem Motto „Wir gestalten die digitale Transformation“ können Besucher sich am Tag der offenen Tür in der Guerickestraße 25 in Schwabing über mehr als 60 Projekte aus Wissenschaft und Forschung informieren.

Ein Gespräch mit dem fortiss-Geschäftsführer Harald Rueß über die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation.

csm_IMG_9735_02_2ed025a82eEine der bekanntesten fortiss-Entwicklungen war ein Roboter, der als Barkeeper arbeitet. Würden Sie sich selbst gerne von einem Roboter bedienen lassen?

Nein, derzeit wohl nicht. Der Barroboter diente als Vehikel, um soziale Interaktionsmechanismen zwischen Roboter und Mensch zu erforschen. Wir werden aber schon bald Arbeitsplätze in der Industrie haben, bei denen Roboter dem Menschen direkt zuarbeiten. Es zeigt sich, dass die Akzeptanz solcher Roboter am Arbeitsplatz steigt, wenn sie zumindest Grundzüge menschlicher Interaktion, einschließlich eines Augenzwinkerns, mit einbeziehen. Längerfristig werden Roboter viele unserer alltäglichen Lebenswelten durchdringen, sei es nun der Empfangsroboter im Hotel oder auch das automatische Helferlein etwa in der Pflege, und meinetwegen dann auch in einer Bar.

fortiss sorgt mit seinen Innovationen dafür, dass Bayern zu den Gewinnern der digitalen Transformation gehört. Auf welche Entwicklungen sind Sie besonders stolz?

Wir haben einge ganze Reihe von öffentlichkeitswirksamen Demonstratoren, angefangen vom autonomen Fahren, flexiblen Produktionssystemen, virtuellen Kraftwerken in der Energieversorgung, oder auch Blockchains für die öffentliche Verwaltung. Im Grunde aber geht es bei den allermeisten unserer Arbeiten darum, die zugrundeliegende Technik beherrschbar und sicher zu gestalten. Wir sind etwa bei modernen Methoden zur Entwicklung und dem Betrieb von verlässlichen und performanten Steuerungssystemen und -programmen führend.

In jüngster Zeit haben sich zahlreiche privatwirtschaftliche Forschungseinrichtungen in der Metropol-Region München niedergelassen – so etwa die Microsoft IOT Labs, das Watson IOT Center Munich von IBM oder das Huawei Lab. Welchen Anteil daran hat die Arbeit von fortiss?

Natürlich sind wir als außeruniversitäres Institut in München ein Teil des Erfolgsmodells. Die Landeshauptstadt wird mittlerweile als IT-Standort Nummer eins in Europa wahrgenommen. Die wirtschaftliche Dynamik ist bei uns größer als etwa in Zürich. Es gibt hier eine ganze Reihe exzellenter Universitäten und globale Technologieführer. Allein in der Metropolregion München sitzen 20.000 IT-Mittelständler. Als ich hier 2008 ankam, hatten die meisten amerikanischen Konzerne dagegen fast nur Vertriebsstandorte an der Isar. Heute haben sie in München fast alle auch wichtige Forschungs- und Entwicklungs-Standorte. Wir sind zwar nur ein kleines, aber dafür ein essentielles Mosaikteil dieses Clusters.

Sind auch kleinere und mittelständische bayerische Unternehmen mittlerweile ausreichend für die digitale Transformation vorbereitet?

Das kommt stark auf die Branchen an. Es ist in jedem Fall eine unglaubliche Herausforderung, vor der auch der Mittelstand im Freistaat steht. Im Auftrag des Verbands der bayerischen Metall- und Elektroindustrie unterstützen wir Mittelständlern deshalb bei einer Standortbestimmung, um dann auch ein Bewusstsein für Chancen und Risiken in der digitalen Transformation zu schaffen.

Die digitale Transformation schreitet voran. Viele Menschen haben Angst, durch Automatisierung ihre Jobs zu verlieren. Ist diese Furcht begründet?

Diese Angst ist begründet. 40 bis 50 Prozent der derzeit geläufigen Job-Profile werden sich dramatisch ändern. Insbesondere wenn Menschen einen Bürojob haben, der sie fürchterlich langweilt, sollten sie sich auf die anrollende Welle schnellst möglich vorbereiten. Insgesamt ist unsere Gesellschaft beim Diskurs und der Beantwortung zentraler Fragestellungen, etwa wie wir entstehende Freiräume möglichst sinnstiftend nutzen, noch nicht gut genug vorbereitet. Wichtig ist auch, dass wir, und hier ist sowohl jeder Einzelne als auch die Gesellschaft insgesamt gefordert, uns nicht willenlos gegenüber den großen IT-Konzernen ergeben. Diese können es sich derzeit noch leisten, für einen Appel und ein Ei unsere Daten abzugreifen, um damit dann den großen Reibach zu machen. Wir brauchen stattdessen eigene Initiativen. Es gilt, die digitale Transformation positiv zu gestalten.

Wirtschaftlich ist Bayern einer der großen Gewinner der digitalen Transformation. Natürlich gehen auch im Freistaat erst einmal Arbeitsplätze im Zuge der Automatisierung verloren, doch es entstehen zugleich sehr viele neue Arbeitsplätze – insbesondere natürlich mit Informatikbezug. In manchen Branchen kann man jetzt schon beobachten, dass schon längst verloren geglaubte Produktionsstätten wieder nach Deutschland zurückgeholt werden unter Einsatz flexibler und software-intensiver Produktionsverfahren. München wird einer der drei Top-Standorte im Bereich der Informationstechnologie weltweit sein neben San Francisco und Shanghai.

fortiss gibt es noch nicht einmal seit einem Jahrzehnt. Doch sie haben bereits über 130 Mitarbeiter.

Und wir wachsen immer weiter. Bislang hatten wir seit 2009 jedes Jahr einen Mitarbeiterzuwachs von 20 bis 30 Prozent. Wir können uns derzeit vor Anfragen zu attraktiven Forschungsprojekten kaum retten, was ja auch den enormen Bedarf für ein solches Institut an der Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft nochmals verdeutlicht.
Für Berufsanfänger und erfahrene Forscher sind wir attraktiv, da wir an spannenden Themen wie der Künstlichen Intelligenz forschen. Wir sind auch eines der führenden Institute zum Software- und Service-Engineering mit weltweiten Kontakten in der Spitzenforschung und mit industriellen Technologieführern. Auch bei unserem künftigen Wachstum werden wir jedoch keinesfalls die gute Qualität unserer Arbeit gefährden. Wir werden weiterhin versuchen, die besten Köpfe der Informatik am fortiss zu versammeln, um bestmögliche, verlässliche und sichere digitale Technik zur Verfügung stellen zu können.

 


Fotos: © Fortiss


Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erscheint im tagebook, einer Kategorie, die unsere Partner nutzen können, um neue Ideen und Inspirationen in Blog-Beiträgen vorzustellen.

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