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WirSindAlle Schüler*innen. Junge Münchner*innen engagieren sich für Geflüchtete

Emanuel Weitmann
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Geflüchtete brauchen vor allem eines: Sicherheit. Doch diese ist ihnen oftmals nicht gewährt, da immer weniger Geflüchtete Schülerinnen die Erlaubnis bekommen, sich schulisch oder beruflich zu beteiligen.

Ein geregeltes Leben führen mit der Aussicht auf einen Job und die Interaktion mit Mitmenschen aus Deutschland – das sind wichtige Motoren für erfolgreiche Integration. Werden Geflüchteten diese Möglichkeiten genommen, rückt Integration in immer weitere Ferne. Auch die Ständige Angst, abgeschoben zu werden nimmt dem Einzelnen die Möglichkeit, anzukommen.

Diese Problematiken sind nichts Neues und  allgegenwärtig im Diskurs um die Flüchtlingspolitik. Genau deswegen ist es wichtig, immer wieder auf diese Themen aufmerksam zu machen.

Neues Integrationsgesetz

Im Sommer letzten Jahres stellte die Bundesregierung das neue Integrationsgesetz vor: Auszubildende sollen besser gefördert werden. Es soll Rechtssicherheit bezüglich des Aufenthaltsstatus während der Ausbildung geschaffen werden und die Vorrangprüfung wird ausgesetzt. Das bedeutet, dass Geflüchtete, deren Aufenthaltsstatus noch nicht entschieden ist, nach drei Monaten Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Des Weiteren sollen Geflüchtete besser an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, um sich so schneller und besser integrieren zu können.

Ein zentraler Punkt im Integrationsgesetz ist die sogenannte “3 + 2 Regelung”. Diese besagt, dass Geflüchtete, die eine Ausbildung haben, für die Gesamtdauer dieser Ausbildung geduldet werden. Wird nach erfolgreichem Absolvieren der Ausbildung eine ausbildungsadäquate Beschäftigung gefunden, darf der oder die Betroffene noch zwei weitere Jahre in Deutschland bleiben.

Auf dem Papier klingt das ja erst einmal gut.

Da die CSU aber den rechten Rand nicht der AfD überlassen möchte, fand sie ein Schlupfloch in der “3 + 2 Regelung“, welches es immer noch ermöglicht, Menschen abschieben zu lassen, selbst wenn diese mitten in einer Ausbildung stecken.

Wir sind alle Schüler*innen

Unter diesem Motto veranstalteten am Donnerstag den 13. Juli das Münchner Schülerbüro (MSB), die Stadt SchülerInnen Vertretung (SSV), die SMV der Berufsschule Balanstraße und das Junge Bündnis für Geflüchtete ein Festival in der Glockenbachwerkstatt. Zum einen, um auf die ungerechte Abschiebung aufmerksam zu machen und zum Anderen, um sich sozial für Geflüchtete zu engagieren. Vor allem die “3 + 2 Regel” soll uneingeschränkt gelten, wie es ja eigentlich auch bundesweit gesetzlich vorgeschrieben ist, finden die Veranstalter.

Gruppe 1 Glockenbach

Die Veranstaltung umfasste zum Einen Workshops, die juristische Tips zum Thema Demonstrationen gaben, zum Anderen sorgten Bands aus München für musikalische Untermalung ,wie zum Beispiel die Punk-Band „Zoo Escape“. Zusätzlich hatten die Schüler*innen auch Stände aufgebaut, an denen es Infomaterial, T-Shirts und Jutebeutel gab.

Nik Poetzsch, neben Zora Siebauer einer der Veranstalter, erzählte uns über seine Motivation und warum ihn die Thematik nicht nur aus sozialen, sondern auch aus privaten Gründen stark betrifft. Er ist 16 Jahre alt und so politisch engagiert wie sehr wenige in seinem Alter. Er selbst beschreibt sich treffenderweise als “untypisch 16”.

Einer der Veranstalter:Nik Pötzsch

Er möchte mit dem Event auf die Missstände in der (bayerischen) Asylpolitik aufmerksam machen und wünscht sich, dass Geflüchtete hier einen Platz zum Leben und nicht nur zum Überleben finden. Mit dem Festival könne man ein breites Spektrum ansprechen und so den Stein ins Rollen bringen.

Allgemein möchte sich Nik auch für einen generellen Abschiebestopp nach Afghanistan einsetzen, da die Situation dort auf keinen Fall als sicher eingestuft werden kann. Des weiteren sollen Geflüchtete bessere Chancen bekommen sich zu integrieren, egal woher der oder die Betroffene kommt.

Ihn selbst betrifft die Thematik Abschiebung ganz besonders. Seine Eltern haben den jungen Afghanen Aliahmad Alizade als Patenkind aufgenommen und die beiden haben sich angefreundet. Vor einiger Zeit wurde Aliahmads Asylantrag abgelehnt, was für ihn eine Abschiebung nach Afghanistan bedeuten würde.

Die Chancen stehen für Aliahmad jedoch besser als für viele andere Geflüchtete, in Deutschland bleiben zu dürfen: Er wurde auf einer Schule angenommen und könnte eine Ausbildung beginnen. Momentan heisst es aber noch abwarten.

Wenn die CSU also aufhört, sich Schlupflöcher für Abschiebungen in Kriegsgebiete zu suchen, dann können viele junge Menschen sich hier stressfrei niederlassen und ein neues Leben beginnen. Denn nur so kann Integration funktionieren, beidseitig und mit Verständigung. Nicht durch die ständige Angst, zurückgeschickt zu werden und durch eine bayrische Politik, die das Gefühl vermittelt hier nicht gewollt zu sein.


Beitragsbild: © Junges Bündnis für Geflüchtete

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