Fotografie
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„Life is like a camera.” – Philipp Bachhuber im Interview

Yannik Gschnell

Portrait- und Businessfotograf: das klingt nach knallhartem Geschäft. Ganz anders präsentiert sich Philipp Bachhuber im Gespräch mit Mucbook. Er verrät uns seine Geschäftsphilosophie und seine Meinung zur Fotografie in Zeiten des Smartphones.

Mucbook: Wie kamst du ursprünglich zur Fotografie?

Philipp Bachhuber: Angefangen hat es bei mir mit der alten analogen Kamera meines Vaters. Das war eine Canon A1, ein Klassiker. Ich schoss meinen ersten Kodak-Film mit 36 Bildern und war fasziniert. Seit diesem Zeitpunkt hat mich dieses Medium begeistert. Zu Beginn inspirierte mich die Street Photography besonders. Leute wie Henri-Cartier-Bresson oder Vivian Maier mit ihren unglaublich ausdrucksstarken Schwarzweiß-Bildern waren meine Vorbilder. Ich schulte mein Auge und entdeckte dadurch plötzlich die wunderbaren Geschichten, Momente und Emotionen des alltäglichen Lebens, die ich fortan mit meiner Kamera einfangen wollte.

Hast du eine Ausbildung genossen?

Nein, ich habe keine klassische Ausbildung der Fotografie durchlaufen, sondern mir alles selbst beigebracht. Ich wollte erst Fotodesign an der FH studieren, entschied mich schlussendlich dann doch für ein Studium der Wirtschaftspsychologie. In der Fotografie entwickle ich mich weiter, indem ich mich im Internet informiere oder mit anderen Fotografen zusammenarbeite. Es gibt mittlerweile so genialen Content rund um die Fotografie, dass sich eine klassische Ausbildung meiner Meinung nach nicht wirklich lohnt. Wenn es dich interessiert, schnapp dir einfach eine Kamera und probiere dich aus.

Was ist deine Motivation, weiterhin Fotos zu machen?

Ich muss da einen Spruch zitieren, der mir kürzlich begegnet ist. Er lautet: „Life is like a camera. Focus on what’s important. Capture the good times. Develop from the negatives. If things don’t work out, take another shot.” Ich finde, es steckt sehr viel Wahrheit darin.  Für mich persönlich geht es einzig und allein um den Menschen vor meiner Kamera. Wer ist er? Wie sieht er sich? Was wünscht er sich?

Voller Fokus auf die Persönlichkeit

Ich höre immer wieder von Menschen, die ich fotografiert habe, dass sie sich von einer neuen Seite kennengelernt haben und sich nun selber ein wenig mehr annehmen. Das motiviert mich, weiterzumachen und noch besser zu werden.

Wenn wir Fotos von uns liebevoll betrachten und nicht gleich bewerten, sondern uns stattdessen so annehmen wie wir sind, dann kann das auch positive Auswirkungen auf andere Lebensbereiche haben. Jeder hat es verdient, ein Foto von sich in seiner besten Version zu besitzen.

Was unterscheidet Fotografie von anderen Kunstformen?

Ich suche lieber nach Gemeinsamkeiten als nach Unterschieden. Für mich hat die Fotografie mit Kunstformen wie Malerei, Zeichnen, Schreiben, Singen oder Musizieren viel gemeinsam, da sie alle dazu dienen, sich selbst der Welt mitzuteilen und Gefühle auszudrücken. Ich glaube, diese Kunstformen inspirieren sich gegenseitig und jeder soll für sich diejenige suchen, die ihn am meisten anspricht.

Hast du einen Lieblingsspot in München?

Durch meine Leidenschaft für die Street Photography komme ich viel rum in München. Die schönsten und besten Momente schreibt aber immer noch das Leben. Diese Momente können jederzeit und überall passieren. München hat da sehr viel zu bieten. Gerade der Englische Garten, die Isar oder der Olympiapark sind Orte, wo das Leben pulsiert und Menschen gerne zusammenkommen.

Du gehörst ja zu der jüngeren Generation von Fotografen. Wie alt bist du denn? Und hast du eine Einschätzung, ob es schwerer oder einfacher wird für junge Menschen, als Fotograf durchzustarten?

Ich bin 26 Jahre alt. Zum einen ist es durch Social Media leichter geworden, seine Fotos einem breiten Publikum zu zeigen. Zum anderen ist es schwieriger aufgrund der hohen Bilderflut und der immer geringeren Aufmerksamkeitsspanne der Menschen, herauszustechen und durch einen einzigartigen Bildstil im Gedächtnis zu bleiben.

Herausstechen aus der Bilderflut

Um dennoch wahrgenommen zu werden, ist es wichtig immer an seinen Fähigkeiten zu arbeiten und offen zu sein für neue Entwicklungen. Man sollte sich auch bewusst werden, für was man steht, was man anbietet und was nicht. Das ist ein ständiger Prozess. Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass es immer wichtiger wird an seiner eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Denn technisch ein gutes Foto zu machen, ist in der heutigen Smartphone-Welt nicht mehr die Herausforderung. Je mehr Technik uns umgibt, desto mehr sollte der Fokus wieder auf den Menschen gerichtet werden.

Wie steht es um die Münchner Fotografieszene?

Ich arbeite mit mehreren Münchner Fotografen zusammen. Wir unterstützen und inspirieren uns gegenseitig in unseren Projekten. Dadurch entsteht ein toller Austausch. Andere Fotografen sehe ich nicht als Konkurrenz, denn ganz alleine, ohne Hilfe von anderen, ist es in diesem Business nicht leicht, wirklich erfolgreich zu sein.

Einen Einblick in Philipps Arbeit kriegt ihr hier.


Beitragsbilder: ©Philipp Bachhuber

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