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“Heit reiß ma d’Bladdln von de Bam” – Voodoo Jürgens in der Muffathalle

Ok, zugegebenermaßen hat den Job ja schon der gerade eintreffende Winter übernommen. Bleibt uns vielleicht noch, ein paar Tote auszugraben?!

Aber von Anfang an:

Der kundige Musikfan hat das Zitat aus der Überschrift sicher schon erkannt. Es entstammt dem bis jetzt wohl erfolgreichsten und eingängigsten Stück des österreichischen Austro-Pop Erneuerers Voodoo Jürgens (“Heite grob ma Tote aus”), mit dem er Anfang 2016, aus dem Wiener Untergrund kommend, schlagartig Bekanntheit erlangte.

Nach ausverkauften Konzerten in München gibt es nächsten Dienstag nun das nächste Gastspiel des Herren Jürgens mitsamt seiner Band den “Ansa Panier” in der Muffathalle. Den Aufschlag übernehmen die nicht minder spannenden “Naked Lunch”.

Problembären

Die Mär um die neue Welle an österreichischen Qualitätsmusikern ist eigentlich inzwischen hinreichend erzählt. Dass beide Bands aus dem Dunstkreis um Wanda-Manager Stefan Redelsteiner und sein Label “Problembär Records” stammen, sei hier trotzdem nochmal erwähnt.

Wobei “Naked Lunch” tatsächlich ja schon eine ganze Weile länger dabei sind und sie ihre Songs auch in eher konventionellem Englisch vertonen. Ganz anders David Öllerer (a.k.a. Voodoo Jürgens), der sein Schulenglisch an den Nagel hängte und sich mit seinem neuem Projekt ganz dem einheimischen Dialekt hingibt. Anders ließen sich die Geschichten zwischen Beisl, Milieu und Wiener Charakterstudien wohl auch nicht adäquat erzählen.

Dass da bei den Nicht-Autochthonen (sprich den “Piefkes”) schnell ein paar Fragezeichen entstehen können – verständlich. Um dem Kosmos um Voodoo etwas näher zu kommen, gibt es von unserer Seite daher vorab ein wenig Nachhilfe in Niederösterreichisch:

 

“Beisl”

Ein Ort, an dem der Liedermacher wohl so einige Zeit verbracht hat und auch seine ersten musikalischen Gehversuche mit dem Projekt “Voodoo Jürgens” vor Publikum unternommen hat. Das Beisl ist die österreichische Entsprechung der “Boazn”. Sind schon alle dabei? “Eckkneipe” oder “Spelunke” könnte man es auch hochdeutsch nennen. Das “Beisl” ist Dreh- und Angelpunkt einiger Geschichten vom Album “Ansa Woar”.

Anspieltipp: “3 Gschichtn ausn Cafe Fesch“.

 

“Hakeln”

Zu hochdeutsch: Arbeiten. Machen die Stammgäste aus dem “Beisl” nicht immer so gerne. Und bekanntermaßen auch der “Rickal” aus dem Lied “Gitti” nicht. Böse Zungen behaupten sogar, er habe noch nie etwas “gehakelt”.

 

“Häfn”

Der Vater vom Voodoo Jürgens musste darin mal einige Zeit einsitzen. Bekannte Münchner, die kürzlich in den “Häfn” gehen mussten: Uli Hoeneß. Die Rede ist vom Gefängnis. Für die Mitschüler war das ein Grund, den späteren Musiker zu hänseln (vgl. “Tulln”). Im Erwachsenenalter wohnt er mit seinem Vater zusammen in einer WG und entwickelt zu dieser Zeit die Idee eines Projekts in Dialektsprache.

 

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“Vorstadtcasanova”

Relativ selbsterklärend, aber vom Aussterben bedroht: der Vorstadtcasanova. Auch dieser Typus hält nicht so viel vom stetigen “hakeln”. Ferner ist es um die Zahlungsmoral des Vorstadtcasanovas nicht bestens bestellt (vgl. “Gitti”). Seine gesellschaftliche Daseinsberechtigung erschöpft sich zu großen Teilen im amourösen Erfolg beim anderen Geschlecht.

 

“Wundbenzin”

Zigaretten rauchen für ganz harte Kids (oder für ganz Dumme). “Wundbenzin kann als billiges Rauschmittel inhaliert werden („Schnüffeln“). Es löst eine Schläfrigkeit, Benommenheit, Bewusstlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, zentrale Störungen und eine Atemdepression aus. Von einem Missbrauch ist dringend abzuraten, weil das Einatmen gesundheitsschädlich bis lebensgefährlich ist.” Nicht zum Nachmachen empfohlen.

 

“Heite grob ma Tote aus”

Den Titel der ersten Single kann man als Bayer oder hier Lebender wohl gerade noch verstehen. Zum einen ist dies natürlich sprichwörtlich zu verstehen, etwa im Sinne von “heute machen wir mal etwas ganz Verrücktes” oder “heute stellen wir alles auf den Kopf”. Zum anderen hat der gebürtige Tullner tatsächlich mal als Friedhofsgärtner gearbeitet. Ausgegraben wurde da aber wohl höchstens die Grabbepflanzung. Witzigerweise teilt er diese biografische Anekdote mit Freund und Weggefährte Pete Doherty, der in jungen Jahren mal auf einem Friedhof in London arbeitete.

 

So, Raucherpause! Grundkurs “Voodoo Jürgens” vorerst beendet. Zur Vertiefung der Lerninhalte empfehlen wir, an der Exkursion in die Muffathalle am Dienstag teilzunehmen. Anmeldung bei Club Zwei oder mit etwas Glück bei unserem Gewinnspiel!


In aller Kürze:

Was? Voodoo Jürgens & Die Ansa Panier (+ Naked Lunch)

Wann? Dienstag, 05.12.2017 (Einlass 19.30 Uhr; Beginn 20.30 Uhr)

Wo? Muffathalle

Wieviel? 22 EUR zzgl. Gebühren


Beitragsbild: © Martin Schumann / Wikipedia

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