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DOK.fest 2018: Filme für die Generation Y

DOK.fest

Es gibt viele Namen für uns: Generation Y, Millenials, Digital Natives, Generation YouTube. Wir sind in unseren Zwanzigern oder Dreißigern. Wir sind mit digitalen Kommunikationsmedien aufgewachsen, haben die Welt mit einem Rucksack bereist, uns ist mehr Freizeit wichtiger als ein schickes Haus mit zwei Autos in der Garage – wollen wir sowas überhaupt, ein Haus, eine Familie, eine feste Partnerschaft? Unser Hausstand passt in einen Kleintransporter oder einen Flixbus-Kofferraum. Wir feiern unsere Unabhängigkeit und ja, manchmal fällt es uns schwer zu entscheiden, was wir mit unserem Leben eigentlich anfangen sollen.

Um die Planung zumindest für die nächsten Tage etwas zu erleichtern, gibt es hier einige Film-Highlights für unsere Generation aus dem DOK.fest-Programm 2018.

Independent Boy

Filmstill aus INDEPENDENT BOY

Metin weiß nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Als typischer Millenial driftet er durch die Welt, ohne von seinen Ressourcen Gebrauch zu machen. Sein Freund Vincent Boy Kars will das ändern und startet ein Experiment: Einen Monat lang trifft er alle wichtigen Entscheidungen für Metin – angefangen beim Auszug aus dem Haus seiner Mutter. Während Metin gezwungen ist, selbständig zu werden, tun sich plötzlich neue Fragen auf: Wie gestaltet man ein erfolgreiches Leben? Und noch wichtiger: woran lässt sich dieses überhaupt messen? INDEPENDENT BOY ist ein soziales Experiment mit Tiefgang und einer kreativen Bildästhetik, die einen mitnimmt in die Gedankenwelt eines verlorenen Jungen um die zwanzig.

Samstag, 05. Mai 2018, 22.00 Uhr, City 2
Dienstag, 08. Mai 2018, 21.30 Uhr, Rio 2
Mittwoch, 09. Mai 2018, 19.00 Uhr, HFF Kino 2

In Praise of Nothing

Filmstill aus IN PRAISE OF NOTHING

„Genießen Sie die Aussicht und lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf!“ – lautet die Empfehlung an die Zuschauer. Bewusst zeitlos und verwurzelt in der satirischen Tradition, die Erasmus von Rotterdam im 16. Jahrhundert mit „Lob der Torheit“ begründet hat, spricht das Nichts durch die Stimme von Iggy Pop über alles – und nichts. Assoziativ zusammengesetzt aus beeindruckendem Bildmaterial, das mehr als 60 Kameraleute aus über 70 Ländern der Welt zusammengetragen haben, unterlegt mit dem betörenden Soundtrack der Tiger Lillies lädt Boris Mitic ein zu einer abstrakt-philosophischen Meditation über nichts und die Welt – durchgängig vorgetragen in verspielt-albernen Kinderreimen. Ein parodistisch-humorvoller Traum, ein Monument des Nichts. Einfach zauberhaft.

Freitag, 04. Mai 2018, 21.30 Uhr, Filmmuseum
Samstag, 05. Mai 2018, 16.00 Uhr Filmmuseum
Freitag, 11. Mai 2018, 21.00 Uhr, HFF Audimax

Jaar Lament of Images

Filmstill aus JAAR LAMENT OF IMAGES

„Ich glaube, dass wir die Fähigkeit, Bilder zu sehen und von ihnen bewegt zu werden, verloren haben“, sagt Alfredo Jaar im Zusammenhang mit der Installation, die er 2002 auf der Documenta zeigt: blendendes weißes Licht. Aus Chile 1981 mit seiner Familie in die USA emigriert, kritisiert er die Rolle und den Gebrauch von Bildern in unserer Gesellschaft. Deren Scheitern beim Versuch ein Geschehen erfassbar zu machen. Jaar ist ein Architekt, der Kunst macht. Politische Kunst. Immer schon. Er dokumentiert und visualisiert Verfolgung, Unterdrückung, Genozid. Beinahe wissenschaftlich sammelt er – und schafft mit der anschließenden Verdichtung eine Poesie politischer Dimension. Die Filmmusik ist übrigens von seinem Sohn Nicolas Jaar.

Sonntag, 06. Mai 2018, 12.00 Uhr, HFF Kino 2
Mittwoch, 09. Mai 2018, 11.00 Uhr, HFF Kino 1
Donnerstag, 10. Mai 2018, 11.00 Uhr, HFF Kino 2

Germania

Filmstill aus GERMANIA

Wenn sie Liegestütze machen, ist die letzte immer für Deutschland. In der Münchner Studentenverbindung Corps Germania leben „Jungfüchse“ und „Drei-Farbige“ nach strikt hierarchischer Ordnung zusammen. Es werden Mensuren ausgetragen, Volkslieder gesungen, Biere geext. Das Szenario mag wie aus einer anderen Zeit wirken, für seine Mitglieder ist das Corps auch im 21. Jahrhundert eine Schule des Lebens: Hier, irgendwo zwischen strenger Etikette und derben Witzen, reift man zum „richtigen Mann“. Mit GERMANIA dringt Regisseur Lion Bischof ins Innere eines geschlossenen Kosmos vor und begegnet dort nicht zuletzt der Sehnsucht nach Zugehörigkeit im Angesicht einer unübersichtlichen Welt. Aufmerksam beobachtend enthält er sich dabei eines direkten Kommentars und setzt in Musik und Montage doch subtile Akzente.

Donnerstag, 03. Mai 2018, 21.30 Uhr, Filmmuseum
Montag, 07. Mai 2018, 09.30 Uhr, City 3

The Cleaners

Filmstill aus THE CLEANERS

„I need to be anonymous because we have a contract signed up. The reason why I speak to you? Because the world should know that we are here.“ Täglich sehen auf den Philippinen sogenannte „content moderators“ im geheimen Auftrag der Internet-Giganten stundenlang in die Abgründe der Menschheit: Ob Kinderpornografie, blutige Polizeieinsätze oder politische Propagandavideos – in Sekundenschnelle müssen sich die häufig traumatisierten „digitalen Drecksarbeiter“ zwischen „ignore or delete“ entscheiden. Viele von ihnen bekommen diese Bilder nicht mehr aus ihrem Kopf – und begehen Selbstmord. Ein investigativer, brennend aktueller Dokumentarfilm über eine Schattenindustrie.

Freitag, 04. Mai 2018, 21.30 Uhr, Deutsches Theater
Sonntag, 06. Mai 2018, 14.00 Uhr, Rio 1
Dienstag, 08. Mai 2018, 18.30 Uhr, HFF Kino 1
Freitag, 11. Mai 2018, 22.00 Uhr, City 2

Sprechstunde

Filmstill aus SPRECHSTUNDE

Chinesen essen Hunde, Franzosen Pferde? Solche Vorurteile werden im ATELIER DE CONVERSATION ein für alle Mal aus dem Weg geräumt. Was dem Namen nach klingt wie ein Philosophiekurs aus dem 19. Jahrhundert, ist in Wahrheit eine Gesprächsrunde mit Menschen, die sich aus unterschiedlichsten Gründen in Paris aufhalten. Indem sie ihr Französisch praktizieren, sprechen sie sehr offen über ihr Leben und ihre Kultur. Was bedeutet Liebe? Was vermisse ich fern der Heimat am meisten? Und gibt es in Paris eigentlich Fleisch, das wirklich halal ist? All diese Fragen werden zum Gegenstand ebenso kontroverser wie emotionaler Diskussion. Die Kamera taucht mitten in diesen Mikrokosmos hinein und gibt von Zeit zu Zeit auch einen Außenblick auf den kubusartigen Raum in der Bibliothek des Centre Pompidou, den Ort des Geschehens.

Freitag, 04. Mai 2018, 19.00 Uhr, Carl-Amery-Saal, Gasteig
Sonntag, 06. Mai 2018, 14.00 Uhr, HFF Kino 2
Mittwoch, 09. Mai 2018, 19.00 Uhr, Rio 2

Die Gentrifizierung bin ich – Beichte eines Finsterlings

Filmstill aus DIE GENTRIFIZIERUNG BIN ICH

Mit humorvoller Schweizer Akribie bebildert Thomas Haemmerli die vielseitigen Wohnformen, die er in seinem Leben ausprobiert hat. Um sich von seinem reichen Elternhaus abzugrenzen, lebt er zehn Jahre lang als Hausbesetzer in Zürich. Nach einer Yuppie-Zeit in Singlewohnungen führt ihn die Liebe in die Megametropolen Mexiko-Stadt und São Paulo, wo er die moderne Stadtverdichtung durch vertikale Architektur zu schätzen lernt. Er freundet sich an mit der Idee der Gated Community und erwirbt mehrere Wohnimmobilien. In DIE GENTRIFIZIERUNG BIN ICH stellt der Hausbesitzer Haemmerli sich selbst an den Pranger, aber auch die üblichen Wortführer – so etwa die Linken mit ihrer Verteufelung der Gentrifizierung und die Rechten mit ihrer Angst vor zu knappem Lebensraum aufgrund von Zuwanderung.

Samstag, 05. Mai 2018, 21.00 Uhr, Atelier
Montag, 07. Mai 2018, 19.00 Uhr, Rio 2
Freitag, 11. Mai 2018, 14.00 Uhr, City 3


Das gesamte Filmprogramm und alle Informationen zum Ticketkauf findet ihr auf www.dokfest-muenchen.de.

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