Time Tripping
Aktuell, Kultur

Bass unter der Brücke: Ein Interview mit dem Partykollektiv Time Tripping

Du möchtest in München Feiern gehen? Kein Problem!

  • Pack genügend Geld ein
  • Hab keine hohen Ansprüche, wenn es um Musik geht
  • Zieh dir ja ordentliche Schuhe (und eine richtige Hose) an
  • Sei nach 23.00 Uhr bitte leise
  • Probier es gar nicht erst am Montag

Soweit, so gut. Damit kann man sich zufrieden geben, muss man aber nicht. 

Nicht damit zufrieden geben möchten sich Michi, Max, Fabi, Bruno und Oscar von Time Tripping. Um das Trauerspiel, das sich Münchner Nachtleben nennt, zu umgehen, organisieren sie ihre eigenen Partys. Die sind umsonst und finden draußen statt. Nebenbei haben sie auch noch ihre eigene Modelinie. Wie das zusammenpasst und wie es sich unter freiem Himmel überhaupt feiert, haben die Jungs uns erzählt.

Mucbook: Wie genau kam es denn zu Time Tripping?

Time TrippingMit 16 hat Max sich sein eigenes Soundsystem zugelegt, damals noch ganz ohne ernste Hintergedanken. Bald hatten wir den Wunsch, die Anlage mal nach draußen zu stellen. Als Bruno und Fabi Max zum 18. Geburtstag einen Generator mieteten, war das die Stunde der ersten Time Tripping Party – vor mittlerweile sieben Jahren, damals noch nicht unter dem Namen. 

Das mit dem Generator und den Boxen lief dann so gut, dass wir mehr ungezwungene Partys machen wollten – kein Eintritt, Getränke für wenig Geld, jeder darf kommen. Dieses Grundkonzept verfolgen wir immer noch. 

Die Partys kommen allerdings immer sehr spontan zustande, Informationen vorab gibt es privat über Facebook oder einen Mail-Verteiler. Öffentliche Promo stellt für uns leider ein Risiko dar, da wir so den Überblick verlieren, wer und wie viele kommen. Wie gesagt, kommen darf ja jeder, aber als Verantwortlicher braucht man da schon einen Plan.

Ist das denn überhaupt legal?

An sich ist das nicht legal, die Münchner Polizei duldet es bislang aber. Wir hatten mittlerweile schon ein paar Mal Kontakt zur Polizei und das verlief zum Glück meistens reibungslos. Wir übernehmen immer ganz klar die Verantwortung und sind Ansprechpartner für die Polizei. Genau deshalb ist es also auch wichtig, dass wir einen Überblick haben, wer und wie viele da sind. Im Großen und Ganzen ist unser Polizeikontakt zum Glück bisher echt entspannt gewesen.

Wenn man den Platz auch ordentlich zurücklässt, merkt sich die Polizei das – damit hätten wir nicht gerechnet. Wahrscheinlich gab es bisher deshalb noch so wenig Schwierigkeiten. Und wenn wer was sagt, kooperieren wir da natürlich sofort und ziehen weiter – am längeren Hebel sitzt nämlich auf jeden Fall die Polizei.

Wo finden eure Partys denn statt?

Time TrippingIm Winter sind wir ab und zu in Indoor-Locations, ansonsten waren wir auch schon in anderen Parks. Meistens sind wir aber der Einfachheit halber an der Brudermühlbrücke. Dort gibt es kaum Anwohner, die sich am Lärm stören. Trotzdem ist man von der Innenstadt aus relativ schnell dort, der Ort ist also optimal für uns. Externe Gigs haben wir auch ab und zu, zum Beispiel waren wir schon zwei mal bei Sustain im Unter Deck dabei oder erst kürzlich auf der ArtMuc. Besonders Sustain hat uns immer viel Spaß gemacht. Am besten gefallen uns unsere eigenen Partys, bei denen wir komplett unsere eigene Linie fahren können. Eintritt gab es da noch nie und auch die Getränke sind und bleiben günstig. Die Stimmung ist halt auch immer eine besondere, wenn man draußen ist. Dieses Feedback bekommen wir auch immer von unseren Gästen. 

Welche Möglichkeiten gibt es denn heute in München, Veranstaltungen unabhängig von einer Einrichtung zu organisieren? 

Leider ist die Möglichkeit, draußen Veranstaltungen abzuhalten, in München nur begrenzt gegeben. Abseits der Brudermühlbrücke gibt es kaum zentrale Plätze, an denen man seine Musik so wie wir präsentieren könnte. Das wird ja gerne doch mal ein bisschen lauter. Indoor gibt es ein paar echt gute Orte – das Feierwerk ist da zum Beispiel zu nennen. Man ist dann nur leider gebunden und muss sich nach den Vorstellungen anderer richten – das gibt es draußen nicht. Allerdings muss man sich auch um die Natur kümmern, wenn man dort feiern möchte. Wir kümmern uns immer darum, dass nach unseren Feiern alles ordentlich hinterlassen und aufgeräumt wird. 

Ganz anderes Thema – was hat es denn mit eurer Time Tripping Mode auf sich?

© Time Tripping

Wir machen Shirts und Pullis, die wir mit unseren eigenen Motiven bedrucken und beflocken. Neben uns selbst kommen da auch Künstler und Grafiker zum Einsatz. Denen möchten wir eine Plattform bieten, die ihnen den Druck ihrer Motive ermöglicht. Die Drucke gibt es übrigens nicht nur auf Shirts, sondern auch als Bilder. Eine Plattform sein ist ja generell eine unserer Grundideen, auch was die Musik angeht. 

Wie sieht die Zukunft für Time Tripping aus?

Mit unseren Partys möchten wir auf jeden Fall weitermachen wie gehabt. Aber nachdem wir mittlerweile immer mehr Feedback bekommen, möchten wir auch größere Veranstaltungen organisieren. Diesen Sommer noch steht das erste Mal ein Time Tripping Festival an. Das wird zwar noch ziemlich klein sein, wird allerdings der Testlauf für ein vielleicht größeres Festival nächstes Jahr. Ansonsten möchten wir auch unseren Online-Auftritt ausbauen: Ein Webshop soll her, in dem wir die Drucke und Shirts vertreiben können. Außerdem ist es uns wichtig, regelmäßig auch Musik und Mixes zu teilen und neue Leute ins Boot zu holen.

Das alles ist auch echt eine Herausforderung für uns, weil wir das ja nebenbei machen. Aber wir haben immer noch Spaß daran, zu sehen, wie unser Projekt immer großer wird.


In aller Kürze:
Die Jungs von Time Tripping möchten möglichst wenig konkrete Infos öffentlich online sehen. Wenn du dich trotzdem informieren möchtest, schau doch auf facebook vorbei.


Fotos: © Marco G

Sophia Hösi
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