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Ein Hochhaus für die Kunst – entsteht im Domagkpark ein neuer Atelierturm?

Die Pommes sind ausverkauft. Jetzt schon? „Ich hab ganze zwanzig Kilo eingepackt, aber mit so vielen Leuten hab ich nicht gerechnet“, sagt der Mann im Foodtruck. Dann eben die Salsiccia im Brot. Ein Sonntagnachmittag Mitte Juni, bis die Sonne untergeht dauert es noch ein paar Stunden. Im Innenhof der Domagk-Ateliers wird gefeiert. Der Anlass: Das 25-jährige Bestehen der Künstlerkolonie, die im Münchner Norden auf dem ehemaligen Funkkasernen-Gelände zuhause ist. 

Die Menschen sitzen auf Bierbänken und nippen an ihren Augustiner-Flaschen. Auf der kleinen Open-Air-Bühne steht eine Punk-Rock-Band und schreit ihr Publikum an. Die Musik passt nicht so recht zur entspannten Atmosphäre, zum satten Grün und den spielenden Kindern. 

Nach einer Tour durch die Ateliers erscheinen die dissonanten Töne dann plötzlich doch recht passend. Vor Kurzem hat die Stadt, die Eigentümerin des Geländes ist, bekanntgegeben, wer von den 100 KünstlerInnen für weitere fünf Jahre bleiben darf. Und wer bis April 2019 seine Sachen packen muss. 

43 dürfen bleiben, 57 müssen gehen

Die Neubesetzung ist das Ergebnis eines Prozesses, der 2001 begann, als die Stadt das komplette Gelände erwarb, um dort Platz für Wohnraum und Gewerbe zu schaffen. Lars Mentrup, der für die SPD im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann sitzt und Vorsitzender des Domagk Kunstunterstützung e.V. ist, erzählt ein wenig nostalgisch von den Zeiten vor der Umstrukturierung. 

Damals hatte man noch keine Platzprobleme, im Gegenteil. In elf Häusern hatten sich die Künstler, Musiker und Aktivisten angesiedelt. Eine Fläche von zig tausend Quadratmetern, so groß, dass die Domagk-Ateliers eine Zeit lang die größte Künstlerkolonie Europas waren. Von diesem gigantischen Freiraum ist heute nicht mehr viel übrig.

Lediglich das Haus 50 steht noch.

In einer so teueren Stadt wie München macht das die rund 100 verbleibenden Ateliers heiß begehrt. Der akute Platzmangel ist auch der Hintergrund der Neuregelung zur Vergabe der Ateliers. Um die knappe Resource Freiraum einigermaßen gerecht zu verteilen, hat sich die Stadt dazu entschlossen, ein Rotationsverfahren einzuführen. Eine Fachjury, bestehend aus Stadträten und Fachleuten aus dem Kunstbereich, entscheidet darüber, welche BewerberInnen ein Atelier zur Verfügung gestellt bekommen. 

Lars Mentrup hält die Einführung der Rotationsregelung zwar nicht für grundlegend falsch. Die Art und Weise, wie die Fachjury zu ihren Entscheidungen kommt, bereitet ihm dennoch leichte Bauchschmerzen. „Unter den, die gehen müssen sind auch einige Urgesteine. Da gehen Existenzen über die Wupper“, sagt er. Die Jury berät hinter verschlossenen Türen, der Entscheidungsprozess bleibt für die Betroffenen undurchsichtig. 

Für den SPDler ist diese Entwicklung eine der Antriebsgründe für den Antrag, den er vor Kurzem im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann gestellt hat. Seine Vision: Die Domagk-Ateliers sollen nachverdichtet werden und zwar mit einem Turm, der Platz für 100 weitere Ateliers bietet.

Der Münchner Norden, der städtebaulich bereits durch die Highlight-Towers und dem Osram-Turm geprägt ist, würde sich nach seiner Ansicht hervorragend dafür eignen. Erste Skizzen und Visualisierungen existieren bereits und auch politisch erfährt die Idee Unterstützung. 

Dorothea Wiepcke, die für die CSU im Stadtrat sitzt, hat im selbigen bereits eine Anfrage gestellt, ob eine Nachverdichtung grundsätzlich möglich wäre.

Den Antrag im Bezirksausschuss haben Wiepcke und Mentrup gemeinsam gestellt. „Die Idee dürfte also eine Chance haben“, sagt Mentrup. Bisher geht es ihm aber vornehmlich darum, zumindest mal eine Diskussion anzustoßen. „Für den Gasteig und den Umzug des Volkstheaters werden hunderte Millionen locker gemacht. Dann sollte für so etwas auch ein bisschen Geld da sein.“

Bilder: Wolfgang Westermeier

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