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“Schwabing hört nicht an der Münchner Freiheit auf”

Schwabinger Tor

Über 200 Wohnungen, 50 Büros, ein Hotel, 20 Geschäfte und Restaurants in neun Gebäudekomplexen: Mit dem Schwabinger Tor ist auf einen Schlag ein neues Stadtquartier entstanden. Höchste Zeit für ein Gespräch mit Steffen Warlich, Pressesprecher der Jost Hurler Gruppe, über Viertelcharakter, Nachbarschaft im Jahr 2018 und Orte der Begegnung.

Steffen Warlich, wie unterscheidet sich das Schwabinger Tor von Orten, die langsamer gewachsen sind?

STEFFEN WARLICH: Ältere Gebäude haben bereits eine Reihe von Zyklen durchlaufen und so eine Struktur gefunden, die den Vorstellungen ihrer Nutzer entspricht. Der Wunsch erobert sozusagen bestehenden Beton. Bei uns ist es umgekehrt: Zuerst waren Wünsche und Vorstellungen da und dann kamen die Gebäude. Die Größe des Projekts war eine Herausforderung, hatte aber auch bestimmte Vorteile. Wir konnten zum Beispiel das Areal öffnen und so zwei Stadtteile auf gewisse Weise wiedervereinigen. Vorher mussten die Anwohner das gesamte Gelände umlaufen, um zur Leopoldstraße zu kommen.

Gab es bei der Konzeption Vorbilder?

SW: Wir haben uns in der Tat genau angeschaut, was an anderer Stelle gut funktioniert hat. Als Familienunternehmen hat die Jost Hurler Gruppe außerdem den Vorteil, als Bestandsentwickler arbeiten zu können, die Gebäude also nicht verkaufen zu müssen. Das erlaubt es uns, einige Dinge anders zu machen. Das, was die Leute am urbanen Leben schätzen, die Nutzungsdurchmischung und die kurzen Wege, ist für Projektentwickler häufig unattraktiv. Ein reines Wohngebäude lässt sich gut verkaufen. Sind darin aber auch noch Büros, Retail und Gastronomie untergebracht, wie es bei uns der Fall ist, wird es schon komplexer. Deshalb werden die Nutzungen immer öfter getrennt gebaut. Entweder Wohnungen oder Büros.

Entspanntes Ambiente in der Friendsfactory

Viertel wie Haidhausen sind heute auch deshalb so beliebt, weil man damals bei ihrer Entstehung darauf geachtet hat, dass es eine ausgewogene Mischung von Wohn- und Gewerbeflächen gibt.

SW: Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen. Hier wurden zwar Gebäude geschaffen, viel wichtiger aber ist, was dazwischen stattfindet. Auch deshalb hat man sich gegen den Verkauf entschieden. So können wir zu einem gewissen Grad versuchen, urbanen Lebensraum neu zu definieren. Wir wollten herausfinden, was urbane Lebensqualität im 21. Jahrhundert ausmacht. So sind dann auch Ideen wie die App entstanden, mit der wir Nachbarschaft ins digitale Zeitalter bringen wollen.

Die App?

SW: Bei uns gibt es keine schwarzen Bretter mehr, Ankündigungen werden über eine hausinterne App gemacht. Einerseits dient sie also der Kommunikation zwischen Bewohnern und Hausverwaltung, andererseits können die Bewohner auch untereinander kommunizieren. Einen Schaden melden, nach einer Leiter fragen, einen Babysitter suchen – alles möglich. Sogar das Klischeebeispiel mit der Schlagbohrmaschine hatten wir bereits und gerade der Sharing-Gedanke begeistert uns. So braucht es nicht pro Wohnung die gleichen Gerätschaften.

Mitten im Quartier befindet sich auch der neue R1 Sportsclub

Daher rührt wohl auch die hauseigene Carsharing-Flotte.

SW: Ganz genau. Theoretisch bräuchten unsere Mieter kein eigenes Auto, weil wir in unserer Tiefgarage zehn Stück zur Verfügung stellen, vom Stadtflitzer bis zu größeren Autos. Etwas bei Ikea abholen ist also kein Problem. Unser Coworking-Konzept verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Eine schnelllebigere Arbeitswelt mit einer größeren Anzahl von Selbstständigen und Freelancer verlangt mehr Flexibilität. Mit der Friendsfactory haben wir für das Schwabinger Tor einen Anbieter von kleinteiliger, kurzfristiger Büroraumvermietung gefunden. So spiegeln wir nicht nur das moderne Arbeiten wider, wir können auch viel direkter Start-up- und Talent-Förderung betreiben.

Ein Büro in der Friendsfactory muss man sich trotzdem leisten können. In München leiden viele Kreative unter dem Mangel an bezahlbaren Flächen.

SW: Deshalb soll es im Schwabinger Tor auch eine Reihe von Ateliers mit angeschlossenem Künstlercafé geben. Ganz umsonst werden diese zwar auch nicht sein, aber jedenfalls so günstig, dass aufstrebende Künstler hier eine Heimat finden können. In Schwabing soll es wieder einen Ort geben, an dem Kunst geschaffen wird. Livemusik, Lesungen, Ausstellungen – wir wollen das Münchner Kulturleben beleben.

Wohnzimmerhafte Gemütlichkeit im Restaurant La Bohéme

Es sollen Orte der Begegnung entstehen.

SW: In ein paar Jahren sollen sich die Leute nicht mehr fragen „Oh, was ist das denn?“, sondern „Was ist denn hier los?“. Wir wollen ein lebendiger Teil der Stadt werden, deshalb auch unsere Teilnahme an der Langen Nacht der Museen und dem Corso Leopold 2019. Für die meisten Münchner hört Schwabing momentan schon an der Münchner Freiheit auf. Unser größtes Ziel ist es, diese Wahrnehmung ein bisschen zu erweitern. Wenn das klappt, wird man sich bald denken: Da hinten passiert ja auch noch was.

Steffen Warlich, 39, ist Pressesprecher der Jost Hurler Gruppe, die Eigentümer und Bauherr des Schwabinger Tors ist. Er begleitet das Projekt seit den Anfängen.


Interview: Wolfgang Westermeier

Fotos: © Jost Hurler Gruppe 2018


Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erscheint im tagebook, einer Kategorie, die unsere Partner nutzen können, um neue Ideen und Inspirationen in Blog-Beiträgen vorzustellen.

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