Wiesn Bedienung Oktoberfest
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Die andere Seite: So sieht der Alltag einer Wiesn-Bedienung aus

Das Oktoberfest ist mittlerweile in vollem Gange und läuft, wenn man den Zahlen glaubt, besser als im letzten Jahr. Über 800 000 Besucher sollen bereits am ersten Wochenende auf die Theresienwiese gestürmt sein, um dem Spektakel beizuwohnen.

Wir haben die Wiesn-Bedienung Moni noch vor dem Anstich am Samstag getroffen und sie bei ihrem ersten Gang zur Theresienwiese begleitet. Vor den Zäunen standen bereits um sieben Uhr morgens hunderte von betrunkenen Menschen in Tracht – da kann man nur ahnen, was noch auf sie zukommt.  Auf dem Weg hat sie uns erzählt, wie sie sich auf die kommenden zwei Wochen vorbereitet und was für sie das Schönste an der Arbeit auf der Wiesn ist.

Oktoberfest Wiesn Bedienung

Was machst du kurz bevor die Wiesn losgeht?

So richtige Rituale habe ich nicht. Ich gehe immer nur noch mal meine Checklisten durch, ob ich auch alles habe – Pflaster, Kugelschreiber, Putzutensilien, Eimer, Kopfschmerztabletten und Prosecco dürfen nicht fehlen. Und natürlich wird eine Woche vor Beginn das Arbeitsgewand anprobiert und ich schaue, ob ich noch ins Dirndl vom Vorjahr passe. Das ist der erste richtige Nervenkitzel. Kam schon vor, dass ich hektisch zum Schneider musste, weil das Dirndl einfach nicht passen wollte.

Wenn ich dann anfange 10-15 Schürzen und Blusen zu bügeln, weiß ich: jetzt geht’s dann gleich los.

 

Zwei Tage vor dem Anstich ist die Einschreibung für die Wiesn-Bedienungen. Dort trifft man dann alle Kolleginnen und Kollegen, die man sonst unterm Jahr eher selten sieht. Das ist immer ein bisschen wie ein Familientreffen. Bei der Einschreibung bekommen wir die Marken für Essen und Getränke ausgehändigt und werden informiert, was es neues gibt.

Mein persönliches Ritual: Ich trage immer am ersten und letzten Wiesn-Tag eine Schürze, die mir eine sehr gute Freundin genäht hat. Ich glaube, das bringt Glück.

Wie geht es dir, bevor das Oktoberfest wirklich losgeht?

Klar bin ich jedes Jahr nervös und voller Vorfreude. Am meisten freue ich mich auf die Stimmung im Zelt und meine Kollegen. Da arbeitet man mit den unterschiedlichsten Leuten zusammen, die man unter extremen Bedingungen kennenlernt, gleichzeitig verbringt man wahnsinnig viel Zeit miteinander und leistet körperliche Arbeit, während die Gäste betrunken sind. Da kratzt man doch ab und zu am Limit und wird sehr emotional. Natürlich freue ich mich aber auch auf die Gäste.

Machst du vorab Sport und trainierst, um deine Bierkrüge tragen zu können?

Sportlich bereite ich mich nicht vor. Ich weiß, was ich leisten kann. Aber ich ziehe immer wieder den Hut vor den Kollegen, die mit zwölf Maß an den Tisch kommen. Mein größter Respekt dafür, ich trage weniger und laufe lieber öfter.

Wie sehen deine nächsten Tage denn aus?

Mein Alltag ist recht einfach gestaltet. Ich reize jede Minute Schlaf aus und stehe zwischen 7.00 Uhr und 9.30 Uhr auf, je nach Schicht. Kaffee, Anziehen, Schminken, Abflug.

Am Vorabend lege ich mir schon die Sachen für den nächsten Tag raus.

Wenn ich die Frühschicht habe, müssen Bänke und Tische gewischt und Reservierungsschilder angebracht werden.

Frühstück hole ich mir meist beim Bäcker, im Zelt gibt es aber auch ein günstiges Personalfrühstück und wenn man ganz früh da ist, bekommt man auch noch was von der Suppe. Es tut immer gut, was Warmes im Magen zu haben.

Dann wartet man auf die ersten Gäste.

Wir schauen schon immer, dass unsere Tische voll besetzt sind. Wir verdienen ja auch nur Geld, wenn wir Bier und Speisen verkaufen. Deswegen ist ein Tisch auch nie voll besetzt, wenn nur sechs Personen daran sitzen, was viele Gäste gar nicht verstehen können.

Ich sag immer: „Das ist ein Tisch für zehn Personen, also passen auch zwölf hin.“ Die meisten lachen dann und sind zufrieden. Und es ist immer schön zu sehen, wenn sich Gäste über einen Tisch freuen.

Um 22.30 Uhr ist Ausschankschluss, da gibt es auch keine Ausnahme. Im Augustinerzelt haben wir noch echte Holzfässer, die müssen dann alle endgültig geleert werden und danach gibt es nichts mehr. Wenn dann die Gäste gegangen sind, heißt es Tische und Bänke putzen und aufstuhlen.

Meist sitze ich danach noch mit den Kollegen zusammen und wir tauschen uns aus. Wenn ich noch fit bin, gehen wir sogar noch auf ein Bier in ein Lokal. Dort trifft man auch Musiker und Bedienungen aus anderen Zelten.

Wenn ich es dann mal irgendwann nach Hause geschafft habe, weiche ich meine Bluse und Schürze mit Waschmittel ein und schaue, dass ich so schnell wie möglich schlafen kann – meist noch mit dem Ohrwurm vom letzten Lied im Kopf.

 

 

 

 


Fotos: © Jonas Haesner

Sophia Hösi
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