Kultur

5 Dinge, die du über Flashmobs wissen solltest

Christoph Leischwitz

flashmob

Nach den Ereignissen der letzten Tage und Wochen haben wir mal gefragt, was ein Flashmob eigentlich genau ist. Und zwar eine, die es wissen muss: Anja Junghans, die gerade ihre Masterarbeit über Flashmobs schreibt, erklärt die 5 wichtigsten Fakten über Flashmobs.

Die Studie:

Ich bin derzeit im Masterarbeits-Exil in Schottland, bin bereits seit anderthalb Jahren bei den urbanauten und habe unter anderem an dem Projekt „Moment of Starlings >>> SMS an 11832 >>> Follow @TWTflash“ mitgearbeitet, das sich das Prinzip des Flashmobs zu eigen gemacht und zum urbanen Schwarm weiterentwickelt hat.

Weil mich als Kulturwissenschaftlerin der Flashmob als ein Phänomen der Verbindung zwischen virtuellem und physischen Raum fasziniert, habe ich mich entschieden, meine Masterarbeit darüber zu schreiben.

Einen Titel gibt’s noch nicht, nicht mal im Ansatz.

Aber ich will den Flashmob aus Perspektive der Visual Culture Studies betrachten. Denen geht es grob gesagt darum, zu begreifen, warum Menschen Bilder erschaffen. Ich betrachte dafür youtube-Videos, die Flashmobs dokumentieren und warum diese für die Akteure meist wichtiger sind als das Ereignis selbst.

1. Ein Flashmob ist keine Guerilla-Party, ist keine Demo

Das unter dem Begriff Flashmob so viel in einen Topf geschmissen wird, geht mittlerweile, ehrlich gesagt, ziemlich auf die Nerven. Alles was irgendwie nach Masse aussieht, wird als Flashmob bezeichnet.

Flashmobs sind massenhafte Ansammlungen von Menschen im physischen öffentlichen oder halb-öffentlichen Raum. Koordiniert im Internet, blitzen diese irgendwo unerwartet auf und verschwinden genauso schnell wieder. Meist werden dann eben für einen sehr kurzen Zeitraum (max. 10 Minuten) sinnfreie Dinge getan, meist simultan. Der Flashmob hat keinen Anlass, keine Motivation, weder politisch oder sozial, noch künstlerisch, er macht keine Aussage, er hat keinen Sinn.

2. Der erste Flashmob entstand aus Langeweile

Der Flashmob ist einst aus reiner Langeweile entstanden, initiiert 2003 von dem New Yorker Journalisten Bill Wasik. Das „Mob Project“ – eine Reihe von insgesamt acht Mobs – war ein Experiment: wie mache ich aus Nichts „the next big thing“. Flashmobs als reiner Selbstzweck. Leute kamen zuhauf zusammen, weil sie das Gefühl hatten, Teil etwas ganz Großen zu sein. Von da aus ging der Flashmob seinen Weg, global. Besonders Deutschland schien ziemlich fruchtbaren Boden für den „neuen“ Trend zu haben.

3. Flashmobs werden Teil des Wochenends

Interessant daran ist, dass sich allmählich das Ausgehverhalten der Menschen verändert. Rheingold beschreibt „Smart Mobs“, also nicht politische Flashmobs, als neue Formen der Kooperation, die ohne die Entwicklung mobiler Technologien nie möglich gewesen wären. Das Internet in der Hosentasche verändert also unser Leben ungemein.

Und während man sich heute meistens noch in der Eckkneipe trifft, weil man dort auch ohne Verabredung mit Sicherheit in Gesellschaft ist, werden diese „hot spots“ zukünftig beweglich, sind nicht mehr an einen spezifischen Ort gebunden. Dann wird die U6 ebenso zum Treffpunkt wie Gärtnerplatz.

4. “Frozen Grand Central” war der beste Flashmob

Der bisher wohl erfolgreichste Flashmob war der „Frozen Grand Central“ in New York, initiiert von „Improv Everywhere“ und Charlie Todd – auch wenn er ungern als Flashmob-Künstler wahrgenommen wird.

Das liegt aber vor allem daran, dass deren Video zur Aktion bei youtube bislang über 20 Millionen Mal aufgerufen wurde. Viele Videos gibt es auch von den urbanauten.

Ein Flashmob wird wohl immer dann als erfolgreich wahrgenommen, wenn die Masse entsprechend groß ist. Vor allem aber dann, wenn man Dokumente darüber im Internet findet kann, die eben diese Größe bezeugen. Auf dem Odeonsplatz gab es mal einen Freeze mit etwa 200 Teilnehmern. Der ist mir auch im Gedächtnis geblieben.

5. Den größten Flopp gab es auf Sylt

Der größte Flopp der Flashmob-Geschichte ist jener auf Sylt ein, was aber eigentlich weniger ein Flashmob als mehr ein wahlloser Partyaufruf im Internet war zu dem 5.000 Menschen kamen. Ansonsten gibt es natürlich immer mal wieder Flashmobs, die eben aufgrund ihrer Größe scheitern. Ich hab beispielsweise mal an einem teilgenommen, der nur zehn Leute umfasst. Langweilig.

Foto ganz oben: Flashmob mit Seifenblasen in Toronto (flickr/random dude)

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