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Beck’s Woche – Teil 5

Sebastian Beck
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Was diese Woche außerhalb Münchens so alles geschah – aber trotzdem auch in München Gesprächsthema ist.

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Es gibt schon ziemlich dämliche Sprichwörter. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, „was du heute kannst besorgen..“ und so weiter. Aber leider werden manche Sprüche dann doch durch die Realität bestätigt. Etwa: „Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet“.

Zum Beispiel Europa. Da hat man es nach langen langen Diskussionen, Volksabstimmungen, Nachbesserungen und so weiter endlich geschafft, so etwas wie einen Reformvertrag auf den Weg bringen. Der sieht unter anderem vor, dass die Ratspräsidentschaft nicht mehr alle halben Jahre zwischen den Regierungschefs der Mitgliedsländer wechselt, sondern mal etwas längere Zeit bei ein und der selben Person bleibt. Geworden ist es jetzt der Belgier Herman van Rompuy. Und ihm zur Seite steht als hohe Repräsentantin für die EU-Außenpolitik Baronin Catherine Ashton aus Großbritannien. Wer? Noch nie gehört? Das war wohl auch die Absicht. Bloß keine zu starke Konkurrenz zu den nationalen Regierungschefs. Da passt es wieder irgendwie ins Bild, dass Deutschland so politische Talente wie Günther Oettinger als neuen EU-Kommissar nach Brüssel schickt.

Weniger einem Tiger, sondern mehr einem Hase gleicht derzeit unser neuer Bundesaußenminister Guido „Das ist Deutschland hier!“ Westerwelle. Denn der liefert sich derzeit mit Verteidigungs- und Nebenaußenminister zu Guttenberg ein interessantes Wettrennen um die Welt. Letzte Woche: Westerwelle reist nach Afghanistan, dumm nur, dass zu Guttenberg quasi wie der Igel schon lange da war. Der wiederum lässt sich mal wieder in Washington blicken und parliert im geschliffenen Englisch über die deutsche Außenpolitik. Da wird es für Westerwelle langsam eng, wenn alle wichtigen Sachen auf internationaler Ebene die Kanzlerin und den Rest der Verteidigungsminister macht. Und da wird es nicht reichen, die Englisch-Kenntnisse aufzubessern. Nicht dass es ihm wie dem Hasen in der Fabel geht, der gegen den Igel jedes Rennen verliert und am Ende erschöpft zusammenbricht.

Es gab ja schon diverse Gründe, warum Vorlesungen ausfallen. Der Professor ist krank, der Professor ist gerade zum Bundesminister berufen worden, der Professor musste nach Rom, um die Papstwahl zu kommentieren. Dass eine Vorlesung aber wegen eines Studentenstreiks ausfällt, passierte gerade in München schon länger nicht mehr. Das Positive: Die Studenten kriegen von so gut wie allen Seiten recht, dass das mit dem Bachelor- und Mastersystem hierzulande recht bescheiden umgesetzt wurde. Nur: Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Stiefel. Die alten Römer hatten auch schöne Sprichworte, eines davon hieß: „Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.“ Also „Was auch immer du tust, handle klug und berücksichtige das Ende.“ Wird in der Politik leider nicht immer befolgt.

Eine schöne Meldung war Folgendes: Ein Soldat aus Regen hat sich vergangene Woche in Montur geschmissen, sich mit Kameraden die Waffen gepackt und ein bisschen Häuserkampf in einer Schulküche geübt. Hintergrund dieser Gefechtsübung: Der junge Mann wollte einer dort als Küchenhilfe arbeitenden Dame einen Heiratsantrag machen. Spitzenidee und sehr romantisch. Leider wissen wir nicht, ob die Angebetete beim Blick in den Lauf eines G36, Kaliber 5,56 Millimeter, nun ja oder nein zum Antrag ihres Freundes gesagt hat. Auch uns fällt da nichts mehr ein, nicht mal ein passendes Sprichwort.

Noch so ein Sprichwort, das wir eigentlich nicht mehr hören können, ist: „Ehrlich währt am längsten.“ Wobei das für den Fußball nicht zwingend gilt. Siehe neuer Wettskandal, siehe Hand Gottes II. Den Handeinsatz von Thierry Henry kurz vor dem entscheidenden 1:1 gegen Irland werden wir im nächsten Jahr noch ein paar Mal sehen. Mindestens vor jedem Vorrundenspiel der Franzosen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ ist wiederum ein Spruch, der derzeit auf die Münchner Vereine passt. Der TSV 1860 packte sich gleich den Tabellenführer, um den Negativtrend aufzuhalten. Beim FCB hat das nicht ganz geklappt. Denn erstens war Bayer Leverkusen zum Zeitpunkt des Spiels nicht Tabellenführer (erst hinterher wieder), zweitens hat das mit dem Befreiungsschlag auch nicht hingehauen. Bald darf also voraussichtlich der ein oder andere Münchner Sportjournalist jubeln, dass er Trainer van Gaal endlich aus dem Amt geschrieben hat. Aber so ein bisschen Hoffnung für die Zukunft des FCB bleibt nach dem Spiel: Toni Kroos und Rene Adler haben doch toll gespielt!

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