Kultur, Live

Berühmt trotz “Sound of Munich”

Sebastian Gierke
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“Sound of Munic now – Musik und Talk”  für die mucmusi dann doch irgendwie ein Pflichttermin.

Es war ein schöner Abend im Feierwerk. Kurzweilig.  Mexican Elvis, Tonwertkorrektur, L’egojazz, Elektrik Kezy Mezy, Parasyte Woman, Candelilla, Pardon Ms. Arden, Jacob Brass und noch einige mehr traten auf. Immer 15 Minuten, drei Songs meistens. Dann eine Vierteldrehung zur zweiten Bühne und weiter gings. Dazwischen wurde auch noch getalkt. Wichtige Menschen aus der Szene durften sich und ihre Arbeit vorstellen und wussten dann meist auch noch, dass die Szene in München eigentlich ganz ok und sowieso immer besser wird. Wahrscheinlich hatten sie sogar recht.

Candelilla

Candelilla

Ein „Sound of Munic“ wurde natürlich trotzdem nicht gefunden. Denn es ist ja zugleich Stärke und Schwäche der Musikszene der bayerischen Landeshauptstadt, dass es ihn nicht gibt den einen charakteristischen München-Sound.

Stärke, weil die Vielfalt groß ist. Schwäche, weil es sie in München kaum gibt, die Musikerbanden, die Verschwörer, die zusammen eine eigene ästhetische Sprache hervorbringen, eigene Methoden und Moden entwickeln und es so schaffen, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Es fehlt der Kern, die Keimzelle. In Pop-München gibt es von allem etwas, aber nichts typisches. Die Szene, die alle anderen überstrahlt, existiert nicht. Da ist die  Atomic-Café-Fraktion und die Backstage-Fraktion. Indie-Bands und Metal-Bands. Straßen-HipHop und Müsli-Rap. Hardrocker und Kunstpopper. Reggae und Punk. Junge Volksmusik und experimentelle Elektronik. DJs, Songwriter und Musikerkollektive. Viel Talent ist dabei. Doch die verschiedenen Subszenen haben nicht viel miteinander zu tun, existieren ohne Hierarchie nebeneinander. Keine sticht heraus, wie die Spitze eines Eisberges. Und so ist der große Brocken, von außen betrachtet, meist komplett unter Wasser, nicht sichtbar.

Man kann das gut finden oder auch nicht. Fakt ist jedoch: Man wird als Popmusiker nicht berühmt, weil man aus München kommt (was bei anderen Städten durchaus der Fall ist), sondern obwohl man aus München kommt. Außerhalb der Stadt wahrgenommen zu werden ist richtig schwer.

Mexican Elvis

Mexican Elvis

Vielleicht kommt daher auch dieser latente Minderwertigkeitskomplex. Denn so schön und interessant die Party gestern im Feierwerk auch war, kann man schon fragen: Warum hat München es nötig, sich selbst und seine Szene ständig zum Thema zu machen? Tatsächlich bekommt man manchmal den Eindruck, dass München sich ein bisschen zu oft selbst bestätigen muss: Die Stadt ist ganz ok. Warum ständig darüber reden, wenns doch jeder weiß?

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