Kultur, Nach(t)kritik

Ein Franzose trotzt den Erwartungen

Alexander Maria Dhom
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yann_tiersen_resim_hac78bYann Thiersen hat viel Lob für sein Werk verdient. Das Konzert im Atomic war allerdings so na ja.

Yann Tiersen. Ist ja schon irgendwie ein imposanter Name mit großer Filmmusik-Geschichte.

Ein inzwischen 40-jähriger Franzose, der im  Alter von nur 30 Jahren Soundtracks wie „Fabelhafte Welt der Amelié“ komponierte, größtenteils als Ein-Mann-Orchester einspielte und damit nicht nur viele Preise kassierte, sondern auch sämtliche Generationen begeisterte. Ein Album, das einen mit interessanter Instrumentierung in eine Traumwelt versetzt. Schreibmaschinengeräusche werden als Rhythmus-Instrument eingesetzt, Vibraphon & Co.  untermalen die schwebende Gesamtstimmung.  Hinzu kommen klassische Chanson- und Folk-Instrumente wie zum Beispiel das Akkordeon und der nächste Wunsch ist eine Reise nach Frankreich.

Anders, aber ähnlich genial auch der Soundtrack zum Film „Goodbye, Lenin!“. Mit dem Klavier als dominierendes Instrument beschränkt er sich auf eher einfache Pattern, die etwas sehr Meditatives mit sich bringen. Nicht selten wird er daher mit dem Minimal-Music-Urvater Philip Glass verglichen.

Was konnte man nun von einem Auftritt von diesem Komponisten erwarten?

Wohl am ehesten ein ruhiges Konzert mit bekannten Melodien, bunter Instrumentierung und einer „traumhaften Stimmung“…

Doch Yann Tiersen´s Konzert im Atomic hat damit nicht viel zu tun. Der Komponist trotzt mit verzerrten E-Gitarren-Klängen, die dazugehörige Band hebt den Lautstärke-Pegel noch mal unnötig an, und als der gebürtige Franzose dann noch ein dezentes „I fuck the French“ von sich gibt ist die Verwirrung perfekt. Wo ist der sympathische, bodenständige und verträumte Musiker, den sich an diesem Abend alle gewünscht haben?

Er wisse, dass Sonntag sei, wünsche sich aber vom Publikum etwas mehr Motivation, gibt sich Yann Tiersen leicht genervt mit einem Hauch von Arroganz. Auch diese Aussage fördert nicht wirklich die Künstler-Zuhörer-Beziehung…Schade.

Viel zu selten greift er zu Instrumenten wie dem Klavier, Geige oder der Melodica, die dem Konzert dennoch streckenweise einen gewissen Flair verleihen.

Amelié-Fans kriegen dann doch noch eine Violinen-Interpretation von „Sur Le Fil“ und als zweite Zugabe eine sehr elektronische Version des „Valse d´Amelie“.

Letztendlich bleibt ein leicht enttäuschender Eindruck des genialen Musikers, der sich so leicht getan hätte, das Publikum (oder vielleicht auch nur mich) zu verzaubern und somit zufrieden zu stellen…

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