Achternbusch zum Abschied.
Bierkampf und Bilder
Die bayerische Akademie der Schönen Künste ruft ein lautes »Servus« und ehrt den im Januar dieses Jahres verstorben Künstler Herbert Achternbusch. Er war Schriftsteller, Maler, Dramatiker, Redner, Regisseur, Schauspieler, vor allem aber: er selbst. In einem geradezu aberwitzigen Ausmaß.
Dies möchte die Bayerische Akademie der Schönen Künste feiern und darüber mit der Galeristin Dany Keller und dem Journalisten Claudius Seidl sprechen. Gastgeber ist Philip Gröning, der Leiter der Filmabteilung, der die Moderation übernommen hat.
Am Donnerstag, 22.09.2022 um 19:00 Uhr in den Räumen der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Vor dem Gespräch gibt es den 1977 von Achternbusch auf einer fast dirndlfreien Wiesn gedrehten Film »Bierkampf« zu sehen.
Zum Inhalt: Während des Münchner Oktoberfestes schlüpft der Trinker Herbert in eine gestohlene Polizeiuniform. Um sich seiner neu »erworbenen« Position zu vergewissern, fängt er an, Besucher des Oktoberfests zu maßregeln. Zwischenzeitlich kommen immer wieder Zweifel an der Legitimität dieses merkwürdigen Polizisten auf. Doch die Autorität seiner Uniform zerstreut sehr schnell alle Zweifel. Als der bestohlene Polizist und ein Kollege ihn schließlich aufspüren, kommt es zu einem tragischen Ereignis.
Wir laden Sie herzlich zu diesem besonderen Wiesn-Abend ein und freuen uns auf Ihr Kommen.
Im Gespräch:
Dany Keller, Galeristin: Sie liebt die Kunst und Kultur bis heute, das begann bereits nach der Pubertät. 1970 eröffnete sie mit ihrem Mann die Galerie in Kempfenhausen am Starnberger See, 1972 folgte eine zweite Eröffnung in der Maximilianstraße in München. Höhepunkte waren Ausstellungen u.a. von Piero Manzoni, Günther Fruhtrunk, Josef Albers, David Hockney und John Cage oder eine gemeinsame Lesung mit Loriot und Achternbusch.
1979 zog Dany Keller ganz nach München, renovierte und mietete zwei Etagen in einer Hinterhoffabrik in der Innenstadt, wo sie fortan Ausstellungen, Performances, Lesungen, Filme, Musik und Diskussionen organisierte. Es war das erste Kulturangebot dieser Art in München und war sofort erfolgreich. 1984 gestaltete sie die erste Herbert Achternbusch Auktions-Ausstellung in München mit Bildern, Zeichnungen und Skulpturen des Künstlers. 2009 zog sie in den Westerwald, wo weiterhin Ausstellungen realisiert wurden. Gleichzeitig entstanden drei Bücher mit Kurzgeschichten und einige Anthologien. 2022 gab Dany Keller ihre Ausstellungstätigkeit auf und erfreut sich seitdem an der Kunst, der Natur und dem Leben. Das Schreiben besetzt den größten Teil ihrer Zeit.
Claudius Seidl, Publizist und Filmkritiker: Nach dem Studium der Politik-, Volks- und Theaterwissenschaften an der LMU München, begann Seidl 1983 als freier Filmjournalist bei der Süddeutschen Zeitung, ab 1985 schrieb er für Die Zeit und ab 1987 für das Kult-Magazin Tempo. 1990 wurde er Ressortleiter für „Populäre Kultur“ beim Spiegel, 1996 stellvertretender Feuilletonchef bei der Süddeutschen Zeitung. Zusammen mit Florian Illies übernahm er 2001 das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, ab 2015 war er alleiniger Redaktionschef. Seine Tätigkeit als Feuilletonchef bei der FAS endete 2020. Er arbeitet als freier Autor.
Philip Gröning, Filmemacher, Medienkünstler: Der Filmregisseur und Medienkünstler beschäftigt sich intensiv mit Bildprozessen. Bekannt wurde er mit Filmen wie: „L’amour“ (2000), „Die große Stille“ (2005), „Die Frau des Polizisten“ (2013), „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ (2018). Inzwischen arbeitet er mit erweiterter Fotografie, Performance, Virtual Reality und Künstlicher Intelligenz. Im November 2021 präsentierte er eine Reihe seiner mit KI entstandenen Werke in einer Ausstellung in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er war zudem Gastprofessor an der Kunstakademie München im Bereich „KI als Form und Thema“. Mehrfach wurden seine Filme ausgezeichnet, darunter der Europäische Filmpreis, der Sundance Jury Award, der Special Jury Award bei den Filmfestspielen in Venedig. Seit März 2021 ist Philip Gröning Leiter der Abteilung Film – und Medienkunst an der bayerischen Akademie der Schönen Künste.