Sing, sagte Salewski, sing einfach, was du willst. Und so sang
ich also und legte mich in das von ihm fein bereitete,
schlankweg luxuriös aufgepolsterte Klangbett, genau wie die
anderen sechs einbestellten VokalistInnen. Aber jede Stimme
räkelt sich auf ihre ganz eigene Weise zu ihrem Chanson: Inida
Kreuz auf albanisch bei Strand II, Pico Be texttrunken tänzelnd
bei Sulukule, Manuela Rzytki mit der Chanteusen-Zunge lässig
in der Backe bei Ceci n’est pas une pipe, Rosalie Eberle mit der
ganzen Überschusskraft der Oper bei Weniger, und dann noch
dieser unwiderstehliche Autotune-Sommerhit Epuscrular von
Autoboy! Das Singen ohne Stimme führt uns bei Monolith der
bekannte Geräusche-Crooner Anton Kaun vor, Salewskis
Stimme selbst erscheint uns tatsächlich auch selbst mit dem
Mantra I and I unter dem Deckmantel seiner Geheimidentität
Agnostoman, und die hier Unterzeichnete berichtet in
Ghostdrivers von Geisterfahrern und in Painted on von
Gliedmaßen, die aber lediglich am Körper aufgemalt sind – in
einer hypnoiden Vortragsweise, die vielen der auf diesem
Album vertretenen Stimmen zu eigen ist. Die makellosen
Percussion-und-Synthesizer-Landschaften, in denen sie sich
tummeln, hat der Meister sämtlich selbst eingespielt (Gemischt
und produziert wurde das Ganze anschliessend mit Albert
Pöschl in dessen echokammer Studio) und zwar bei sich in
seinem rauchverhangenen Wohnzimmer, wo langfingrige
Sonnenstrahlen durch das Pflanzengestrüpp vor den Fenstern
bizarre Schatten auf die eierschalenfarbenen Teppiche zaubern
– und genau so, eklektisch und geheimnisvoll, klingt diese
Platte auch. Salewski ist einer, der aus ganz wenig ganz viel
machen kann, als Musiker und als Mensch. Ein Minimalist mit
einem Herz aus Gold. Und dies ist ein Schmuckkästchen von
einem Album, eine Gehirnschleuder und ein Seelentröster
zugleich.
// Tom Wu: Auftritte von Tom Wu sollten ausschließlich in Kellerclubs stattfinden. Kellerclubs, in die man hinabsteigen muss, als würde man in die Abgründe unserer Psyche hinabsteigen. Kellerclubs ohne Licht, als würde man sich in den düstersten Ecken unserer Gedanken befinden. Kellerclubs ohne Licht, bis auf ein Strobo, das Bilder von Menschen in Ekstase zeigt, zerhackt in Momentaufnahmen.
Denn genauso wirkt die neue Platte des Münchner Schlagzeugers und Sängers: Wie eine Reise ins Unbewusstsein, wie eine besonders schwarze Nacht auf etwas zu starken Drogen.