Kultur

Für München und gegen Gott

Regina Karl
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Andreas Kriegenburg kommt zum Gastspiel an die Kammerspiele – und Neu-Intendant Johan Simons gewährt erste Einblicke in die kommende Spielzeit.

diebe

Ein Preis jagt den anderen. Das gilt wohl nicht nur für den Regisseur Andreas Kriegenburg, als auch für die mittlerweile nicht mehr ganz so junge Nachwuchsautorin Dea Loher. Dass die Kombination aus verschwurbelten szenischen Versatzstücken und den phantastisch bis surrealen Bildern, die Andreas Kriegenburg dazu findet, eine gute ist, hat zuletzt die Jury des Berliner Theatertreffens 2010 bestätigt und Lohers letzten Text „Diebe“ unter Kriegenburgs Regie zu einer der „bemerkenswertesten Inszenierungen“ der letzten Spielzeit gekrönt. Die Produktion, die im Januar am Deutschen Theater Berlin Premiere feierte, ist am Mittwoch und Donnerstag als Gastspiel an den Münchner Kammerspielen zu sehen. Noch ist die Karten-Ampel gelb.

Lohers Text mäandert tragisch und komisch zwischen Menschen und ihrem Alltagsmist. Da gibt es Finn, den Versicherungsmakler, dem das Maklern keinen Spaß mehr macht, seine Schwester Linda, die vorm Konkurs steht, Monika vom Supermarkt und das Ehepaar Schmitt im Verfolgungswahn. Kriegenburg packt Lohers Portrait vom Misslingen des Alltags in eine gleißend weiße Box und überlässt das Personenwirrwarr den ganz großen Schauspielern wie Jörg Pose und Susanne Wolff, die mit ihm von Hamburg nach Berlin gekommen sind.

Wer es diese Woche nicht schafft, sich vom Joint-Venture aus Kriegenburg und Loher überzeugen zu lassen, der sei auf die Münchner Erfolgsgeschichte dieser Partnerschaft verwiesen. Am 21.06. wird noch einmal  “Land ohne Worte/Berliner Geschichte” mit der fantastischen Wiebke Puls am Rande des körperlichen wie sprachlichen Zusammenbruchs gespielt.

Und schlussendlich gewährt Johan Simons erste Einblicke in seinen Intendanten-Auftakt zur nächsten Spielzeit 2010/2011. Das Interimsjahr unter der Leitung der Dramaturgenriege ist vorbei, die lästigen Spielzeitmotti sind abgeschafft, Simons erobert sich die Maximilansstraße. Bis jetzt gibt es nur eine neue Website, puristisch in Schwarz-Weiß gehalten. Darauf ein langes Bekenntnis von Simons zu München und gegen Gott. Neue Räume, neue Schauspieler und neue Regisseure werden ebenfalls kommen. Was bleibt, ist unter anderem das Traumspiel Kriegenburg: „Alles nur der Liebe wegen“, geschrieben, getischlert und inszeniert von ihm ganz alleine wird im Dezember Premiere feiern.

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