Kultur, Live

Gestus des Experimentierens

Sebastian Gierke
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Angehört: L’egojazz – Ovatime

Cool klingt das, ausnehmend cool. Nicht auf die zubetonierte, überlegene Art und Weise cool, sondern auf eine offene, irgendwie weiche.

L’egojazz veröffentlichen dieser Tage auf dem Münchner Großartigkeitenlabel red can eine Single. Bass, Schlagwerk, Gitarre, Sampler, Gesang, Tasten, Synthies, Elektronischer Taktgenerator und Doppelgramophon kommen laut Selbstbeschreibung zum Einsatz. Mit diesem Instrumentarium erschafft die Münchner Band Popmusik auf der Höhe der Zeit – und in vielen kleinen, aber bedeutenden Abweichungen vom Üblichen aufregende Ãœberraschungsmomente.

legojazz

Ovatime ist ein, in Teilen sogar hymnischer, Rave-Knaller, groß, geil, mit einer cheesy Synthieline überzuckert und von analoger Wärme durchzogen. Der zweite Song, Step Into It: Perkussion und  Sprechgesang, dazu ein großartig hüpfender Bass. Und beide Songs durchzieht ein fast renitenter rhythmischer Puls, ein zugleich schleppend und drängender, ein immer mitreißender Beat.

Die beiden Songs haben musikalisch eigentlich nicht viel gemein, doch etwas verbindet sie: Der Gestus des Experimentierens, des Improvisierens, des Freakouts ist in ihnen gleichermaßen zu spüren, der Gestus, der die exzessive Fluktuation von Ideen erst ermöglicht. Deshalb ist diese Musik auch so modern. Es ist das so heutige Glück,  nicht ja oder nein sagen zu müssen, sondern alles zugleich haben zu können.

Live wird die Musik mit Tanz und Visualkunst kombiniert.  Visuelle und musikalische Sequenzen ergänzen sich perfekt. Und dann scheint  möglich, was gute Popmusik für viele so unersetzlich macht: Die Auflösung des Subjekts im Fluss der Performance.

L’egojazz spielen heute, am 26.11. im Rahmen des Spielart-Festivals im Ampere (21 Uhr) ,  zusammen mit den ebenfalls großartigen Rhythm Police aus Augsburg.

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