Kultur, Live, Nach(t)kritik

Glamourös wie Vegas, ehrlich wie Glasgow

Max Fraenkel
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Glasvegas – eine Mischung aus Glasgow und Las Vegas. Das Harte der Arbeiterstadt und das Glitzern der Glücksspielmetropole vereint in einer Band. Van Beethovens Mondscheinsonate erklingt und die höchstgehandelten Newcomer der letzten Jahre betreten die Bühne des Atomic Café: Ohne Umschweife greift Sänger und Frontman James Allan zu seinem mit einem Lichtschlauch dekorierten Mikrofon. In  der ausverkauften Intimität des Atomic intoniert er „Stabbed“. Vom ersten Ton an haben die vier Glasgower ihr Publikum im Griff und verzichten auf plumpe Animationsversuche. So entsteht eine fast schon vertraute Atmosphäre und Spannung zwischen der Band und dem Publikum.

Eine Leistung, die man von so einer jungen Band nicht so recht erwarten mag: Auch wenn Glasvegas erfahren wirkt sind sie alles andere als alte Hasen im Musikgeschäft. Erst 2005 versuchte sich Frontman James noch als Fußballprofi – die Entscheidung für die Musik erfolgte erst nach dem Rauswurf aus seiner letzten Mannschaft. Eine Tatsache, die er seitdem sicher nicht bereut hat, denn schon kurze Zeit später wird die Band bei einem Auftritt im berühmten Glasgower King Tut’s Wah Wah Hut von einer britischen Musiklegende bemerkt: Allan McGee – dem Entdecker von Oasis.

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Gute Vorzeichen, denn ab diesem Moment geht alles sehr schnell: Singels und Debutalbum werden veröffentlicht und 2009 stehen sie als Vorband von U2 auf einer der größten Bühnen unserer Zeit. Der Atmosphäre und der Bindung zum Publikum im eher kleinen Atomic Café tut das allerdings keinen Abbruch. Wenn James Allan sich zwischen den gut abgestimmten und extrem sphärischen Stücken ab und an an das Publikum wendet wirkt es, als ob er mit ein paar alten Kumpels plaudern würde.

Vor einem glitzernden Vorhang, gehüllt in Nebel, stehen die Musiker vor ihren Instrumenten. Von Lichtblitzen illuminiert leben sie jeden Takt ihrer Musik. Viel sphärischer, fast sogar progressiver als auf CD kommt ihre Musik daher. Von der ersten bis zur letzten Minute ziehen Glasvegas das Publikum in ihren Bann und machen ihrem Namen alle Ehre – glamourös wie Vegas, ehrlich wie Glasgow.

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