Kultur

Goldstück an der Luisenstraße

Jonas Bock
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Lenbachhaus aussen

Im Café stehen die Stühle noch umgedreht auf den Tischen, im Garten holpert noch der ein oder andere Rasenmäher über das Gras und der Eingangsvorplatz wirkt so aufgeräumt, dass es schon fast verdächtig ist. Doch morgen weht im Lenbachhaus wahrscheinlich ein ganz anderer Wind, dann nämlich öffnet es wieder seine Pforten.Die fancy-goldene Fassade ist sowas von auf Hochglanz poliert und wirkt ziemlich eindrucksvoll, doch wie sieht es denn mit den inneren Werten des Neubaus aus?

Außen, innen und außen-innen

“Make it more domestic!” So lautete das Leitmotiv von Norman Foster, dessen Architekturbüro Foster+Partners den vierjährigen Umbau des Lenbachhauses übernahm. Heimischer, häuslicher soll es werden. Der Eingang an der Nahtstelle zwischen Alt- und Neubau erschlägt den Besucher nicht unbedingt mit “Wohnlichkeit”. Denn was sich wenige weiter im Foyer des Hauses zeigt, ist nicht etwa eine gemütliche Sofaecke, sondern ein riesiger Eiszapfen aus buntem Glas des Künstlers Olafur Eliasson. Die Skulptur scheint alle verschiedenen Bereiche und Sammlungen des Baus zentral im Foyer festzupinnen.

Doch der Blick wandert sofort auf die goldgelbe Außenfassade des Altbaus, die in das Foyer hineinreicht. Moment mal, Außenfassade im Foyer? Richtig, mitten in dieser hochmodernen und minimalistischen Architektur zeigt das Lenbachhaus mittels der Fassade des Urbaus deutlich seine Wurzeln auf. Als würde der Neubau den Altbau umarmen und schützend überdachen … irgendwie sympathisch und tatsächlich ein wenig … heimisch.

Lenbachhaus innen

Dieses heimische Gefühl hält auch dann noch an, wenn man in den Altbau hineintritt. Skurrile Skulpturen von Erwin Wurm bilden einen harten Kontrast zu den rundbögigen Durchgängen und den erdigen Kacheln und Mosaiken. Doch spätestens im Nordflügel, wo Kunstwerke des 19. Jahrhundert beheimatet sind, ist wieder alles im Lot. Die verschiedenen – für Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts nicht unbedingt spannenden – Landschaftsmalereien, die dezenten Wandanstriche und der Blick durch die gusseisernen Fenster gegenüber in den idyllischen Garten hinaus bilden ein perfektes Team. Doch eine Schnappsidee muss man den Verantwortlichen attestieren: Statt jedes einzelne Werk mit Namen, Maßen etc. zu versehen, weist jedes Werk nur eine Ziffer auf. Die jeweils zugehörigen Infos sucht man sich aus einer Liste an der gegenüberliegenden Wand heraus. Echt unpraktisch!

Lenbachhaus Garten

Bunter Adlerhorst

Die modernere Kunst ab dem 20. Jahrhundert ist in den oberen Stockwerken des Alt- und Neubaus untergebracht. Dabei sticht vor allem die Sammlung von Joseph-Beuys-Kunst im Altbau heraus. Zu der gelangt man unter anderem über einen eigenen, den Eingangsbreich überspannenden Brückensteg. Zugegeben, in Sachen Vollständigkeit der Sammlung macht diese Beuys-und-sonst-nichts-Aufteilung durchaus Sinn, doch ein wenig isoliert wirkt der Arme dort drüben im Altbau schon ein wenig. Die Sammlung von Kunst ab 1945 im Neubau ist ebenso toll in Szene gesetzt. Vor allem im schwarzgestrichenen Raum mit den blutleeren Bildern von Thomas Demand herrscht eine ganz eigenartige Stimmung.

Lenbachhaus - Thomas Demand

Die Krone des Lebachhauses geht jedoch ganz klar an die Blauer-Reiter-Sammlung, die im neugewonnenen 2. Stock thront. Blauer Reiter? Kennt man doch. Das war auch zugegebenermaßen mein erster Gedanke, der sich aber ab der ersten Sekunde im Obergeschoss schleunigst verkrümelte. Dezente, weiße Wände waren hier nicht zu entdecken. Analog zur heftigen Farblichkeit der Blauer-Reiter-Werke (die man übrigens auch in der Skulptur von Eliasson wiederfindet) hat man auch den einzelnen Räumen tolle Outfits verpasst, die von funkelndem Staub in den Wandanstrichen bis hin zu abstrakten Tapeten reichten. Gut so, die Gestaltung der Räume adelt die Kunstwerke und auch die Ansiedlung im obersten Stockwerk ist ein starkes Statement in Sachen Münchner Kunst.

Gold & Licht

Prominentestes Gestaltungsmittel im Aussenbreich des Lenbachhauses dürfte eindeutig die Farbe Gold sein, die sich dort an allen möglichen Ecken des Museums wiederfindet. Man wollte das Lenbachhaus trotz Neubaus wie aus einem Guss wirken lassen, so die verantwortlichen Architekten. Auf eine ganz eigensinnige Art und Weise haben sie das auch geschafft. Doch eine leichte Ahnung von Art-Deco, die durch die Betonung der goldenen Farbe und die Schriftzüge durchblitzt, lässt sich ebenso nicht von der Hand weisen. Etwa eine Art insgeheime Handreichung zum Jahr 1929, als das Lenbachhaus offizielll als städtisches Museum eröffnete? Egal wie die Interpretation der äußeren Gestaltung ausfällt, am Gold scheiden sich die Geister.

Viel unproblematischer ist es da in Sachen Licht und Beleuchtung. Wieviele verschiedene Arten von Lichtquellen im Lenbachhaus verbraten wurden, wissen wahrscheinlich nur die Verwantwortlichen. Doch Fakt ist: Das dynamische Licht, das in vielen Bereichen in Helligkeit und Farbtemperatur changiert und sogar Tageslicht simuliert, ist der heimliche Star des Museums.

Lenbachhaus Treppe

Bis zum 12. Mai ist der Eintritt noch frei. Einen Besuch möchte ich nicht nur Kunstfans ans Herz legen!

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