Leben

Ein Griot der Münchner

Tanzen ist mein Leben! sagt Massaer Diouf. In einem bunten Kostüm, die langen Dreadlocks von einem mit Muscheln besetzten Stirnband gehalten, wirbelt er mit geschmeidigen Bewegungen durchs Münchner Tanzstudio Moving Point. Dort unterrichtet Massaer Sabar – einen Frauentanz aus dem Senegal.

Seit 2002 lebt er in Deutschland. Zunächst hat er als Küchenhelfer gearbeitet, aber schnell gemerkt, dass  Musik und Tanz dadurch zu sehr in den Hintergrund rückten. Wenn ich so weitergemacht hätte, wäre mir langsam meine Kultur verloren gegangen.

Massaer kündigt und konzentriert sich wieder ganz auf das, was er liebt: tanzen, trommeln und singen. Seit 2006 verdient er damit seinen Lebensunterhalt. Er hat nicht viel, ist aber wirklich zufrieden. Und vor allem sieht der 27-jährige in seiner Arbeit nicht einfach nur ein Mittel um Geld zu verdienen, sondern schwärmt begeistert: “Ich liebe es!”

Massaer Diouf kommt ursprünglich aus dem Senegal. Er entstammt einer großen Griotfamilie. Der Begriff Griot bezeichnet eine westafrikanische Berufsgruppe, die bei verschiedenen festlichen Anlässen mit Musik, Tanz und Gesang Geschichten erzählt.

Schon als Kind ist Massaer bei allen Festen dabei, bei denen seine Familie auftritt. Und er beschließt, aus seine großen Liebe zum Tanz und zur Musik einen Beruf zu machen: “Ich wollte ein richtiger Tanzlehrer werden.”

Außerdem möchte er die Kunst der Griot auch außerhalb Westafrikas verbreiten. Zunächst macht Massaer eine Ausbildung am Ballett Ndinki Ndanka in Dakar, arbeitet danach fürs Ballet africain und nimmt nebenbei Tanzunterricht. Dann gründet er im Senegal eine eigene Tanzschule. Massaer verliebt sich in eine seiner Schülerinnen und geht mit ihr nach München: “So schnell bin ich in Deutschland gelandet.

Mittlerweile gibt er von Montag bis Freitag Tanzunterricht, an einigen Wochenenden ist er mit Trommel- und Tanzworkshops in ganz Deutschland und Europa unterwegs.

Bei Massaers Tanzkursen kommt die Musik nicht vom Band. Zwei Freunde aus seiner Band Djapo spielen live auf Sabar, einer Trommel aus Massaers Heimat, auf Djembe und Basstrommeln mit den wohlklingenden Namen Dunumba, Sangbang, Kinkini, und Thioung.

Massaer ist davon überzeugt, dass jeder Mensch Rhythmusgefühl hat, ein Gefühl für Musik besitzt. Und er ist immer wieder davon fasziniert, was tanzen und singen bewirken können.

Vielen seiner Schülerinnen fehle es zunächst an Selbstvertrauen, einige seien ängstlich und würden sich anfangs recht steif bewegen. Fehler machen zu dürfen seien sie meist einfach nicht gewohnt. Fehler gehören dazu, sagt der Tänzer. Bei Massaer tanzt jeder einmal in der ersten Reihe. Er möchte verhindern, dass seine Schülerinnen sich zu sehr an anderen orientieren und die Tanzschritte nur abschauen. Jeder solle seine eigene Philosophie, seine eigene Art zu tanzen finden.

Es kommen ganz unterschiedliche Menschen in Massaers Kurse. Jedem neuen Teilnehmer gibt er die Hand. Dadurch bekommt er ein Geühl dafür, warum jemand zu ihm kommt: einfach aus Spaß oder um abzuschalten, den Alltag oder persönliche Probleme zu vergessen?

Wenn er nicht gerade singt, trommelt oder tanzt, spielt Massaer gerne Volleyball. Diesen Sport liebt er, weil dabei Beweglichkeit und Kraft kombiniert sind und mit viel Leidenschaft gespielt wird. Oder Massaer ist mit seiner achtjährigen Tochter unterwegs, die das Talent ihres Vaters geerbt hat. Sie tanze wie Wahnsinng, sagt er stolz.

Massaers Fröhlichkeit, seine Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft stecken an. Die rhythmische Musik der Trommeln, gemeinsames Singen und Tanzen schaffen eine Atmosphäre, der man sich schwer entziehen kann. Durchs tanzen bleibst du immer jung, gesund, beweglich und fröhlich!, sagt Massaer. Und er scheint selbstdas beste Beispiel dafür zu sein.

Informationen zu Massaers Kursen, Workshops und Konzerten findet ihr auf seiner Homepage: afro-massaer.com

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