tagebook des Münchner Forums

Im Zentrum weniger Autos und wachsender Radfahrverkehr

bicicleta

Fast alle Münchner kennen den Altstadtring nur als eines: als Straßen mit sehr viel Autoverkehr. Als vor einigen Jahren in der Sonnenstraße Radwege eingebaut wurden, durfte das den Autoverkehr nicht beeinträchtigen. Wer sich für weitere Änderungen am heutigen Verkehrskonzept ausspricht, gilt schnell als vermeintlicher Narr, der nicht wissen will, was Autos für die Funktionsfähigkeit einer Metropole bedeuten. Dabei ist die Zeit auf Teilen des Altstadtrings reif für eine Neuordnung des Verkehrs mit dem Ziel, mehr Freiraum für Fußgänger zu schaffen, ohne dabei den Autoverkehr zu missachten. Verkehrszählungen des Planungsreferates belegen das.

Hier Zahlen zur Sonnenstraße: Am Stachus ist der Autoverkehr (werktags binnen 24 Stunden) bvon 59.000 Fahrzeugen in den Jahren 1990 bis 1995 auf zunächst 50.000 Fahrzeuge (2004) und mittlerweile (2011) auf nur noch 46.000 Fahrzeuge
gesunken. Im Abschnitt Schwanthalerstraße – Sendlinger Tor sank die Verkehrsbelastung von 52.000 Autos (1995) über 48.000 im Jahr 2004 auf nur noch 40.000 im Jahr 2011.

Zum Vergleich: Eine Belastung von 40.000Fahrzeugen wies 2011 auch die Ludwigstraße auf, die abgesehen von Abbiegespuren weitgehend nur vierspurig ist. Eine gleich hohe Belastung weist die Menzinger Straße in Nymphenburg auf; sie ist ebenfalls nur vierspurig. Die aktuellen Daten belegen,dass eine auf vier Spuren reduzierte Führung auch in der Sonnenstraße möglich ist. Der Stadtrat hatte dies bereits 1995 grundsätzlich beschlossen, sofern der Rückgang des Autoverkehrs dies erlaube. Diese Voraussetzung ist eingetreten. Stärker als in der Ludwigstraße und in der Menzinger Straße ist in der Sonnenstraße allerdings der Lieferverkehr. Für ihn wäre eine Lösung analog der Fußgängerzone Neuhauser/ Kaufingerstraße erforderlich. Der entsprechende Straßenraum ist in den neu anlegbaren Fußgängerbereichen der Sonnenstraße gut möglich. Schließlich ist der ruhende Verkehr zu betrachten. Das Parkhaus Stachus steht fast immer teilweise leer. Hier könnte z.B. eine Etage als Anwohnergarage genutzt werden. Kurzum: Die Zeit für eine Neugestaltung der Sonnenstraße ist reif.

44.000 Autos fahren an einem gewöhnlichen Werktag noch über den Altstadtring hinweg in die Altstadt hinein. Damit ist die Verkehrsbelastung auf fast die Hälfte dessen zusammengeschmolzen, was die Altstadt noch im Jahr 2000 zu verkraften hatte, und auf deutlich weniger als die Hälfte des Verkehrsaufkommens im Jahr 1993. Allein seit der letzten Zählung von 2004 nahm der Autoverkehr, der den Altstadtring kreuzt, um 15 Prozent ab.

Auch der Trambahnbetrieb hat sich seit der Zeit, als der Altstadtring angelegt wurde, praktisch halbiert. Die Struktur des Tramnetzes hat sich seit einer Generation deutlich verschoben. 1976 fuhren von der Sonnenstraße aus in nördlicher Richtung noch die Linien 1, 4 und 21 zur Maximilianstraße, die Linien
15 und 25 zur Barerstraße, die 7 und 12 zur Karlstraße sowie die Linie 11 zum Maximiliansplatz. Heute verkehren nur noch die Linie 27 zur Barer- und die Linie 19 zur Maximilianstraße. Von acht Linien sind also nur noch zwei verblieben. In Richtung Hauptbahnhof fuhren 1976 die Linien 1, 4 und 11 durch die Prielmayerstraße sowie die Linien 2, 19, 20 und 29 durch die Bayerstraße. Heute sind aus diesen sieben Linien sechs geworden, nämlich die 16, 17, 18, 19, 20 und 21. Der Tramverkehr im Bereich Sonnenstraße wurde also von 15 auf 8 Linien reduziert. Der teilweise viergleisige Ausbau erscheint daher aus heutiger Sicht überdimensioniert. Insgesamt besteht in der Sonnenstraße heute eine klare Möglichkeit, die Aufenthaltsqualität durch eine Reduktion der Verkehrsflächen massiv zu verbessern, ohne dem fließenden Verkehr zu schaden.

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons