Leben

Kommerz am Körper

Katharina Popp
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Chippy ist eigentlich Ingenieur. Darum konnte er wohl auch in Eigenarbeit eine Tattoo-Maschine bauen. Das war vor 14 Jahren als er an seinen Freunden übte. Inzwischen hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Und gilt als einer der besten Tätowierer der Stadt.

Und das Geschäft mit den gefärbten Hautporen boomt. Für das Studio Unlimited bietet Chippy die einstige Knastmode inzwischen sogar auf dem Tollwood-Fest an. Katharina Popp hat mit ihm gesprochen.

Was hast du gerade gestochen?

Eine Rose mit einem Tribal dazu.

Alle reden von Krise. Geben die Leute heute weniger Geld für Tattoos aus?

Bei uns bleibt die Krise vor der Tür. Wer hier herkommt, hat Geld …

Und was kostet sowas?

Bei kleinen Tattoos ist der Preis pauschal. Bei den Großen sind es so 100 Euro pro Stunde.

Wie hast du es geschafft, dass die Leute deinen Namen kennen?

Mit sehr viel Arbeit. Wenn du dir bei jedem Tattoo Mühe gibst, egal ob klein oder groß, sehen das die Kunden. Deine Arbeit muss perfekt sein.

Hast du schon berühmte Kunden gehabt?

Mehrere. Profiboxer, Skiläufer aus der Nationalmannschaft, Fußballer von Bayern München. Ein Moderator vom Fernsehen war auch schon da.

Wie hat sich der Markt verändert?

Der Unterschied zu früher ist groß. Es kommen immer neue Geräte, neue Farben, neue Nadeln. Es ist genau wie bei der Technologie. Es kommt immer was Neues – was Besseres. So kann man bei den Motiven immer mehr Details tätowieren.

Was sind die beliebtesten Motive?

Zur Zeit sind Sterne modern. Überall, wo du hingehst, in die Disco oder so, siehst du Sterne. Warum, kann ich dir nicht sagen. Früher war es das Arschgeweih, dann chinesische Buchstaben. Was morgen kommt, weiß niemand. Aber trotzdem ist es ein Tattoo. Und wenn morgen etwas Neues kommt, dann kommen die Leute zum Überdecken. Wenn du ein Tattoo willst, musst du gut überlegen. Es muss etwas für dich bedeuten. Nicht einfach nur so, weil der Freund auch eins hat. Das ist Blödsinn.

Wo sind zur Zeit die beliebtesten Stellen?

Bei Frauen das Handgelenk. Viele wollen auch Blumen und Tribals an der Leiste. Bei den Männern sind es ganz klassisch der Oberarm oder die Schulter; auch mal die Brust, aber seltener.

Gibt es Stellen, die du nicht tätowieren würdest?

Ja. Das Gesicht. Es kommen auch junge Leute die die Hände oder den Hals tätowiert haben wollen. Die können ihre Zukunft zerstören. Es gibt auch verrückte Eltern, die sowas erlauben. Bei meinem Kollegen war zum Beispiel ein junger Typ, der wollte ein Bushido-Zeichen am Hals. Und der war mit den Eltern da. Ich finde, das geht nicht. Man weiß in dem Alter nicht, was man später mal arbeiten wird und ändert mindestens noch zehn Mal seine Meinung. Auch wenn ich glaube, dass ein Tattoo nicht gut ausschauen wird, oder ich weiß, dass die Hautstelle nicht gut dafür geeignet ist, weil dort die Farbe rausgeht oder es wegen der Hautstruktur an der Stelle nicht scharf aussehen kann, rate ich das den Kunden ab. Du bist kein Drucker und kannst nicht einfach überall tätowieren.

Wie sah das außergewöhnlichste Tattoo aus, das du je gemacht hast?

Bei einer habe ich am Kopf die Haare rasiert und einen Schalter gemacht. „On – Off“. Es gibt auch Frauen, die wollen im Intimbereich ein kleines Strichmännchen mit Rasenmäher. Es fährt entlang, die Haare fliegen weg und wo es gemäht hat, ist rasiert. Es gibt viele verrückte Sachen. Manchmal bringen die Kunden ein Motiv und du denkst, „Oh mein Gott“. Aber die Kunden sagen, sie wollen genau das. Und dann musst du es eben machen. Das sind Geschmackssachen.

Wer war der ungewöhnlichste Kunde?

Neulich war eine Omi hier, die war über 70. Sie hat gesagt, sie möchte in ihrem Leben alles mal machen. Also wolle sie auch ein Tattoo. Jetzt trägt sie eine Rose auf der Brust.

Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe von mucs erschienen, dem München-Magazin der Jungen Volkshochschule. Die ganze Zeitschrift gibt’s unter mucs-magazin.de.

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