Kultur

Künstliche Feierkultur

Jana Edelmann
Letzte Artikel von Jana Edelmann (Alle anzeigen)

Ãœber die Kunst, eine gute Party zu veranstalten. Und warum Kunst dabei immer wichtiger wird.

Die Konkurrenz ist groß, auch im beschaulichen München: Clubbetreiber, Kneipenwirte, ja sogar Optiker: Sie alle buhlen um eine Wunschklientel: Die urbane Boheme. Dynamisch-aufgeschlossen, partyfreudig und ausgehaffin, irgendwie wohlhabend und ein bisschen stylisch sollten sie sein, die Wunschkunden. Aber wie lockt man die Szeneria Münchens in die gute Stube? Mit günstigen Drinks, hörbaren DJ-Sets und entspannter Atmosphäre ist es wohl nicht mehr getan – denn immer mehr Vergnügungslokalitäten entdecken ihre kulturelle Ader. Und laden nicht einfach ein zum Tanzen, Trinken, Tratschen, sondern stellen- quasi als Hintergrundwohlfühlserum-  junge Künstler und Designer aus.       
Die Szeneria nimmts gern an und versammelt sich zu diversen Kunstfeiereien, bei denen mal Graffiti auf Leinwand ausgestellt ist, mal Deluxegitarren künstlerisch designt sind, mal Stadtfotografien neben Brillengestellen hängen. Gemein ist jedenfalls sämtlichen Verantaltungen, dass die angebotenen Freigetränke stets größeres Gesprächsthema sind als die ausgestellten Kunstwerke.
Ist das der Ausverkauf zeitgenössischer Kunst? Ist das Szeneria-Heuchelei, die sich damit der Illusion iher Intellektualität hingeben kann? Oder ist es vielleicht einfach eine Gelegenheit, jungen Kreativen neue Plattformen zu geben und Kunst mehr in den Alltag zu integrieren?
Aber vielleicht ist es auch ganz egal, solange alle profitierten. Die Kunst jedenfalls gewinnt ein neues Publikum. Und den Partygästen steht ein Anbandelungs-Spruch mehr zur Verfügung. “Wie gefällt dir das denn…?” ist jedenfalls origineller als “Haste mal Feuer?”…

Tags:
,
No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons