Kultur

“Lokalpatriotismus ist unser Antrieb!”

Jana Edelmann
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Max Herre kommt am 6.11. in die Muffathalle. mucbook hat sich mit ihm über Eisbachsurfen, Coolness und Lokalpatriotismus unterhalten.

 

Foto: Daniel Sannwald

Herr Herre im Anzug. Foto: Daniel Sannwald

 

Max, dein neues Album heißt „Ein geschenkter Tag“  – Was machst du mit einem geschenkten Tag in München?

Ich bin letztens  an der Isar entlang gefahren und hab so nen Typen mit Neoprenanzug und Surfbrett  gesehen – Was auch immer der damit im Oktober anstellt: das würde ich sofort machen!

Der wird wohl zur Eisbach-Welle geradelt sein.

Ok,  dann will ich an meinem geschenkten Tag auf der Eisbach-Welle surfen.

Eisbachsurfer und HipHoper haben ja eines gemeinsam: Sie gelten als ziemlich „cool“. Du hast dich mit deiner neuen CD aber gänzlich vom HipHop verabschiedet und statt dessen die Akkustik-Gitarre ausgepackt: Hat sich der Singer-Songwriter Max Herre verabschiedet von der Rap-Coolness?

Also, es ist ja immer schwer zu sagen, ob man selber „cool“ ist oder nicht…Das müssen eigentlich andere beurteilen. Du hast aber schon Recht mit dem Abschied von alter Coolness: Die neue Platte versucht überhaupt nicht, etwas zu sein, was sie nicht ist. Alles ist ziemlich direkt, filterlos und unverstellt. Also eben kein „auf cool machen“ – und das macht man im HipHop ja schon, indem man versucht , sich auf eine bestimmte Art zu geben. Ich glaub nicht, dass ich das auf der neuen CD noch mache. Ich probier einfach der zu sein, der ich bin.

Warst du früher also ein Möchte-Gern?

Nein, aber HipHop ist einfach in einer bestimmten Szene zu verorten. Sich dort zu etablieren und sich von anderen abzugrenzen  hat da viel mit Selbstdarstellung und Außenwirkung zu tun. Natürlich zieht man sich auch ein bisschen was über. Die neue Platte beschäftigt sich aber eben nicht mit dem Außen, sondern mit der Frage „Was fühle ich?“.  Und das will ich ausdrücken.

Auch München wird ja einerseits „Weltstadt mit Herz“ genannt, trotzdem haftet ihr das oberflächliche Schickeria-Image an…

Also ich finde ja nicht, dass es in München cooler oder oberflächlicher zugeht als anderswo. Es gibt halt einen bestimmten Style, der prägend ist für München.  Ich kann aber echt nicht sagen, dass das in Berlin vom Prinzip her anders wäre. Da sehen die Leute halt anders aus, tragen andere Klamotten und legen auf andere Dinge Wert. Aber am Ende wollen sie doch alle gut ankommen…Ich hab auch nichts dagegen, wenn Leute sich überlegen, wie sie wirken. Ich mach mir da auch Gedanken darüber.

Abgesehen vom Image muss das Einkommen ja auch stimmen. Du bist seit Jahren Werbeträger für Clarks-Schuhe, lässt Liveauftritte exklusiv bei Itunes vermarkten. Ist das die Konsequenz aus dem Niedergang der Musikindustrie?

Es ist schon so, dass weniger Geld für Marketing vorhanden ist als früher, einfach, weil weniger Platten verkauft werden. Insofern sind solche Verträge natürlich ein Mittel, das Budget zu vergrößern. Aber das ist ja kein Ausverkauf einer Idee. Solange die  künstlerische Unabhängigkeit gewährleistet ist, sehe ich da kein Problem. Ich bin ja nicht gegen Atomkraft und mache dann einen Deal mit RWE. In der bildenden Kunst gibt’s das Mäzenatetum ja schon ewig: Externe Sponsoren, die Kunst möglich machen. Das widerspricht auch nicht meinem persönlichen Ethos als Musiker .

A propos persönlich: Mit „Erste Liebe“, hast du auf deiner letzten Platte eine Hommage an deine Heimatstadt Stuttgart geschrieben. Die „Mir san mir“- Einstellung ist also doch nichts genuin bayerisches?

Lokalpatriotismus ist einer der wichtigsten Antriebe im HipHop gewesen. Sein Viertel, seinen Block zu repräsentieren, das ist eine natürliche HipHop-Spielart. Lokalpatriotismus gibt’s  aber weltweit. Das fängt damit an, dass man seine Heimat mag und hört damit auf, dass es einem zu Hause  immer am besten schmeckt.

Schmeckts dir nicht vielleicht auch in Bayern gut? Du hast die Wahl zwischen Brezel und Maultasche…

Unbedingt beides! Aber die Brezel is ja auch was Schwäbisches für mich, nicht ungebdingt was bayerisches. Die besten Brezeln gibt’s in Stuttgart, merkt euch des mal! Und zu den Maultaschen sagen wir ja eigentlich „Herrgotts-Bescheißerle“

Lieber ein Ausflug auf die Wiesn oder zur Wasn?

Keins, ne. Interessiert mich eigentlich beides nicht.

Schickeria oder Spießer?

Na dann noch lieber den Spießer.

Und wie sieht der Lokalpatriotismus in der Musik aus…Fanta Vier oder Sportfreunde Stiller?

Ganz klar: Die Fantas


Wer die neue, “uncoole” Seit von Max Herre erleben möchte: Er tritt am 6. November in der Muffathalle auf

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