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Me too

Natalya Nepomnyashcha
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Metoo

“Ich bin genauso wie ihr”, könnte die Message von Me too sein. Der spanische Film ist ein einfühlsames Plädoyer für die Integration von Menschen mit Down-Syndrom. Beim Filmfest war Me too Eröffnungsfilm, ab 5. August ist er auch in unseren Kinos zu sehen.

Daniel Sanz (Pablo Pineda) wuchs bei liebevollen Eltern auf, machte einen guten Schulabschluss und studierte anschließend Psychologie. Gerade ist er einen neuen Job angetreten und verliebt sich prompt in seine hübsche Kollegin Laura (Lola Dueñas). Auf den ersten Blick unterscheidet sich sein Lebenslauf kaum von dem vieler anderer Menschen. Die Sache hat trotzdem einen Hacken: Daniel leidet an Trisomie 21. Dem Down-Syndrom.

Etwa eine halbe Million mongoloider Menschen leben in Europa. Ihr IQ liegt durchschnittlich bei 50. Pablo Pineda ist der erste Europäer, der auf ein abgeschlossenes Studium stolz sein darf. In Me too spielt er sich selbst. Wenn man mit ihm spricht, unterhält man sich mit einem aufgeweckten und lebensfrohen jungen Mann. Er macht einen Witz nach dem anderen und redet wie ein Wasserfall, sodass man nach wenigen Minuten vergisst, dass er „anders“ ist. Pablos Alter Ego Daniel muss zunächst hart kämpfen, damit die Kollegen aufhören, ihn wie ein Kleinkind zu behandeln. Mal will ihm Laura die Schuhe binden, ein anderes Mal erklären, wie man eine Mail abschickt. Erst nach und nach gelingt es ihm zu beweisen, dass er keine extra Behandlung braucht. „Ich bin kein Kind mehr, ich bin ein Mann!“ Diesen Satz hört man mehrmals im Laufe der 103 Minuten. Er ist eine Anklage an die Gesellschaft, die nur bestimmte Formen von „Anders sein“ akzeptiert. Und Menschen mit Down-Syndrom gehören offenbar nicht dazu.

Me too ist ein großartiges Plädoyer für die vollständige Integration von mongoloiden Menschen. Die mehrfach ausgezeichnete Musik und die fabelhaften Bilder des spanische Großstadtlebens tragen ihren Teil dazu bei. Allen voran gelang der Streifen jedoch dank der wunderbaren Schauspieler. Lola Dueñas erhielt für ihre Darstellung den spanischen Filmpreis Goya als beste Schauspielerin. Pablo Pineda wurde beim internationalen Filmfestival San Sebastian ausgezeichnet. Beide haben die Anerkennung mehr als verdient, denn sie sind dafür verantwortlich, dass man mit Daniel (der seiner Behinderung mit Humor begegnet) und nicht über ihn lacht und diesen rundlichen, kleinen Mann am Ende, genauso wie es Laura tut, in sein Herz schließt. Ihnen ist auch zu verdanken, dass der Film nie ins Kitschige abrutscht, sondern so lebensnah bleibt.

Nach der Vorstellung möchte man sich fast schon dafür schämen, dass man Menschen mit Behinderung zu meiden pflegte. Schließlich kann man durch Kontakt zu „anderen“ Menschen nur gewinnen, indem man offener, toleranter und solidarischer wird.

In einem Interview sagte Pablo: „Man gibt uns keine Chance, in den Lehrbüchern wird unser Lebensweg als Sackgasse beschrieben.“ Es wäre schon sehr viel erreicht, wenn das sich nach diesem Film wenigstens ein wenig ändern würde.

Me too
Bundesstart am 5. August 2010

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