Lissie Kieser sitzt im Podcast Studio von MUNICH NEXT LEVEL
Aktuell, Stadt

Aus unserem Podcast: Wir sprechen mit Lissie Kieser (Sugar Mountain)

MUNICH NEXT LEVEL

Dank niedriger Inzidenzzahlen und Sommerwetter erwacht die Stadt derzeit so langsam aber sicher wieder zum Leben. Passend dazu reaktivieren wir unseren Podcast mit vier neuen Folgen. Und das Stichwort Reaktivierung taugt auch gleich als Referenz für unseren ersten Gast Lissie Kieser, die mit ihren spektakulären Zwischennutzungen regelmäßig Schwung und Farbe in alte Gebäude bringt. Ihr neustes und bisher größtes Projekt ist das Sugar Mountain in einer ehemaligen Betonfabrik in Obersendling. Eine Industrieruine, die bis zum geplanten Abriss in zwei Jahren zur bunten Oase für Kultur und Sport umgewandelt wird.

Wer ist… Lissie Kieser?

Die Münchner Gastronomin und Kulturmanagerin – so könnte man sie wohl am ehesten bezeichnen – mischte unter anderem schon beim Uni-Café Lost Weekend und im Zwischennutzungsprojekt The Lovelace Hotel in der Altstadt mit. Auch die alte Reithalle in Schwabing hat sie mit ihrem Team zusammen kürzlich unter dem Namen Utopia übernommen. Mit im Boot sind bei diesen Projekten meist Michi Kern und Gregor Wöltje als langjährige Partner in einem eingespielten Team.

Früher hat Lissie Kieser einmal Kunstgeschichte studiert, wie sie erzählt, bevor sie ein Restaurant in Berlin leitete. Zurück in München hat sie dann die Integration dieser beiden Bereiche verfolgt und Gastronomien mit Kulturprojekten verknüpft.

Von der Gastro zum Kulturtempel

Angefangen hat das im Lost Weekend in der Schellingstraße, wo neben veganen Kaffee-Variationen und Snacks auch mal Reclam-Heftchen über die Ladentheke wanderten – in der angeschlossenen Buchhandlung – oder eine Band nach regulärem Feierabend spielen durfte. Später im Hotel Lovelace wurde die Spielwiese eine sehr viel größere. Das Pop Up Hotel in der Kapuzinerstraße (Altstadt Bestlage) im einstigen Hauptquartier der Bayerischen Staatsbank war bis zur Renovierung des Gebäudes „Heimat für Pop und Politik, Kunst und Kommerz, Gesellschaft und Individuum“, wie es von eigener Seite heisst. Alles ist möglich, schien die Devise, auch wenn es wohl verflucht viel Arbeit war für die vergleichsweise kurze Zeit.

„Oh, to live on Sugar Mountain“

Lange hatte man gerätselt, wohin es das Team anschließend zieht und was da jetzt noch kommen mag. Das Antwort nimmt gewissermaßen ein alter Neil Young Song vorweg, der auf den Namen „Sugar Mountain“ getauft ist. Ob es ein Platz für Hippies und Lagerfeuerromantik wird in Obersendling im alten Katzenberger-Betonwerk? Wird sich zeigen. Einige der Slogans des Teams (zum Beispiel der „Love kills Capitalism“-Schriftzug am Lost Weekend) sind ja durchaus anschlussfähig an die guten, alten Love & Peace-Zeiten. Und recht bunt sehen die ersten Bilder der Location, die dieser Tage öffnet, zumindest im Außenbereich aus: Das alte Grau der Betonfabrik eignet sich tatsächlich hervorragend für einen fröhlicheren Anstrich. Ein Kontrast, der spannend zu beobachten bleibt.

Rein betriebswirtschaftliche orientierte Projekte würde sie jedenfalls eh nicht machen, erklärt Kieser im Podcast mit uns. Vielleicht zu langweilig. Der gesellschaftliche Impuls der geschaffenen Orte ist ihr wichtig. Das verdeutlicht sie im Dreiklang aus „Interaktion, Kommunikation, Partizipation“. Das soll an der Location durch diverse Inhalte möglich werden und zumindest die Skaterampen im Außenbereich werden schon fleißig befahren, wie Bilder auf Instagram zeigen.

Die lebenswerte Stadt

Das übergreifende Thema für Lissie Kieser und ihr Team ist dabei inzwischen die „lebenswerte Stadt“. Braucht es überall hässliche, funktionale Zweckbauten? Oder besinnen wir uns wieder auf mehr Schönheit? In der Gestaltung sowie im Zusammenleben? Ein Schlüssel zur Schönheit ist für sie das Imperfekte, das man dem glatten, durchgestylten Flair aus der kontemporären Büro- und Einkaufswelt entgegenstellen will. „Wir müssen Orte schaffen, wo sich Leute begegnen können und wo sie auch teilhaben können.“, sagt sie. Im Lovelace sprach man damals etwas von „Kollaborateuren“ statt von Gästen. Das Sugar Mountain ist zumindest außen ein quasi-öffentlicher Raum, den jeder ohne Eintritt betreten kann.

Der Zuckerhügel in Obersendling ist so gesehen vielleicht ein kleines Zukunftslabor für das Stadtviertel – mit Anleihen an glorreiche Utopien aus der Vergangenheit.

Hier hört ihr das ganze Gespräch:


Bild: © privat; Hinweis: Das Gespräch wurde im April geführt.

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