Kultur

Ruhm und Leere – ein Erklärungsversuch

Alexandra Popp
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Bühne im Prunkhof, Lichtinstallationen in den Fluren, zum Kino umgebaute Fraktionszimmer und sogar die antiken Möbel des großen Sitzungssaales wurden abgeschraubt – an ihre Stelle rückten Bühne, DJ-Pult und Bassboxen. Der Aufwand für die 18jetzt-Party im Rathaus war wieder immens. Nachtkritik über eine völlig unterbewertete Party.

Zum sechsten Mal hatte die Münchner Stadtregierung die Jugend dieser Stadt in die heiligen Hallen des Rathauses geladen. Unter dem Motto “18.JETZT” war wieder das „ultimative Rathausclubbing“ angekündigt. Dancefloors und Musik im Zentrum politischer Debatten. Wie Oberbürgermeister Christian Ude in seiner Eröffnungsrede sagte, solle mit diesem Fest “niemand indoktriniert werden”, man will die Jugend “interessieren und neugierig machen auf die Stadtpolitik” wie zum Beispiel Münchens Olympiabewerbung oder den weiteren Ausbau der S- und Tram-Bahn.

Auf die drei Stockwerke des Rathauses verteilten sich verschiedene Dancefloors der unterschiedlichen Musik-Genres, im Prunkhof gaben Live-Bands ihr Bestes um die Besucher zu begeistern, und selbst Möglichkeiten zum Gespräch mit OB Ude oder den Stadträten gab es immer wieder. Doch während der Eröffnungsrede viele Besucher Beifall spendeten und auch der Chat mit OB Ude überwältigenden Anklang fand und mit Umarmungen zwischen Ude und Fans endete, blieb es auf den Tanzflächen und in den Gängen des Rathauses erstaunlich leer. „Wo sind die 2000 Gäste?“, fragte man sich beim Blick auf die zum Teil verwaisten Korridore. Trotz des diesjährigen Besucherrekordes sah man je nach Standort nur vereinzelte Gestalten durch die Gänge huschen, getrieben vom immerwährend stampfenden Bass der DJs.

Leere Gänge trotz Besucherrekord.

Leere Gänge trotz Besucherrekordes.

Noch auffälliger wurde die Leere kurz nach 0 Uhr, denn pünktlich zur Geisterstunde mussten alle unter 18-Jährigen die Party verlassen. Das Rathausclubbing verlor damit einen großen Teil seiner Gästeschar. So blieb das große Potenzial der Veranstaltung leider ungenützt. Die Beschränkung des Marketing für das Rathausclubbing auf 18-Jährige scheint viele Partygänger abgeschreckt zu haben. Mal ehrlich, welcher Mit- oder End-Zwanziger sieht sich schon gerne allein auf weiter Flur inmitten von 16- bis 18-Jährigen? Ein Vorschlag zur Güte – die Umbenennung der Veranstaltung in schlicht und einfach “Rathausclubbing” nähme ihr den äußerst jungen Charakter und wäre sicherlich ein Weg, auch andere Partygänger zu einem Besuch im prunkvollen Ambiente des Rathauses zu bewegen. Die nächtliche Verwandlung des Rathauses in die beste Party-Kulisse der Stadt hätte es verdient. Lang lebe das “Rathausclubbing”!

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