Kinogucken, Kultur

Schräge Fiktion

Thomas Empl

Die Vorstellungskraft mancher Autoren ist so gigantisch, dass sie ganze Welten und Unmengen an Charakteren erschaffen kann. Tolkien, Rowling, Martin… sie alle haben ihre eigenen Universen kreiert. Doch so sehr sich manche Nerds das vielleicht wünschen – ihre Orte und Figuren wird es in der Realität nie geben. Dem jungen Schriftsteller Calvin, der Hauptperson des als romantische Komödie vermarkteten Kinofilms Ruby Sparks, geht das anders: Er schreibt über eine Frau. Und die steht auf einmal in seiner Küche.

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Calvin, gespielt von Paul Dano, steht am Abgrund. Vor zehn Jahren hat er einen gefeierten Roman geschrieben, lebt deshalb auch in einem riesigen Haus – nur hat er seitdem nichts Gescheites mehr zustande gebracht. Er ist unfähig, Beziehungen einzugehen, sozial und mental am Ende und heult sich bei seinem Psychater aus. Bis er von seiner Traumfrau Ruby Sparks (Zoe Kazan) träumt, einen Roman über sie in seine Schreibmaschine hämmert und sie auf einmal vor ihm steht, genau so wie er sie beschrieben hat.

Was dann folgt, ist erstmal das, was man von einer Indie-RomCom erwartet. Calvin und Ruby rennen vergnügt von einer absurden Situation in die nächste. Die Chemie zwischen Paul Dano und Zoe Kazan stimmt. Kein Wunder, sind die beiden doch auch in Wirklichkeit ein Paar. Man schaut den Zweien gerne zu. Richtig komische Momente sind aber eher selten und es gibt ein paar Szenen, besonders ein Besuch bei Calvins Eltern, die weniger gut funktionieren als andere.

Ruby Sparks als reine romantische Komödie abzustempeln, wäre trotzdem unfair und falsch. Zoe Kazan, die auch das Drehbuch geschrieben hat, erforscht nämlich auch die düstereren Konsequenzen ihrer Idee. So perfekt Ruby für ihn auch ist, hat der Autor dennoch eine ungeheure Macht über seine Figur. Er kann sie – indem er seinen Roman weiterschreibt – sogar zwingen, ihn zu lieben, wenn sie ihn verlassen will. Gegen Ende geht die Geschichte ein paar ziemlich dunkle, kranke Wege. Calvin ist kein klassischer verschrobener und doch liebenswerter Kerl. Er muss kämpfen, um mit dieser Macht umzugehen. Denn wer würde nicht manchmal gerne die, die er liebt, kontrollieren können?

Dieser Mut, abgelaufene Pfade des Genres zu verlassen, macht Ruby Sparks zu einem recht erfrischenden, klugen Liebesfilm. Nicht jeder Handgriff sitzt, aber dennoch hat gerade das tolle, ungewöhnliche Hauptdarstellerduo viel Spaß an der einzigartigen Idee.

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((Ruby Ruby Ruby) Ruby Sparks startet am 29. November in den Kinos)

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