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Schulfrust

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Heute ist es wieder soweit. Für Zehntausende Schüler beginnt ein neues Schuljahr. G8, G9 und die modernisierten Bachelor-Studiengänge bedeuten aber für viele junge Menschen nur eines: Frust!

mucbook.de hat mit der frischen Abiturientin und Autorin Viviane Cismak über ihr neues Buch “Schulfrust – 10 Dinge, die ich an der Schule hasse” gesprochen.

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muchbook: Dein Buch hat den Titel „Schulfrust“. Das klingt nach vielen Jahren Ärger. Waren Deine 13 Schuljahre wirklich nur mit Frust verbunden?

Viviane Cismak: „Es war natürlich nicht so, dass ich 13 Jahre nur negative Erfahrungen hatte. Aber es sind so viele Sachen schief gelaufen. Die Lehrer haben so viel falsch gemacht, dass ich nach den 13 Jahren froh war, dass es vorbei war. Es war sehr viel, was nicht so sein sollte.“

mucbook: Du hat soeben Dein Abitur beendet und das mit großem Erfolg. Dein Notendurchschnitt liegt bei 1,8. Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass das deutsche Bildungssystem funktioniert?

Viviane Cismak: „Naja, die Note sagt ja nix über die effektive Leistung, sie ist ja nur subjektiv. Meine Note ist hochgezogen worden durch die Abiturprüfung, da hab ich fast nur 1er geschrieben. Es steckt viel Eigenleistung drin. Das Buch befasst sich mit Bildungsfehlern. Das Abi in Berlin ist nicht gleichwertig mit dem in Bayern. Ich musste kein Mathe-Abi schreiben, dass hätte meinen Notendurchschnitt bestimmt verschlechtert. Deshalb war es für mich einfacher. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Noten auch recht subjektiv vergeben werden.“

mucbook: In Deinem Buch gehst Du mit den Lehrern und dem gesamten Bildungssystem sehr hart ins Gericht. Sind Deine Mitschüler Deiner Meinung oder ist es vielen egal?

Viviane Cismak: „Das habe ich sehr oft gehört. In der Schülerschaft in Berlin herrscht die einhellige Meinung, dass Schule nicht so läuft wie sie sollte und das man sich besser nicht gegen Lehrer wehren sollte. So habe ich das mitbekommen. Deshalb wurden die Noten auch recht willkürlich verteilt. Die Schüler haben sich irgendwann nicht mehr gewehrt.“

mucbook: Stagnation unter Lehrern ist weit verbreitet. Was wäre Deiner Meinung nach eine Lösung für dieses Problem?

Viviane Cismak: „Ich denke auf jeden Fall, dass sich die Lehrer ihrer Verantwortung bewusst werden sollten und mehr kontrolliert werden sollten. Bei schlechter Leistung wäre es angebracht, dass die Lehrer ihren Beamtenstatus verlieren. In jedem anderen Beruf muss man auch seine Leistung bringen, dass sollte bei Lehren auch so sein.“

mucbook: Nach der Einführung von G9 und G8 haben Schüler mittlerweile kaum noch Freizeit. Viele haben eine 40 oder sogar 50 Stunden-Woche. Ist die Überforderung der Schüler auch ein Grund für das dysfunktionale Bildungssystem?

Viviane Cismak: „Ja, dass denke ich jeden Fall. Die Jugend ist die wichtigste Zeit, da werden Interessen geprägt und wichtige Weichen gelegt. Es ist für die Entwicklung nicht gut, ausschließlich für die Schule zu lernen und es entsteht keine Motivation. Viele verfallen in Resignation.“

mucbook: In Deutschland gibt es immer mehr Privatschulen. Dort wird den Lehrern nachgesagt, sie wären besser. Nicht nur im Umgang mit den Schülern, sondern auch in der Verteilung guter Noten. Was hältst Du von Privatschulen? Sollte es mehr davon geben, oder wird den Schülern dort nur ein falsches Bild von guter Leistung vermittelt?

Viviane Cismak: „Ich denke, dass die eine gewisse Legimitation haben. Ich verstehe die Eltern, die ihre Kinder dort hin schicken. Ich habe aber auch gehört, dass zum Beispiel Waldorfschulen recht künstlerisch veranlag sind. Das könnte aber für Kinder doch negativ sein, wenn durch eine einseitige Gewichtung dann im Studium die Quittung kommt. Das ist dann die Kehrseite des Schulsystems, denn wenn man sich besonders engagiert, wird man aber auch in staatlichen Schulen nicht gefördert. Da müsste der Staat mehr Fokus drauf richten.“

mucbook: Du möchtest jetzt Jura studieren. Wäre ein Lehramtsstudium nicht sinnvoller? So könntest Du direkt zur Verbesserung des deutschen Bildungssystems beitragen.

Viviane Cismak: „Ich denke, für einen Lehrerberuf müsste man geboren sein. Ich möchte mich nicht überschätzen. Es gehört schon viel Naivität dazu, zu denken, man könnte als Einzelner was verbessen. Ich möchte mir das nicht antun. Und ich suche nach persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten und ich möchte nicht 40 Jahre das Selbe tun.“

mucbook: Wirst Du auch das Universitätswesen mit kritischem Blick betrachten?

Viviane Cismak: „Mal sehen, mit Universitäten habe ich noch nicht so viele Erfahrungen gemacht. Ich gehe an die freie Universität Berlin, die ist auch als Elite-Uni ausgezeichnet. Ich lasse mich da überraschen. Vielleicht schreibe ich noch ein zweites buch. Aber ich will es nicht übertreiben“

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