Kultur, Nach(t)kritik

Screed-Punk

Nora Niedermeier
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Ãœber Punk lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, aber eins ist der Münchner Punkrockband “Screed” wichtig: “Wir sind kein Street-Punk!” Und dass Punkrock auch prima ohne Polit-Keule auskommen kann, beweist ihr Konzert zusammen mit “Straightline” und “Misconduct” am Freitag im Backstage.

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Als erste Band des Abends hat man ja meist einen recht undankbaren Job, aber “Screed” wissen, wie sie die Stimmung einheizen können:”Ich will euch hier vorne richtig ausrasten sehen!!” Und: der Club des Backstages gehorcht. Schon fliegen die Shirts und zwanzig halbnackte Nachwuchrocker lassen die Haare fliegen. Eine Stunde lang leisten sie genau das, wofür die nachkommenden Bands ihnen auch alle danken: Sie heizen die Stimmung trotz überschaubarer Zuschauermenge auf physisch nachvollziehbare hundert Grad.

Screed scheint die erwachsenste Band an diesem Abend zu sein: Der Mainact “Misconduct” erfreut sich durch hohen Easy-Listening-Faktor zwar einer großen Fangemeinde, aber echte Hardcore-Fans sind wohl mit “Screed” besser beraten. Songs wie “Day by Day” oder “Alcohol” sind ehrlicher, ungeschnörkelter Punkrock, der sich aber durch Ohrwurmqualitäten und Ska-elementen vom großen Pulk der lokalen Bands absetzt. Das merken auch die Zuschauer und so ist der Club schon um halb neun -  also in Rocker Zeit frühestens später Nachmittag – erfüllt von pogenden, bangenden und springenden Menschen.

Und darum geht es der Band auch: gute Laune. Im anschließenden Interview geben sie als ihre Hauptthemen Alkohol, Feiern und Rocken an. “Uns geht es darum, den Leuten einen guten Abend zu machen. Wir wollen nicht irgendeine Botschaft unter´s Volk bringen und damit missionieren. Natürlich sind wir alle politisch und gehen auch wählen, aber mit unserer Musik hat das nichts zu tun.” Allerdings sind Songs wie “Punkrock” eine Abrechnung mit subkulturellen Klischees und auch “Roots of Revolution” ist so, wie es der Bassist auch auf der Bühne ankündigt: Ein fetter Mitttelfinger gegen alle Nazis. So ganz ohne Message gehts dann eben doch auch nicht.

Wer sich vom Talent der Jungs selbst überzeugen will, aber leider gerad das letzte Geld in Bier investiert hat, kann sich hier die neue EP von “Screed” kostenlos herunterladen. Wenn das nicht schon wieder fast eine politische Aussage ist!

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