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„Sophia, der Tod und ich“ und wir irgendwo dazwischen
Birgit Buchart
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Thees Uhlmann hat endlich das Unvermeidbare getan. Er hat seinen kreativen Output in Times New Roman geformt und binden lassen: Sophia, der Tod und ich heißt das gute Stück, das man ab sofort im Regal haben sollte. Am 25. Januar liest Thees Uhlmann seinen Debütroman im Ampere.
„Ich will seine Facebook-Posts als gebundenes Buch“ – das sagte vor nicht all zu langer Zeit eine gute Freundin zu mir. Dass Thees Uhlmann sein kreatives Wortgewirr nicht nur in seine Songs, sondern in so ziemlich jede seiner Äußerungen packt, ist den Fans schon lange bekannt. Scrollbare Social Media Posts findet man ja eher selten im Netz. Und auch, als wir den Musiker vor zwei Jahren zum Interview getroffen haben, durften wir ganz exklusiv und live Zeuge seines Talents fürs Geschichten-Erzählen werden. Ganz egal, wovon er spricht oder singt, als Zuhörer findet man sich ruck-zuck mitten im Geschehen. Nicht nur Bilder, sondern ganze 3D-Filme tun sich da vor einem auf.
Der Überraschungseffekt hielt sich also eher in Grenzen, als Uhlmann im letzten Jahr seinen Debütroman „Sophia, der Tod und ich“ ankündigte. Die Freude darauf war aber umso größer und die Erwartungen noch um einiges höher. Und mit der ersten Zeile fährt der Film im Kopf auch schon ab. An Vergleichen und Metaphern spart der 41-Jährige in seiner nostalgisch witzigen Geschichte vom Roadtrip mit dem Tod kein bisschen, und schon nach wenigen Kapiteln hat man sich als Leser den Humor und Wortwitz so verinnerlicht, dass man die Pointen manchmal schon voraussieht. Nichtsdestotrotz kommt man an keinem Kapitel ohne zumindest einem kleinen Schmunzeln vorbei.
Der namenlose Ich-Erzähler findet sich eines Morgens zwischen den Dingen. Zwischen Leben und Tod, zwischen Nostalgie und Zukunftsangst, zwischen todernster Liebe und lebhafter Ironie. Von Außen betrachtet ist sogar der ganze Roman irgendwie dazwischen. Auf einer Metaebene zwischen seichter Belletristik und hoher Literatur. Vielleicht ist es die Tatsache, dass sich die ganze Geschichte wie eine typisch Deutsche Kinofilmproduktion im Kopf abspielt, dass eventuell etwas zu wenig Raum für Interpretation bleibt. Vielleicht sind die Charaktere ein bisschen zu flach oder die Wortspiele hin und wieder ein bisschen zu offensichtlich. Der Roman lebt (oder stirbt) eben zwischen all diesen Dingen irgendwo, aber auf jeden Fall fest zwischen den Händen des Lesers und seinen gebannten Augen.
Und wenn man dann auch noch zwischen Uhlmanns Text und seinem Solo-Debütalbum hin und her switcht, hat man auch gleich den passenden Soundtrack zum Kopfkino. Als Kenner seiner Musik stolpert man beim Lesen nämlich schon das ein oder andere Mal über ein kleines Déjà-vu: Die nostalgischen Kindheits- und Jugenderinnerungen oder die kleinen Generationsunterschiede zwischen ihm und seiner Mutter, die der Protagonist so detailverliebt hervorhebt, machte Uhlmann schon 2011 zum Thema seines Albums.
Was einem also vielleicht in der Geschichte fehlt, kann man einfach mit seinen Liedern füllen. Gott – und dem Tod – sei Dank, lässt Thees Uhlmann seinem kreativen Kopf ja in alle Richtungen freien Lauf. Kritik hin oder her, das Dazwischen nicht vergessen. Zwischen den Zeilen dieses Textes steht nämlich eine ganz wichtiger Punkt: „Sophia, der Tod und ich“ ist auf alle Fälle einen Kopfkinobesuch wert. Denn während man Sophia und dem gestaltgewordenen Tod amüsiert zusieht, darf man nicht vergessen, sich auch abseits der Leinwand im Saal umzusehen. Direkt neben einem selbst sitzt nämlich die Ironie und hält mit dem Schicksal Händchen und zwei Reihen dahinter knutscht der Schwarze Humor mit der Romantik.
Infos in aller Kürze:
Thees Uhlmann liest „Sophia, der Tod und ich“
25. Januar 2016, im Ampere
Einlass: 19:30, Beginn: 20:00
Tickets ab € 17,- gibt’s zum Beispiel hier
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