Stadt

Swarming statt Schlendern

Jana Edelmann
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Ein SMSmob hat Münchens Innenstadt durchschwärmt: Ein Nachbericht über seifenblasenpustende Menschen und dauervibrierende Handys.

Der Bubblemob in den Fünf Höfen

Der Bubblemob in den Fünf Höfen

Die urbanauten und der bekannte New Yorker Flashmober Charlie Todd hatten geladen zum ersten serienmäßigen SMS- und Twitter-Mob. Und mucbook war dabei:
Um 17:51 vibriert mit zehn Minuten Verspätung zum ersten Mal das Handy: “Das Spiel beginnt!” 36 weitere SMS werden folgen, dann ist das Spiel vorbei. Das Spiel hieß: Erwachsene Menschen spielen Schnitzeljagd durch die Stadt und führen dabei auf SMS-Kommando sinnfrei Dinge aus. Und es war ein mehrfach beobachtetes Spiel: so viele Kamerateams, Radioreporter und Notizblöcke sieht man sonst nur auf Pressekonferenzen oder Filmpremieren.
Die Stadtralley ins Ungewisse führte die Meute zuerst in die Fünf Höfe, wo Seifenblasenpusten zwischen den Glitzerfassaden angesagt war – “BUBBLEMOB!” – Die schillernden Schwebeteilchen wabern sonst ja eher auf Berliner Technoparties oder beim Kindergeburstag rum – die eleganten Flaneuer in dem Shoppingareal hatten also Grund zum Staunen. Und die Bubblemobber durften ihre alten Kindheitsfreuden wieder aufleben lassen. 
Im U-Bahn-Untergeschoss Marienplatz hieß es dann für die umherschwärmenden Flashmober – “FREEZE!” –  Mädchen verharrten in Umarmungen, ein Stadtplan blieb minutenlang in bewegungslosen Händen, ausgestreckte Arme erstarrten in der Bewegung. Kurz: Die Flashmober bewegten sich nicht mehr. Der „Frozen Grand Central“ von Charlie Todd ist ein Youtube-Schlager mit fast 20 Millionen Zuschauern. Ganz so spektakulär war das Marienplatz-Frozening zwar nicht, aber die Passanten hat’s irritiert: “Warum machen die denn nix? Ich kitzel die gleich, dann bewegt sich bestimmt einer!” Sechs Minuten dauerte das Marienplatz-Freezing, dann befahl die nächste SMS: “Zurück an die Oberfläche und um den Fischbrunnen SCHWÄRMEN”
Gelesen – getan. Nach einigen Runden kollektivem Umherimkreisgehens vibriert auch schon wieder das Handy. Ãœber kurze Zwischenstops vor dem Agent Provocateur und im Kulturreferat (wie nah sich fremde Welten manchmal sind…) verwandelte sich der ungeordnete Menschenschwarm in eine disziplinierte Warteschlange. Ziel war ein Geldautomat der Stadtsparkasse im Tal. Wofür sich die ganzen Leute denn anstellen, wollten einige Passanten wissen. “Gibt’s da was umsonst? Dann warte ich auch gern”.
Umsonst gab’s wirklich was, aber dafür musste man angemeldeter Flashmober sein und bis zur letzten Station die Stadt durchschwärmen: Im U-Bahn-Untergeschoss beim Dallmayerhaus gab es nämlich Freibier.

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