Kultur, Nach(t)kritik

Wo Töne das Leuchten lernen

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Ein Abend im kleinen Schwarzen vom Feierwerk, ein Ausflug in eine andere Welt. Bevor uns Purity Ring in ihren Märchenzauber entführen können, katapultiert die Vorband Doldrums ersteinmal das gesamte Hansa39 mit voller Wucht ins Weltall: Bunte Urklänge treffen auf sphärische Beats, in die Knie zwingende Bässe konterkarieren mit androgynen Vocals. Doldrums könnte sich mit ihrem experimentellen Sound durchaus als freche Hipster-Schwester neben Fever Ray und Portishead einreihen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ist es dann soweit. Die Reise geht weiter. Worin Roddick und Megan James alias Purity Ring betreten die mit riesigen Pappmaché-Lampions geschmückte Bühne. Der Produzent und Kopf der Band, Worin, versteckt sich hinter seinem selbst erfundenen “Light-Tree”. Neben vielschichtigen elektronischen Beats und Vocal-Samples erzeugt er damit auch Lichteffekte und lässt die Lampions bunt leuchten. Er musiziert sozusagen auf Glühbirnen. Was für ein Pfiffikus!

Das Herz von Purity Ring, Megan, lässt uns mit ihren düsteren Lyrics in eine skurrile Märchenwelt eintauchen. Solche Fiebertraum- Phantasien würde man der süßen Megan, die sogar die Bandoutfits selbst schneidert nicht im Geringsten zutrauen. Aber Purity Ring hat ja auch absolut nichts mit Keuschheit zu tun. Den beiden geht es allein um einen puristischen Future-Pop Sound. Und den haben sie wirklich drauf. Ohne Pause gehen sie fließend von einem zum nächsten Song ihres Debütalbums “Shrines” über. Das Publikum kann gar nicht genug kriegen von Synthesizer Klängen, vereinzelt ruhigen Dubstep-Sequenzen, leicht entrücktem Gesang und träumerischen Melodien. Und stürmt nach dem Konzert den Merchandise-Stand, um eine handsignierte Platte zu ergattern und vielleicht noch das ein oder andere Wörtchen mit den beiden blutjungen, sympathischen Kanadiern zu wechseln.

Mich würde es nicht wundern, wenn Purity Ring schon bald in aller Munde sind und von höchsten Tönen gelobt werden!

Ramona Drosner

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