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„Bühne frei für neue Perspektiven“ – Einblick in zehn Jahre TEDxMünchen mit Gründer Florian Zibert

MUCBOOK Redaktion

Seit einem Jahrzehnt bringt TEDxMünchen inspirierende Persönlichkeiten und zukunftsweisende Themen auf die Bühne. Florian Zibert, zusammen mit Gregor Wöltje Gründer und Leiter des Events, sprach mit uns über die Entwicklung der Konferenz, die Herausforderungen der Organisation und seinen liebsten TEDx-Talk.

Gönn dir: 2024 dreht sich alles um Konsum

Die letzte unnötige Anschaffung? Da muss Florian Zibert nicht lange überlegen und lacht. „Eine Sprossenwand für zu Hause“. Mit einem solchen Gerät sind einfache Fitness- und Ausdauer-Übungen in den eigenen vier Wänden möglich. Ich frage ihn das, weil „Konsum“ das Überthema der diesjährigen Ausgabe sein wird.

Menschen werden dort unter anderem über Drogen (Hagen Decker und John Cook vom Podcast „Sucht & Süchtig“), Karriereschiffbrüche (Fynn Kliemann), Pornografie (Paulita Pappel – Autorin von Pornopositiv) oder Greenwashing (Investigativ-Journalist Felix Rohrbeck) sprechen.

„Der tägliche, stündliche, minütliche Hyper-Konsum prägt unser Leben. Wir kaufen, mieten, leasen. Dabei konsumieren wir nicht nur Produkte jeder Art, sondern Erlebnisse, Ablenkung, Wissen, Hilfe, Trost und Zuneigung“, heißt es knackig im Pressetext. Ergo: Konsum ist überall.

Reine Konsumkritik oder Demut solle aber nicht die Schlagrichtung der Veranstaltung werden, so Zibert. Der Wille zum Konsum scheint irgendwo in uns drin zu stecken. Bleibt also die Frage, wie wir damit umgehen. Antworten folgen vielleicht auf der Bühne.

So funktionieren die lokalen Ableger der TED-Talks

Vor zehn Jahren gründete Zibert zusammen mit Kolleg*innen aus einem Kreativbüro den Münchner Ableger der bekannten TED-Talks. „Wir wollten eine Plattform bieten, die den Teilnehmern nicht nur Informationen, sondern echte Inspiration vermittelt“, sagt er. Die lokalen TED-Ableger funktionieren wie eine Art Franchise-System: Regionale Akteur*innen können sich als „TEDx“-Veranstaltung lizensieren lassen, solange sie ein paar Grundregeln (Talks nicht länger als 18 Minuten) einhalten und das Bühnenbild dem aus den USA ähnelt – also wiedererkennbar ist.

Das Lizensieren kostet nicht mal Geld, ebenso darf aber auch nichts verdient werden an der Veranstaltung, so sehen es die Regeln vor.

Was ist also die Motivation dahinter? „Wir haben gemerkt, dass wir damals 2014 als Marketing-Agentur sehr fremdbestimmt waren durch unsere Kunden. Wir hatten Lust etwas zu machen, das aus uns selbst heraus entsteht“, erklärt Zibert. Die konkrete Idee an sich kam von einer Kollegin.

„Am meisten beeindruckt hat mich Luise Neubauer…“

Dieses Jahr also das Jubiläum. Zehn Jahre, da kommt vieles an Inspirationen, Themen und Momenten zusammen. Nach einem persönlichen Highlight gefragt, muss Zibert nicht lange überlegen. Klimaaktivistin Luise Neubauer hat ihn 2019 fasziniert: „Sie kann so toll sprechen und war damals noch nicht so bekannt wie heute.“ Der Vortrag war ein großer Schritt für sie – das Video hat heute mehrere Millionen Klicks.

„Bei jeder Ausgabe gibt es auch einen Moment, in dem ich vom Bühnenrand ins Publikum schaue. Dann sehe ich all diese coolen und spannenden Leute, die sich die Zeit genommen haben, unser Programm zu sehen. An ihren Gesichtern kann man ablesen, was es mit ihnen macht, hier zu sein. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich das nur erzähle“, so Zibert.

Weltverbessern, ja oder nein?

Nun kommen die TED-Talks ursprünglich aus den USA und ursprünglich auch aus einer Zeit, in der die Dystopien noch nicht so sehr die Utopien verdrängt haben. TED-Talks sollten die Welt für jedermann verständlicher und bestenfalls auch ein klein wenig besser machen.

Klimakrise, Kriege und anderes Unheil drohen derzeit aber an jeder Ecke. Anders gesagt und gefragt: Lohnt sich das „Weltverbessern“ eigentlich noch? „Großartige Frage“, sagt Zibert und lacht.

„Lass uns mal annehmen, die Welt geht unter. Dann kann ich für mich persönlich sagen, dass ich lieber mit der Welt untergehe und es bis zuletzt versucht habe, als vorher aufzugeben. So schwarz sehe ich es aber nicht. Zwischen Nichtstun und so viel wie möglich tun gibt es viele Abstufungen. Wir können Dinge im Kleinen besser machen – sei es in der Familie oder im Freundeskreis. Da bin ich vielleicht naiv, aber das bin ich gern. Egal wie schlimm es ist, es lohnt sich, aufzustehen und es besser zu machen.“

Der lokale Fußabdruck…

Viele große Themen oder aber persönliche Geschichten finden auf der TEDx-Bühne Platz. München an sich wird dabei aber selten in den Blick genommen. Was verbindet die Konferenz also mit der Stadt?

„Wissenschaftlich können wir unseren Effekt natürlich nicht belegen, aber ich bin von diesem ‚Ideas worth spreading‘-Ansatz überzeugt“, sagt Zibert. Bis zu 800 Gäste hätten sie jedes Jahr. „Mindestens eine Sprecherin oder eine Idee behält jeder im Kopf“, so Zibert. „Das versucht man dann, an sich zu verändern oder erzählt es weiter. Auch in den Firmen, in denen man arbeitet“ Das mache schließlich den lokalen Impact aus.

Let’s go: Die Programm Highlights

Neben den schon erwähnten Speaker*innen sprechen unter anderem auch Nura (Schauspielerin und Rapperin), Eckart von Hirschhausen (Humorist und Arzt) sowie Bruno Kramm (Musiker und KI-Unternehmer sowie -Kritiker) über eigene Konsum-Themen.

Musik und Comedy kommt in einem extra Programmteil von Jordan Prince, dem Nils Kugelmann Trio und dem Münchner Kneipenchor. Daneben gibt es eine Reihe von Workshops (z.B. Siebdruck) sowie Happenings vor Ort. Alle Infos zum Programm einmal übersichtlich aufgelistet findet man auf der Homepage. „Wir sind einer der wenigen TEDx-Ableger, die wirklich ein interaktives Festival anbieten, bei dem das Publikum mitten im Geschehen ist“, sagt Zibert.

Eine Sache ist ihm auch noch wichtig: Der generationen-übergreifende Aspekt. In speziellen Formaten werden verschiedene Kohorten miteinander ins Gespräch gebracht. Ein bisschen wie beim Gespräch am Küchentisch, könne man sich das vorstellen – mit laufend wechselnden Teilnehmer*innen.

„Wir wollen Unterschiede identifizieren, um zu kucken, was da für Argumente von den Erwachsenen und den Jugendlichen kommen“, sagt er. So wird dieses Jahr auch das Jugendformat „TEDxMünchenYouth“ mit in die Hauptveranstaltung integriert. Am besten nehmen Eltern also ihre Kinder mit und vice versa, findet Zibert.

Frag uns was – Die Ask-Me-Anything Stage moderiert von MUCBOOK

Als MUCBOOK dürfen wir außerdem einigermaßen stolz verkünden, dass wir eine eigene Stage moderieren werden. Auf der Ask-Me-Anything-Stage könnten ihr den Speaker*innen in nacheinander folgenden Slots auf den Zahn fühlen. Auch Nura, Fynn Kliemann und Paulita Pappel werden hier mit am Start sein. Moderiert wird die Stage von MUCBOOK-Redakteur Florian Kraus.

In aller Kürze:

Was? TEDxYouth@München meets TEDxMünchen 2024 (Tickets 9 – 119 €)

Wann? Sonntag, 10. November 2024 – 13 Uhr bis 20 Uhr

Wo?  Werksviertel-Mitte München / WERK7 Theater & Tonhalle Speicherstr. 22 81671 München

Bilder: © TEDxMünchen (Bilder zeigen die TEDx Konferenz 2022)

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