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„Die Zeit der fossilen Verbrennung ist einfach vorbei“: Mobilitäts-Selbermacher Martin Laschewski über eine gerechtere Stadt

Mit strammen Wadeln für den Wandel – Martin Laschewski ist Münchens wohl bekanntester Radl-Aktivist und kämpft mit FreiRAUM-Viertel für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums. In dieser Folge des MUNICH NEXT Level Podcast spricht MUCBOOK-Herausgeber Marco Eisenack mit ihm über seine Vision für ein lebenswertes München, die Herausforderungen der Mobilitätswende und seinen neusten Coup: den LeihRAUM – den Tante-Emma-Laden für alle, die Parkplätze mit Schanigärten und Holzmöbeln zu einem Lebensraum für alle umbauen wollen.

„Ich war einfach genervt“, erinnert sich Martin Laschewski an seine Zeit als Autobesitzer. Das letzte Fahrzeug, das er besaß, stand monatelang ungenutzt vor der Tür – die Angst, den hart erkämpften Parkplatz zu verlieren, hielt ihn davon ab, sein Auto zu nutzen. Als dann noch was kaputt ging, zog er einen Schlussstrich: Kein Auto mehr. Stattdessen ein Fahrrad.

Schreinern und Schrauben für mehr Grün in der Stadt

Martin Laschewski, Geschäftsführer der FreiRAUM-Viertel guG, will eine radikale Veränderung in unserer für ihre Zuneigung zum Auto bekannten Stadt. Mit FreiRAUM-Viertel engagiert sich der wohl bekannteste Radl-Aktivist Münchens für den klimagerechten Umbau öffentlicher Flächen. Mit selbstgebauten Parklets verwandelt sein Team graue Straßenabschnitte in grüne Nachbarschafts-Oasen – ein Denkanstoß für eine Stadtgestaltung jenseits von Parkplätzen und Blechlawinen.

Der LeihRAUM: Eine Stadtwerkstatt für alle

Viele Menschen möchten ihren Stadtteil aktiv mitgestalten, stoßen dabei aber oft auf ganz praktische Hindernisse: Es fehlt an Werkzeugen, Materialien oder Transportmöglichkeiten. Der gerade eingerichtete LeihRAUM soll genau diese Lücke schließen: Laschewski beschreibt ihn als eine Art Tante-Emma-Laden für nachhaltige und soziale Projekte, urbane Rebellionen und grüne Innovationen. Das Prinzip: Wer an einem Stadtgestaltungsprojekt arbeitet, eine Straßenintervention plant oder einfach nur eine Bohrmaschine braucht, kann sich über die Website von FreiRAUM-Viertel Werkzeuge, Transportmittel und Materialien zu fairen Konditionen ausleihen: https://freiraum-viertel.de/leihraum/

Hier bekommen engagierte Bürgerinnen und Bürger die nötige Ausstattung, um ihre Ideen für ein lebenswertes München in die Tat umzusetzen. Aber das Wichtigste: Hier gibt es auch Bauanleitungen und Erfahrungswerte von Parklet-Veteran Laschewski: Ob Hochbeete für den Gehweg, ein improvisierter Pop-up-Park oder eine mobile Fahrradreparaturstation – der LeihRAUM ermöglicht es Initiativen, ohne große Investitionen aktiv zu werden. Stadtveränderung muss nicht immer groß und teuer sein. Manchmal reicht schon ein bisschen Holz, eine Kreissäge und ein Plan.

Warum es Zeit für eine Neugestaltung ist

Trotz der polarisierten Debatten und der komplexen behördlichen Auflagen bleibt Laschewski optimistisch. Er sieht die Notwendigkeit einer Neuverteilung des Straßenraums, um mehr Platz für Grünflächen und alternative Verkehrsmittel zu schaffen: „Die Schwanthaler Straße ist ein gutes Beispiel, die hatten mal Vorgärten. Können wir die bitte wieder anlegen?”

Laschewski ist der Meinung, dass die Gesetzgebung oft dem gesellschaftlichen Wandel hinterherhinkt: „Wir können nicht vom Gesetzgeber erwarten, dass er die Grundlagen dafür schafft, was wir eigentlich machen wollen“, erklärt er. Stattdessen sieht er es als notwendig an, dass Bürger*innen aktiv für Veränderungen eintreten.

Die Vision von Laschewski und FreiRAUM-Viertel geht über den Verkehr hinaus: Sie träumen von einer Stadt mit mehr Grünflächen, weniger Lärm und einer gerechteren Verteilung des öffentlichen Raums. Einer Stadtplanung also, die den Menschen statt den Autos den Vorrang gibt. Der LeihRAUM ist dafür ein wichtiger Baustein: Ein Werkzeugkasten für alle, die sich eine andere Stadt wünschen.

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Warum Bürger*innen nicht auf die Politik warten sollten, wie kreative Interventionen im öffentlichen Raum aussehen können und warum München dringend mehr Platz für Menschen braucht – all das hört ihr hört ihr im Munich Next Level Podcast bei unserem Podcast-Anbieter Podigee sowie auf Spotify, Apple Music, Deezer und vielen anderen Podcast-Anbietern.

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Für all die visionären Pläne braucht es nicht nur Ideen, sondern auch Menschen, die mit anpacken! Egal ob kreativ, handwerklich oder organisatorisch – helfende Hände sind immer willkommen. Und damit das Projekt weiter wachsen kann, zählt jede Unterstützung. Mehr Infos gibt’s hier: freiraum-viertel.de/unterstuetzen

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