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Warum tust du das? Giesinger Spatzen – der Restechor

Chöre gibt es einige in München. Doch bei vielen muss vorgesungen werden oder die Wartelisten sind schier endlos. Juliette Boisson hat, nach vielen gescheiterten Versuchen, einem Chor beizutreten, die Sache selbst in die Hand genommen und einfach ihren eigenen Chor gegründet. Getauft hat sie ihn Giesinger Spatzen – der Restechor. Was hat es mit diesem Namen auf sich und was hat sie für dieses neue Projekt schon alles geplant? MUCBOOK hat nachgefragt.

Hallo Juliette, stell dich doch mal kurz und knapp vor.

Hey ich bin Juliette, geboren mit einem französisch- bayrischen Herzen, Untergiesingerin mit Leib und Seele, Dogloverin und Genussmensch. 

Was hat dich dazu bewegt, einen Chor zu gründen für Gesangs-Newbies und Unter-der-Dusche Sänger*innen? 

Ganz einfach: Ich wollte nicht für immer nur unter der Dusche singen. Ich war auf der Suche nach einem Hobby, bei dem Spaß, Leichtigkeit und Geselligkeit im Mittelpunkt stehen .Endlose Gesangsstunden und Atemübungen klangen für mich wenig verlockend…

Google spuckte entweder Kirchenchöre aus (nichts für mich) oder Chöre, die nur erfahrene Profis suchen. In München habe ich dann tatsächlich zwei coole Chöre gefunden:den Buds Spencer Heart Chor und den Münchner Kneipenchor (Liebe Grüße an dieser Stelle:,) die das Ganze entspannter angehen – aber die Wartelisten  – haben nicht gerade auf mich gewartet!! Und ich habe echt hartnäckig versucht, da rein zu kommen…

Ich war frustriert und Geduld gehört auch leider nicht gerade zu meinen Stärken. Da dachte ich: Dann mache ich es selber. Kann ja nicht so schwer sein. Spoiler…War dann aber doch schwerer als ich erwartet habe.

©Julia Grupe-Dörr (Chorleiterin)

München hat ja schon so einige Chöre im Programm – warum braucht die Stadt aus deiner Sicht noch einen? Was ist neu und anders an den Giesinger Spatzen? 

Mmmh …Vielleicht, weil es witzig ist und Spass bringt? In erster Linie habe ich mir damit wohl einen eigenen Wunsch erfüllt. Ich dachte mir, wenn die “entspannten Chöre” immer Wartelisten haben, dann gibt es offensichtlich genug Menschen, die darauf Lust haben. 

Also habe ich es einfach ausprobiert…es geht mir nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Sondern einen Ort zu schaffen, an dem Leute, die Lust auf singen haben, eben singen können und eine verbindende Gemeinschaft  finden. 

Singen ist einfach gut für die Seele und öffnet das Herz. Und hat nicht Karl Valentin einmal gesagt: “Es wurde schon alles gemacht, aber noch nicht von jedem”? Oder so ähnlich? Und Lernen dürfen wir ja trotzdem etwas dabei.

Wie bist du auf den Namen gekommen? Steckt da eine Geschichte, ein Lieblingsmoment oder einfach ein gutes Bauchgefühl dahinter?

Das war Mein Nachbar Leo. Zum jährlichen Weihnachtsessen erzählte ich in einer Champagner-Laune von meinem Frust und meiner Idee, einen Chor zu gründen. Alle fanden die Idee super und Leo rief begeistert, ihr nennt euch” Die Giesinger Spatzen”, was in der Runde schon für Gelächter sorgte! Und damit war der Name auch geboren und gesetzt.

Der Name ist charmant, fröhlich und trägt gleichzeitig eine Prise Ironie in sich – schließlich sind die anderen „Spatzen“ in der Welt des Gesangs wahre Spitzenklasse.

Welcher Song muss unbedingt ins Repertoire – selbst wenn ihn keiner perfekt trifft? 

Oh, da gibt’s einige. Unser erstes Lied wird Don’t Stop Believin’ von Journey. Dann unbedingt Don’t Stop Me Now von Queen, Letzte Nacht von Seiler und Speer und Dream a Little Dream of Me von the Mamas and the Papas. Ich fände auch Veronika der Lenz ist da super witzig.

Viele Menschen trauen sich nicht, den ersten Ton zu singen – was hilft den/die innere*n Kritiker*in einfach mal stumm zu schalten? 

Ich habe ja von Singen gar keine Ahnung. Das wäre eine Frage für Julia unsere großartige Chorleiterin! Mein totaler Jackpot! Julia hat mega viel Erfahrung und leitet mehrere Chöre und singt und spielt Klavier – einfach ein Profi! Julia reist extra für uns nach München aus Emden, weiter weg geht’s innerhalb Deutschlands fast nicht.

Und deshalb hier der Aufruf: kommet zu Hauf, damit es sich für Julia auch lohnt, mit uns dieses Pilotprojekt in was Festes umzuwandeln. Es war nämlich auch wahnsinnig schwierig, eine Chorleitung zu finden.

©Julia Grupe-Dörr (Chorleiterin)

Was sollten künftige Spatzen mitbringen – außer Mut am schiefen Ton?

Freude. Gänsehautmomente. Gemeinschaft, mit der man nach der Probe auch noch etwas trinken gehen will. Sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Lust was Neues zu lernen. Ohne Druck. Ohne Vorsingen. 

Bei welchem Song kannst du selbst nicht widerstehen mitzusingen – auch wenn’s schief wird, da wird einfach mitgeschmettert?

An Tagen wie diesen.

Komplett hypothetisch: Wer wäre dein absoluter Wunschgast im Restechor? Wer dürfte bei euch unbedingt mitkrächzen? 

Barack und Michelle Obama. Wer weiß, vielleicht lesen sie’s ja…

Und noch eine organisatorische Frage. Wie kann man bei euch mitsingen?

Man kann uns unter giesingerspatzen@gmx.de anschreiben zur Anmeldung und alle Infos gibt es auch auf Instagram (@giesingerspatzen_der_restechor)

Unser Pilotprojekt hat 6 Termine am: 

  • 1. & 8. September
  • 13. & 20. Oktober
  • 3. & 10. November

Montags, 19:30–21:30 Uhr
Kosten: 155 € für alle Abende

Kemts zam! 

Zu guter Letzt: Wo trifft man dich in Giesing, wenn du nicht gerade an deinem neuen Herzensprojekt arbeitest? 

Ich lebe und arbeite  seit über 15 Jahren in Untergiesing. Mein Alltag spielt sich zwischen der Freibadstraße, der Sommerstraße und der Isar ab. Besonders liebe ich die Untere Weidenstraßen-Sause, das Straßenfest von und für Nachbarn. Ich fände es total toll, wenn wir dort nächstes Jahr ein kleines Konzert geben könnten.