Schauspielerin Liliane Amuat / Foto: Joel Heyd
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“Ich entdecke immer noch neue Seiten an München und seiner Kulturszene”

FESTIVAL OF FUTURE STORYTELLERS
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Am 14. November startet das FOFS – Festival of Future Storytellers. Das Leitungsduo Christoph Gröner und Julia Weigl haben für MUCBOOK mit der Schauspielerin Liliane Amuat über ihre Liebe zum Kurzfilm gesprochen. Was macht diese filmische Erzählform für sie aus, was begeistert sie am Theater und im Film. Und warum geht sie am 14. November zur feierlichen Eröffnung des Festivals, obwohl sie eigentlich gerade in den Endproben zu ihrem neuen Stück am Residenztheater steckt. Denn da spielt sie die legendäre Pippi Langstrumpf, in der gleichnamigen Inszenierung.

FOFS 2025

© Filmfest München

Christoph Gröner: Liebe Liliane, du bist im Ensemble des Residenztheaters, spielst in vielen deutschen und Schweizer Kinofilmen, in TV-Produktionen und auch immer wieder in studentischen Kurzfilmen. Was interessiert dich am kurzen Format und immer wieder an jungen Produktionen?

Liliane Amuat: Ich habe zwei wunderbare Regisseur:innen bei ihren Kurzfilmen kennen gelernt und habe dann anschließend auch bei ihren Langfilmen mitgewirkt: Lisa Blatter, die Regisseurin von “Skizzen von Lou” und Micha Lewinsky, Regisseur von “Lotto”. Man lernt sich ganz wunderbar bei der Arbeit an Kurzfilmen kennen, das sind meist kleine, intime Teams, die alles gemeinsam entwickeln. Und jetzt gerade habe ich auch wieder an einem ganz wunderbaren Kurzfilm, basierend auf Oskar Maria Graf, gespielt unter der Regie von Stefanie Reinhard, einer ganz tollen Kamerafrau.

Julia Weigl: Würdest du also unterschreiben, dass der Kurzfilm an sich das experimentierfreudigere Format ist und die größere Spielwiese für dich als Schauspielerin?

Liliane Amuat: Ja, auf jeden Fall! Ich schätze es unheimlich, dass man sich im Kurzfilm viel mehr ausprobieren kann. Man kann mutiger sein, experimenteller, auch mal Genre ausprobieren. Komischerweise wird die Freiheit oft weniger, je mehr Geld im Spiel ist, weil dann einfach mehr Menschen mitreden. Auch die kurze Erzählzeit führt manchmal dazu, dass man freier spielt und intuitiver arbeitet. Das gilt für uns Schauspieler ebenso für die Regie. Man kann sich in eine Idee dann voll reinwerfen.

Christoph Groener und Julia Weigl

Das Leitungsteam von Filmfest München und FOFS, Christoph Gröner und Julia Weigl © Joel Heyd / Filmfest München

Christoph: Ab welchem Zeitpunkt lässt du dich auf ein Kurzfilmprojekt ein – mit all seinen Unwägbarkeiten? Was reizt dich?

Liliane: Also das ist bei mir sehr instinktiv. Wenn ich ein Buch lese, ob die Geschichte etwas in mir auslöst, mich berührt. Berühren ist vielleicht gar nicht das richtige Wort, denn die Reaktionen sind ganz unterschiedlich: Manchmal ist es die Spannung, das Expirement oder ein ungewöhnliches Genre oder eine Figur, die man noch nie verkörpern durfte. Manchmal ist es auch die Begegnung mit der Regisseurin oder dem Regisseur – und ich merke, dass sie für ihr Projekt so leidenschaftlich brennen, dass ich das einfach unterstützen möchte.

Julia: Kannst du dich an einen Kurzfilm erinnern, bei dem du gemerkt hast: Ah, da spiel ich jetzt gerade etwas ganz Neues oder Ungewohntes? Eine Rolle, die dich so richtig überrascht oder gefordert hat…

Liliane: Vor ein paar Jahren habe ich in dem Kurzfilm “Queen” von Samuel Perriard mitgespielt – in den Schweizer Bergen. Darin habe ich eine Hirtin gespielt. Ansonsten bestand mein Gegenüber aus Wölfen und Schafen. Ein Film ganz ohne Dialog. An einem ganz besonderen Drehort. Das war eine tolle Erfahrung für mich und hat sehr gefordert und gereizt.

Christoph: Du kommst aus der Schweiz, hast mittlerweile seit ein paar Jahren einen Lebensmittelpunkt hier in München. Du bist dennoch sehr in der Filmszene in der Schweiz verwurzelt, wie das obere Filmprojekt zeigt. Gibt es aus deiner Sicht etwas, was die Zürcher Szene von der Münchner Szene unterscheidet?

Liliane: Gute Frage…Also es ist tatsächlich so, dass die Schweizer Filmszene wirklich klein ist, was Fluch und Segen zugleich ist. Wir kennen uns alle sehr gut. Ella Rumpf, Luna Wedler, wir sehen uns immer wieder bei Castings und freuen uns sehr, uns zu sehen. Es ist eine richtig familiäre Atmosphäre bei vielen Dreharbeiten. Das ist in Deutschland schon anders oder auch bei internationalen Koproduktionen. Und natürlich machen sich manche in der Schweiz auch manchmal über die Bürokratie in Deutschland lustig…das gehört auch dazu.

“Kunst als Ort für Fragen, Freiheit und Begegnung – dafür sollten wir einstehen”

Christoph: Was macht denn für dich das künstlerische Arbeiten in München aus, auch wenn Bürokratie immer wieder ein kleiner Stolperstein ist. Wie kreativ empfindest du dich hier und woraus ziehst du hier Inspiration?

Liliane: Also ich mag die Stadt tatsächlich immer mehr, je länger ich hier bin. Ich glaube, es sind jetzt sieben Jahre und ich entdecke immer wieder neue Seiten und lerne sie noch mehr lieben. Die Kreativszene ist gar nicht so groß, aber das ist auch das Schöne, weil man sich so an verschiedenen Orten sehr schnell vernetzt und es auch einen familiären Charakter bekommt. Ich wünsche mir, dass die jungen Filmstudierenden noch mehr ins Theater kommen. Lasst uns die Kraft nutzen, die wir gemeinsam haben!

Julia: Das ist ein super Stichwort, wie wichtig ist dir der Austausch zwischen Theater und Film? Der Wechsel zwischen beiden Kunstsparten als Schauspielerin?

Liliane: Ich bin sehr dankbar, beides machen zu können, weil ich sonst immer wieder das andere missen würde. Im Theater habe ich viel mehr in der Hand. An einem Theaterabend habe ich das Ganze in der Hand – ein Abend, eine Figur, eine Reise. Da spielt die Temperatur und Stimmung im Saal eine Rolle, die Energie, die zwischen mir und dem Publikum fließt. Ich bin im Moment, jedes Mal anders – und kann auf den Raum und die Leute reagieren.

Im Film muss ich viel mehr abgeben, muss mich mehr zur Verfügung stellen. Wir drehen die Szenen mehrfach, die Musik wird nachträglich ergänzt, der Schnitt, die Postproduktion. Was beides vereint, ist das Gefühl, dass man zu einer Familie wird. Das vereint Theater und Film, Bühne und Set. Gemeinsam werden bei Proben die Rollen erarbeitet, am Set gemeinsam am Feinschliff gearbeitet. Das liebe ich sehr, dass man so eine gemeinsame Sprache finden kann.

Julia: Da stimmen wir dir total zu. Deshalb erforschen wir nun seit ein paar Jahren die Synergien von Theater und Film, arbeiten beim FILMFEST MÜNCHEN mit dem Residenztheater und den Münchner Kammerspielen zusammen. Hast du das Gefühl, dass Filmfestivals und Theater eigentlich noch viel mehr zusammen gehören? Denn beides sind ja soziale Erfahrungen in einem konkreten Moment…

Liliane: Auf jeden Fall! Ich denke, wir können viel voneinander lernen. Und gerade jetzt in dieser Zeit, wo ja so etwas wie ein Kulturkampf stattfindet, sollten wir zusammenhalten und dafür einstehen, dass Kunst lebendig bleibt – als Ort für Fragen, Freiheit und Begegnung.

Christoph: Was macht denn für dich den sozialen Ort Filmfestival aus?

Liliane Filmfestivals sind für mich ein Ort der Begegnungen – im besten Fall in einem entspannten, offenen Rahmen. Und es geht für mich auch um Vielfalt, Inspirationen auf allen möglichen Ebenen, Begegnungen mit unterschiedlichsten Filmen und Menschen. So entsteht das Gefühl, dass man gemeinsam etwas reißen kann.

Im Sommer hatte ich beim Filmfest München einen magischen Moment: Wir hatten unsere finale Jury-Besprechung und ich bin mit meinen beiden Jury-Kollegen Jan-Ole Gerster und Erol Afsin ins 25hrs Hotel gefahren. Dort saßen wir gemeinsam in der Hotelbar, haben lange und hitzig über die Filme diskutiert. Bis spät in die Nacht. Da habe ich gemerkt, da brennt Leidenschaft. Alle Filme haben was mit uns gemacht, uns verändert, uns berührt.

Erolf Afsin, Liliane Amuat, Jan-Ole Gerster als Teil der Förderpreis Jury im 25Hours Hotel anlässlich des 42. FILMFEST MÜNCHEN am 30.Juni 2025. © Ronny Heine / Filmfest München

Erolf Afsin, Liliane Amuat, Jan-Ole Gerster als Teil der Förderpreis Jury im 25Hours Hotel anlässlich des 42. FILMFEST MÜNCHEN am 30.Juni 2025. Foto: Filmfest München , Ronny Heine 

Christoph: Jede Menge Begegnungen wünschen wir uns auch für das Festival of Future Storytellers – dass es als Publikumsfestival wahrgenommen wird, dass viele Münchner und Münchnerinnen in die HFF München und ins Theatiner Kino strömen, um sich die jungen Kurzfilme anzusehen…

Liliane: Das wünsche ich mir auch. Es macht ja auch total Spaß, weil es so eine Vielfalt hat. Kurzfilme schauen ist wie Kurzgeschichten lesen. Man kann sich in einem Programm auf viele unterschiedlichen Themen einlassen. Und jeder Film setzt ein anderes Schlaglicht, lässt uns in eine andere Welt eintauchen…

Julia: Du bist mit einer Figur wie Pippi Langstrumpf jetzt in den Endproben, die passt ja perfekt zu deinem Verständnis von Niederschwelligkeit und Jugendlichkeit. Also ein Spiel mit einer Figur, die jeder kennt und natürlich auch der Versuch, dem Thema neue Nuancen und etwas Heutiges abzugewinnen, oder?

Liliane: Ja, ich merke das tatsächlich auch, da melden sich jetzt Leute aus Wien und aus Zürich, wo ich jeweils gelebt habe, die bisher nie nach München gekommen sind, um sich ein Stück anzuschauen. Pippi Langstrumpf, da haben viele einen anderen Zugang. Also wenn ich zum Beispiel mit Perücke und Kostüm in die Kantine komme, dann kommen schon mal die Leute aus der Küche her und alle sind viel freundlicher. Die Figur verbindet alle Schichten, das ist total schön, weil ganz viele Leute einen sehr emotionalen Zugang dazu haben. Anarchisch und feministisch!

Julia: Wir eröffnen unser Festival of Future Storytellers und du bist dabei, was uns total freut, nur zwei Tage vor deiner Premiere …
Liliane: … ich bin ja in den Endproben und bin jetzt einfach mal davon ausgegangen, dass wir dann durch sind mit den Abendproben. Hoffentlich! (lacht) Und das Festival ist doch wunderbar, um den Kopf durchzulüften.

Festival-Atmosphäre in der HFF

Festival-Atmosphäre in der HFF / Foto: Filmfest München , Ronny Heine 

Future Festival of Storytellers
14.11. -22.11.2025

Zur Website
Filme, Talks, Labs, Lounge
www.future-storytellers.de

Titelbild: Liliane Amuat, Foto: Joel Heyd