Def Mama Def / Foto: Mao Sidibé
Aktuell, Kultur

Mehr als Weltmusik – Def Mama Def brechen Sound-Klischees über Afrika auf

Auf der eurozentrischen Weltkarte ist der afrikanische Kontinent deutlich zu klein abgelichtet. Aber selbst eine verbesserte Darstellung Afrikas auf der Landkarte in der Afrika-Abteilung des Museums Fünf Kontinente wird der wahren Größe Afrikas nicht gerecht. Popkulturell wird der Kontinent nur allzu oft auf eine Musikform reduziert, die Europäer gerne auch mal mit ihrem kolonialistischen Blick auf vermeintlich fremde Kulturen als sogenannte Weltmusik begreifen. Wohlgemerkt käme niemand auf die Idee, solchem Beispiel folgend Mozarts Kompositionen etwa als österreichische Folklore zu deuten. Vor allem aber verschweigt ein solcher Sammelbegriff wie “Weltmusik” die tatsächliche Bandbreite der in Afrika entwickelten Popmusik.

Man kann Patricia Müller und ihrer Abteilung Urbane Kultur im Kulturreferat der Landeshauptstadt München darum gar nicht genug dafür danken, wie viele verschiedene Musikarten aus Afrika sie schon nach München geholt hat. Vom nordafrikanischen Wüstenblues der Tuareg bis zum senegalesischen Hip-Hop reicht da die Musikspanne, mit denen die vom Kulturreferat München eingeladenen afrikanischen Künstlerinnen und Künstler jedes Mal ein anderes Afrika präsentierten.

Nicht selten gelang es Müller dabei zudem, die afrikanischen Künstler:innen mit Münchner Akteur:innen zu vernetzen. Darum wird auch heuer das zum Theatron geladene senegalesische Frauenduo Def Mama Def einen Tag nach ihrem Auftritt am 2. August am Olympiasee zusammen mit Münchner Musiker:innen in einem Musikstudio neue Beats basteln oder bestehende Beats für neue Songs aufbereiten. Das Ergebnis soll später beim Münchner Label Trikont erscheinen, verrät Müller, die sich vorerst aber auf den Auftritt von Def Mama Def im Theatron freut.

Def Mama Def / Foto: Mao Sidibé
Def Mama Def / Foto: Mao Sidibé

Dass dieses in unterschiedlichen Besetzungen auftretende Duo vor kurzem noch Def Maa Maa Def geschrieben wurde, signalisiert vielleicht auch, wie sehr das Zusammenwirken der Soulsängerin Defa, die schon in Gruppen wie Rafa oder der Daara J Family mitgewirkt hatte, und der Rapperin Mamy Victory aus Dakar trotz ihrer weltweiten Erfolge noch in einer Entwicklungsphase steckt.

Ihre spannende Mischung von senegalesischen Sounds mit südafrikanischem Amapiano, Elektro und Afrobeats scheint dabei im Ausland mehr Anerkennung zu finden als in der Heimat, wo solche Musikmischung einigen Hörern nicht senegalesisch genug erscheint. „Viele denken, im Senegal dreht sich alles um Mbalax, aber das ist nur ein kleiner Teil der senegalesischen Musik“, hatte das Defa schon einmal zu korrigieren versucht.

Inspiriert von Musiklegenden wie Youssou N’dour wollen Def Mama Def als Vertreterinnen einer neuen Generation die senegalesische Musik auffrischen, um damit letztlich auch das darin enthaltene immaterielle Erbe Senegals zu bewahren. Vor allem aber nutzen Def Mama Def ihre Musik, um Frauen zu stärken. Darum singen und rappen sie oft auch in der senegalesischen Sprache Wolof, damit ihre Texte für alle Menschen im Senegal verständlich sind.

Dass sie dabei nicht selten auch gesellschaftlich anecken, ist nicht, wie oft behauptet, dem im Senegal gelebten Islam zuzuschreiben. Die Rechte von Frauen werden gerne auch mal in christlichen Gesellschaften vernachlässigt. Stattdessen ist es also die Forderung nach Veränderungen selbst, die vor allem die verunsichert, die sich mit der gegebenen Situation arrangiert haben.

Davon können auch Odaymar und Oli von Krudxs Cubensi aus Kuba ein Lied singen, die mit queer-feministischem Rap und afro-kubanischen Beats vor allem queere und Trans Menschen, Frauen und People of Color stärken wollen. Die Musik, die den beiden mittlerweile in San Francisco lebenden Akteuren dabei gelingt, wird nicht selten als tanzbare Revolution beschrieben, die Krudxs Cubensi also freisetzen. Auch das ist am Samstag, den 2. August im Theatron live zu erleben.

Außerdem werden noch La Lucía & LeoLex von der Münchner Rap-Crew C´est la nuit, sowie vom Musik-Kollektiv Fastforward zusammen mit den DJs Mona Mi und xoxoSasha das Publikum auf den Steinstufen des Theatrons im Olympiapark ab 19 Uhr einheizen.

Der Eintritt ist frei.

Sa, 02. Aug 2025 19:00 – 22:00
Theatron im Olympiapark
Entritt frei

Def Mama Def

Defa und Mamy gelten als Aufbruchsstimme der afrikanischen Musik – begleitet von Baay Sooley (ehemals Positive Black Soul), Choreograf und Produzent. Ihr Münchner Debüt verbindet reflektierte Raps, Elektro-Beats und afrikanische Stilformen wie Amapiano, Kuduro, Mbalax und Afrobeat zu einer kraftvollen panafrikanischen Vision.

Krudxs Cubensi

Die kubanischen Aktivistinnen Odaymar (Pasa Kruda) und Oli (Pelusa Kruda), seit 2006 in den USA ansässig, formen mit Rap, Afro-Latin-Beats, Roots & Trap eine inklusive, dekoloniale Musikvision. Ihr Sound richtet sich klar an Frauen\*, POC, queere & trans Communities und macht ihre Songs zur tanzbaren Protestform.

La Lucía, LeoLex & L On

Als Mitglieder der Münchner Crews C’est La Nuit und FASTFORWARD  verknüpfen sie in ihren Tracks persönliche Einblicke mit Gesellschaftskritik. Themen wie Gentrifizierung, Repression und Leistungsdruck in der Großstadt treffen auf Sehnsucht nach Solidarität, Gemeinschaft und urbanen Alternativen.