Anzeige
Zwischen Beats und Bytes: Wie die GEMA die KI für ihre Kreativen nutzen möchte
- Münchens besondere Läden: 22ART22 - 23. September 2025
- 5 Events, die du auf der IAA MOBILITY nicht erwartet hättest - 8. September 2025
- Wohnen neu gedacht: Wie CubeX den Wohnungsbau wieder bezahlbar machen will - 7. August 2025
Während sich viele fragen, ob KI das Ende der Kreativität ist, zeigt die GEMA beim ersten Münchner AI Music Summit gemeinsam mit der Denkfabrik WISE, welche Möglichkeiten neue Tools für Kreative bieten.
Ja, die GEMA verklagt KI-Giganten wie Suno AI und OpenAI. Und ja, das hat Gründe: Wenn KI-Modelle ohne Lizenz Songs aus dem Repertoire von Lou Bega bis Lindenberg recyceln, hört der Spaß für Urheber:innen auf. Aber wer denkt, die GEMA habe sich auf Abwehrkampf eingeschossen, hat den AI Music Summit verpasst.
Bei prominent besetzten Panels im Werksviertel geht es darum, wie Technologie zum Werkzeug – und nicht zur Bedrohung – für Musikschaffende wird. Mit Panels, Pitch-Wettbewerb und einer klaren Botschaft: Wer gestalten will, muss zuhören. Denn es wird an diesem Nachmittag im Werk 1.4 nicht nur diskutiert, sondern auch gestaltet – mit Panels, Pitches und Perspektivwechseln. Die Message: KI ist kein Feindbild. Sie kann Partner sein – wenn Regeln beachtet werden, das machte Ralph Kink, CTO der GEMA in seiner Begrüßung klar.
Mensch und Maschine: zwischen Inspiration und Urheberrecht
Mit Blick auf die große Bolderwand des Werksviertels, wo Menschen mit ihren eigenen Händen ein Hochhaus hochklettern, geht es im Werk 1 um die Zukunft das Handarbeit in der Musik. Unter dem Titel „AI as a creative partner – more than just technology“ widmet sich das hochkarätig besetzte Panel der Frage, wie Musiker:innen die KI am besten für sich nutzen. Rufy Ghazy (Music-Tech-Beraterin), Rachel Lyske (DAACI) und Ilya Tolchenov (Delphos Music) und Christopher Wieduwilt (The AI Musiprneur) sind sich schnell einig: KI gehört schon heute zum Alltag fast aller Musiker:innen. Die Technik kann den Prozess der Musikproduktion durch Effizienz enorm unterstützen – etwa durch Tools, die Songstrukturen vorschlagen oder Sounds generieren. Aber auch weit darüber hinaus, zum Beispiel beim Marketing, damit die Musiker:innen mehr Zeit für das haben, was sie eigentlich machen wollen: Musik.
Das Podium diskutiert dabei lebhaft über die Rolle der KI in der Musikproduktion. Ein Beispiel aus der Praxis zeigte, wie ein Rapper in Georgia ein Musikmodell nutzte, um in nur zwei Minuten einen Song zu produzieren. Die Panelisten betonten, dass Musiker heute nicht nur künstlerisch begabt sein müssen, sondern auch Fähigkeiten im Bereich Marketing, Content-Erstellung und digitales Rechtemanagement benötigen, um erfolgreich zu sein. Hier könne die KI ungemein helfen. Tools wie Lemonaide AI, Forte AI, Blotato sowie die Übersicht: The best 50+ AI music tools for pro-quality songs in 2025 können Musiker:innen bei der Vermarktung und Verbreitung ihrer Musik sehr helfen.


KI als Strafe Gottes für die Gleichförmigkeit der Musik?
Kontroverser wird es im zweiten Panel: „When machines are composing music – copyright & ethics in AI music“. Hier prallen Philosophie und Paragraphen aufeinander. Wer ist Urheber:in, wenn eine KI komponiert? Wie können Rechte gesichert bleiben, ohne die Innovation zu ersticken? Harold de Groot (Soundaware) und Hanna Lukashevich, (Fraunhofer IDMT) werfen ethische und technische Fragen in den Raum, Oliver Kruse (GEMA) erläutert die Haltung der Verwertungsgesellschaft rund um Schutz, Fairness und Transparenz, während das KI-Urgestein François Pachet mit provokanten Thesen zur Gleichförmigkeit der humanen Musikproduktion eine ungeahnte Sichtweise eröffnet.
de Groot, CEO einer Softwarefirma für Musikerkennungstechnologie, erklärt, wie seine Firma Musik in verschiedenen Kontexten identifiziert. Hanna Lukashevich vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie spricht über die Möglichkeiten der KI-basierten Audioanalyse und wie diese die Musikwissenschaft und -praxis bereichern kann. Dr. Matthias Müller teile seine Erfahrungen mit dem Beethoven-KI-Projekt, bei dem KI genutzt wurde, um unvollendete Werke Beethovens zu vollenden.
François Pachet, ein Veteran im Bereich KI und Musiker, bringt eine kritische Perspektive ein. Er argumentierte, dass KI kein neues Phänomen ist und dass die aktuelle Debatte oft von Missverständnissen geprägt ist. Der ehemalige Direktor des Spotify Creator Technology Research Lab fasst seine Haltung unter dem Applaus des Publikums in einem kreativen Sinnbild zusammen: „Ich bin Atheist, aber es ist, als würde Gott sagen: Ihr habt so viel Gleiches produziert, dass ihr jetzt von der KI dafür ‚bestraft‘ werdet, dass sie das Gleiche erkennt“. Pachet fordert, bevor man Gesetze macht, solle man verstehen:„KI lebt von der Masse an Ähnlichem, nicht vom Einzigartigen.“
Startup-Förderung der GEMA: KI als Möglichmacher
Passend zu dem Aufruf der Expert:innen, die KI zu nutzen, um mit der eigenen Kreativität wirklich Einzigartiges zu schaffen, präsentieren im Anschluss an die Panels sechs Startups ihre KI-Produkte. Im Rahmen des ersten GEMA Startup-Pitsches „Shaping the Future of Music with AI“ wurden diese Projekte aus 17 Einreichungen ausgewählt, weil sie prototypisch zeigen, wie KI die Musikbranche unterstützen kann – ganz konkret und pragmatisch.
Gewonnen hat das Berliner Startup DJOID, ein Tool, das DJ-Playlists automatisiert erstellt – jenseits der immergleichen Mainstream-Empfehlungen. Die KI schlägt bewusst Tracks vor, die sonst durchs Raster fallen. So entsteht ein Gegenentwurf zur Hyper-Algorithmisierung der Musiklandschaft. Eine Art KI-gestützte Fairness auf dem Dancefloor.
Die Jury – darunter Markus Grimm (GEMA), Rufy Ghazy und Jens Blankenburg (Wavelab) – bewertete nach vier Kriterien: Relevanz, Nutzen für Kreative, USP und ethische Vertretbarkeit. DJOID überzeugt in allen Punkten. Der Jury gefällt, dass DJOID DJs und Kuratoren befähigt, ihre Sets auf sinnvolle und bewusste Weise zu organisieren, zu taggen und zu gestalten. Es geht nicht nur um Automatisierung, sondern darum, Künstlern „Superkräfte zu geben, ohne die künstlerische Integrität oder Rechte zu gefährden“, wie es DJOID nach dem Gewinn erklärt.
Neben dem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro wartet ein Platz im Fraunhofer-Förderprogramm – ein Signal, wie die GEMA die Förderung technischer Innovationen priorisiert. Auch die fünf anderen Startups dürfen sich als Finalisten über ein Matching mit Fraunhofer freuen:
„Die GEMA setzt sich aktiv für die Entwicklung neuer Technologien ein – insbesondere, wenn es darum geht, Musik kreativ zu gestalten und Urheberrechte in der digitalen Welt zu schützen. Deshalb arbeiten wir mit führenden Forschungsinstituten wie Fraunhofer zusammen, um Innovationen gezielt zu fördern“, erklärt Chinyere Weiderer, Technology Partnership Manager bei GEMA
Im Rahmen des AI Summits erhalten die sechs ausgewählten Startups Möglichkeiten, sich mit Fraunhofer zu vernetzen. „Gemeinsam wird geprüft, ob Fraunhofer-Forscher sie bei der Weiterentwicklung ihrer Technologien unterstützen können. Außerdem haben die Startups die Chance, ihre Zusammenarbeit mit Fraunhofer durch ein Förderprogramm finanziell & methodisch fördern zu lassen“, so Weiderer.
Die fünf weiteren Startup-Finalisten auf einen Blick:
Authen Music: Ein „Fair-Trade-Label“ für menschlich geschaffene Musik via NFT und Blockchain garantiert ein QR-Code: „I’m human“.
SPREAD.IO: Selbstvermarktung der Musiker mit Hilfe der KI neu gedacht
ONTO WORKS: So einfach wie Canva – KI hilft Creator*innen bei effizienter Videoproduktion.
ARTO: Live-Musik Promotion.
Onstage.ai: Von der KI gesteuerte Kameras im Konzertsaal. Livemitschnitte automatisiert, aber emotional geführt.



Kreation und klare Kante
Wer glaubt, die GEMA reite die letzte Verteidigungsschlacht gegen die Digitalisierung, muss umdenken. Mit dem Summit hat sie ein deutliches Zeichen gesetzt: Es geht nicht um Blockade – es geht um Balance. Die Verwertungsgesellschaft will KI nicht stoppen, sondern gestalten – fair, transparent und zum Nutzen ihrer fast 100.000 Mitglieder.
Mit der im Februar veröffentlichten KI-Charta und einem eigenen Lizenzmodell für KI-Systeme zeigt die GEMA klare Kante: Wer mit KI Musik macht, muss Rechte achten und fair vergüten. Gleichzeitig werden innerhalb der GEMA bereits eigene KI-Tools entwickelt – etwa zur effizienteren Lizenzverwaltung. Ein kleiner, feiner Innovationshub mit großem Potenzial. Verwaltung goes Zukunft.
Rekord bei der Mitgliederversammlung
Der AI Music Summit war der inhaltlich fundierte, kreative Startschuss für die GEMA-Mitgliederversammlung 2025, bei der über Urheberrecht, Streaming, Kulturförderung und KI-Regulierung diskutiert wurde. Über 1.000 Teilnehmer:innen kamen – so viele wie nie.
Mit Panels, Workshops und öffentlichen Live-Auftritten auf dem Knödelplatz wurde ein Format geschaffen, das nicht nur verwaltet, sondern vernetzt. Selbst der „Oimara“ tauchte auf – und sang ein Ständchen zur Zeitenwende.
Die GEMA zeigt, dass Innovation auch im Sinne ihrer Mitglieder möglich ist. Der AI Music Summit war dafür ein beeindruckendes Signal: Wer Musik liebt, darf KI nicht fürchten – aber sollte sie mitdenken. Und gestalten.
Fotocredit: GEMA