Leben

„Yes!“ or „No!“, das war hier die Frage!

Gloria Grünwald

Vergangenen Donnerstag erhitzte eine kontroverse Diskussion in der Fußballkneipe „Stadion an der Schleißheimerstraße“ die Gemüter. Brauchen wir sportliche Großveranstaltungen wie Olympia und WM? Oder überwiegen mittlerweile negative Begleiterscheinungen wie Korruption und Ausbeutung? „In einer Welt ohne Olympia werden zukünftige Generationen nur noch vor dem PC sitzen und Computerspiele spielen, weil sie nicht mehr wissen, was es heißt Sport zu treiben.“ Klares Statement von Jessica Kastrop, die für Team „Yes!“ und als einzige weibliche Debattantin antrat. Aber gleich mehr dazu…

v.l.n.r.: Benjamin Best, Markus Ehrlich, Tobias Ruff für Team "No!" & Markus Othmer, Jessica Kastrop, Jimmy Hartwig für Team "Yes!"

Bis auf den letzten Platz gefüllt war an diesem Abend die Fußballkneipe Schleißheimer- , Ecke Schellingstraße. Über hundert Gäste besetzten sowohl alle verfügbaren Stühle als auch die Tribüne an der Rückwand. Ja, ihr habt schon richtig gelesen, Tribüne. Das Wort FUßBALLKNEIPE wird hier großgeschrieben. An den Wänden hängen Schwarzweißfotos von alten Fußballhelden und überall stehen leicht angestaubte Pokale. Es gibt mehrere Leinwände fürs Public Viewing und die Decke ist mit Kunstrasen ausgekleidet, auf dem Mann seine Lieblingsaufstellung an die Wand pinnen kann. Alles in allem also eine authentische Location, um über die Zukunft großer Sportereignisse zu diskutieren: „Die zwei Seiten der Medaille – Brauchen wir Olympia, WM & Co.?“.

Bereits zum neunten Mal organisierten Trainees der Unternehmen Turner Broadcasting System Deutschland und CNN International den „Debate Club“ in München. In einem rhetorischen Wettstreit kämpften ein Pro- und ein Kontra-Team nach den Regeln des britischen Debating um die Gunst des Publikums. In 5 Runden mit Disziplinen wie „Nahkampf“, „Improvisation“ und „Fragerunde“ wurden Argumente und Meinungen ausgetauscht. Besonders schwierig dabei das Einhalten der Redezeit, meist nur 60 Sekunden oder 2 Minuten pro Redner, die von einem der Trainees stets mit einem charmanten Schlag auf den Gong beendet wurde. In einer emotionalen Debatte sprachen Jessica Kastrop, Moderatorin bei Sky, Markus Othmer, Moderator u.a. bei der Sportschau, und Jimmy Hartwig, als Ex-Fußballer selbst mit einem Foto an der Wand vertreten, für das Team „Yes!“. Gegenüber als deutlicher Kontrast das Team „No!“ mit Tobias Ruff von der ÖDP, Benjamin Best, Sportjournalist und Buchautor, und Markus Ehrlich, Journalismus-Student im 4. Semester.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde das zuvor am Eingang abgefragte Votum der Zuschauer hochgerechnet und den Debattanten als Ansporn gezeigt: 67% „Yes!“ und nur 33% „No!“ – wer es am Ende der Debatte schafft, mehr Zuhörer umzustimmen, gewinnt! Eine leidenschaftliche Diskussion folgte, in der besonders Jimmy Hartwig mit seiner sympathischen Art Pluspunkte beim Publikum sammeln konnte. Zwar stellte Team „Yes!“ seine rhetorischen Fähigkeiten durch ungestüme Einwürfe Hartwigs und Schwelgen in persönlichen Erinnerungen an WM 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika unter Beweis. Team „No!“ konnte aber mit aussagekräftigeren und gut recherchierten Argumenten überzeugen. Bemängelt wurde, dass der Sport bei Veranstaltungen wie WM und Olympia nicht mehr im Vordergrund stehe. Dass an den Bedingungen der von „korrupten Funktionären“ bei IOC und FIFA vorgelegten „Knebelverträge“ nicht zu rütteln sei. Und dass eine Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele zwar kurzzeitig Arbeitsplätze schaffen möge, jedoch auf lange Sicht die Lebenssituation der Bewohner der Austragungsorte – sei es in Südafrika, Qatar, Sotchi oder Brasilien – nicht zu verbessern vermag.

Das Team „No!“ durfte die Goldmedaille für seine Überzeugungskraft mit nach Hause nehmen – nun das Votum mit 54% „No!“ und nur noch 46% „Yes!“. Trotz der konträren Positionen war die Stimmung jedoch anhaltend positiv, beide Teams verhielten sich fair und ließen den anderen ausreden. Die Redezeiten waren für meinen persönlichen Geschmack etwas zu stark eingeschränkt, an manchen Stellen hätte ich mir die Möglichkeit ausführlicherer Interaktion gewünscht. Insgesamt war die Veranstaltung für die Organisatoren aber ein voller Erfolg und das Publikum diskutierte beim anschließenden Get Together noch angeregt weiter.

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