Kultur, Live

10 Jahre Tour de France

Sebastian Gierke
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bohnet

Zehn Jahre sind für eine Party eine lange Zeit. Ein Menschenjahr entspricht mindestens drei Partyjahren. Über den Rausch gepeilt. Kaum eine Partyreihe gibt es länger als drei, vier Jahre. Doch die Tour de France, die feiert heute ihr 10-Jähriges.

10 Jahre für eine Party sind ungewöhnlich. Zu schnell vergehen Trends und werden neue geboren. Zu schnell ist das aufregend Neue weg, fehlt der Reiz. Die Tour de France hat es trotzdem geschafft. Seit zehn Jahren veranstaltet Thomas Bohnet unter diesem Motto seine Party mit französischer Musik, steht einmal im Monat hinter den Plattentellern, legt alte Hits und neue Musik aus Frankreich auf, hat vier „Le Tour“-Sampler veröffentlicht. „Das war so nicht geplant“. Bohnet klingt immer noch verblüfft.

Angefangen hat der Musikjournalist, DJ und Konzertveranstalter im Club 2. Als der schließen musste, zog er ins Muffatcafé, dann ins Ampere. Bohnet hat Hits geschaffen, die in Frankreich niemand kennt, die aber in München Tanzflächenfüller sind. Doch wenn man fragt, warum die Tour de France immer noch unterwegs ist, seit einigen Jahren sogar auch in Berlin, dann zeigt sich, wie schwer ist es, eine gute Party zu erklären. Das meiste von dem, was eine solche ausmacht, entzieht sich der Beschreibung. Die Sprache muss vage werden. Bohnet sagt: „Eine Party ist gut, wenn sie Spaß macht.“ So ist das oft im Sprechen über Pop: Das Gute wird pleonastisch mit dem Gut sein erklärt. Denn es geht um den einen flüchtigen Moment, den man im Pop erleben kann. Den Rausch beim Tanzen, einen Rhythmus, eine Melodie, die einen nicht mehr los lässt. Um das zu erleben, muss man dabei sein, es ist schwer zu beschreiben.

„Bei uns tanzen 90 Prozent der Gäste“, versucht sich Bohnet. Tatsächlich herrscht bei der Tour de France eine besondere Stimmung, auch heute noch, da französische Popmusik kein Trendphänomen mehr ist. „Vor vier Jahren wurde auf den Boxen getanzt und auf der Toilette Liebe gemacht“, erzählt Bohnet. „Es war wild, so ist es heute nicht mehr.“ Die Tour de France wird es trotzdem noch ein paar Partyjahre geben. „Wir machen erst Schluss, wenn keiner mehr kommt.“

10 Jahre Tour de France, 7. Mai, Muffathalle, mit der grandiosen Live-Band Princes Chameaux aus Paris und dem Münchner Folkduo Tuó.

Foto: Thomas Bohnet

Der Text ist in ähnlicher Form in der Donnerstagausgabe der SZ erschienen.

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