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23. Stunde (Verwaltungsperformance): Tapetentür. Ein queerer BewusstScience Fiction von Holger Dreissig.

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Die 23. Stunde wird die vorletzte Verwaltungsperformance sein. Als das Projekt 1992 mit der 1. Stunde Premiere hatte, war klar, dass es 24 Stunden umfassen sollte, aber nicht, wohin diese Reise führen würde. Jetzt wird deutlich, worauf alles hinausläuft. Mit Haltung und Hu­mor haben wir erforscht, was sich nicht verwalten lässt und mit luzider Eleganz das Unaus­sprechbare und Nicht-Kontrollierbare sichtbar gemacht (Wahn, Tod, Traum, Schmutz, eksta­tische Zustände, Parasiten usw.).

In der 5. Stunde hat ein Mädchen mit Downsyndrom mitgespielt, in der 7. Stunde ein Schizo­phrener mit akutem Schub. In der 8. Stunde – einem Science Fiction – spielte eine Blinde ein­en blinden Passagier und im Drogenstück wirkte einen Ex-Junkie mit. Migranten waren da­bei, lange ehe das „Mode“ wurde. Was haben wir von diesen Spezialisten und ihren Wahr­nehmungsalteri­täten gelernt? Vor der Jahrtausendwende hatten wir schon einmal nach den Sternen gegriff­en und eine Sicherungskopie der Welt gemacht. Darauf würden wir jetzt gern zurückgreifen. Verwaltungsperformance ist Science Fiction, utopisch, dystopisch. Wir sind der Zeit voraus und auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Laut und leise, langsam und schnell. Auf den Ernstfall haben wir uns mit unserem holistischen Theater gut vorbereitet. Unser Rüstzeug zielt aufs Geistige.

In der 23. Stunde holen wir ordentlich Schwung für die Zukunft. Wir haben die Wahl zwisch­en Dystopie und Utopie und zeigen, wie nah sie beieinander liegen. Wir begegnen einer Endzeitmodemeute, den Killer Clowns from Outer Space und Alice B. Sheldon, die unter dem Pseudonym James Tiptree Jr. zu einem der wichtigsten SciFi-Autoren wurde. Namens­geber*In des Tiptree Awards, der seit 1991 SciFi-Werke auszeichnet, die die Geschlechter­rollen untersuchen und das Verständnis dafür erweitern. In ihrem Gemach hinter der Tape­tentür erzählt sie ihre unvergleichlich aufregende Lebensgeschichte.

Zeitreisen sind dadurch motiviert, in der Zukunft nachzuschauen, wie man sich vorzusehen hat oder ob man auf dem richtigen Weg ist. In die Vergangenheit begibt man sich, um eine zweite Chance zu haben, einen Fehler zu beheben, etwas wieder gut zu machen, den Kurs zu korrigieren und letztlich zu heilen. Vielleicht will man auch einfach nichts wie weg. Oder ist das absolute Jetzt die offensichtlich schönste Zeitmaschine? Schon H.G. Wells’ Erfindung war hauptsächlich eine Erzählmaske, um durch die Perspektive einer Zeitreise die Gegen­wart anders zu fassen zu kriegen, also Bewusstseinstechnologie.

Weitere Vorstellungen: 22. – 26. Januar, 20:30 Uhr – i-camp/neues theater münchen

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