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Einmal einer unter vielen zu sein, hätte Andy Warhol sich zu Lebzeiten sicher gewünscht. Postum hat er es irgendwie zumindest geschafft. 30 Jahre lagen seine Bilder vergessen im Archiv von Magazinfotograf Steve Wood, erst jetzt feiern sie Europapremiere in der Galerie m|u|c|a in der Maximilianstraße.

Woods Freund David Munns konnte seinen Augen nicht trauen, als er die bis dahin unveröffentlichten Porträtaufnahmen entdeckte, denn sie zeigen Warhol natürlich wie nie. Der bedeutenste Vertreter der US-amerikanischen Pop-Art wusste zwar um sein außergewöhnliches Talent, liebte exzessive Parties und Gesellschaft, doch der öffentliche Wirbel um seine Person verunsicherte den Charakterkopf Warhol. In den Medien inszenierte er seine Präsenz stets bedacht kokett.

Wood durfte Warhol als einziger verletzlich, starr, authentisch abbilden. Ein Vetrauensbeweiß wie Warhol ihn keinem Zweiten machte. Warhol gab hier ein einziges Mal die Kontrolle über sein Wirken völlig aus der Hand. Vor einer schlichten weißen Hotelwand, im lieblichen Licht der Normandie wirkt Warhol präsent und nah wie nie. Sein hagerer Körper, der ihn stets mit Stolz erfüllte, wirkt zerbrechlich, seine Mimik starr und kühl. Bekleidet mit Levis Jeans, Hemd und einem, in den 80ern unbeliebten, Eastpak Rucksack, sieht Munns jedoch auch wieder, die für Warhol so typische, mutige, kritische gesellschaftliche Positionierung.

Die Bilder entstanden 1981 in dem französischen Badeort Deauville, wo Wood das örtliche American Filmfestival in für den Daily Express festhalten sollte. Die gemeinsame Freundin Elaine Kaufmann, Besitzerin des prominenten New Yorker Restaurants Elaine’s brachte die beiden zusammen und überzeugte Wood auch vom Fotoshooting.

Ein schlichtes Meisterwerk- und doch viel zum umwerfend um es schlicht und einfach zu vergessen!

Zu sehen noch bis zum 15. August im Kunsthaus Maximilian
Maximilianstraße 54
www.muca.eu

Fotocredit: Steve Wood