tagebook des Münchner Forums

Das Amerikahaus muss an seinem historischen Ort bleiben

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Wachsender Widerstand erhebt sich gegen die Pläne des bayerischen Kabinetts, dem Amerikahausverein den Stuhl vor die Tür zu setzen und das Gebäude am Karolinenlatz nach dessen Sanierung der Akademie für Technikwissenschaften (acatech) zu überlassen. Mit einer Menschenkette „umarmten“ einige hundert Münchner am 15. Juni das Haus. Auch die Mitarbeiter der gegenüber arbeitenden Lotterieverwaltung protestierten gegen eine womögliche Verlagerung.

Viel Beifall für den Altoberbürgermeister Dr.Hans-Jochen Vogel: „Das Amerikahaus muss an seinem historischen Ort bleiben.“ Vogel erinnerte daran, dass der Standort absichtsvoll im nationalsozialistisch verseuchten Umfeld des Karolinen- und des Königsplatzes gewählt worden war und dass von hier die demokratische Neuorientierung Deutschlands nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen
wesentlichen Ausgang nahm. Der Alt-OB warnte davor, die Amerikaner mit dem Hinauswurf der Amerikahausfunktion aus diesem Haus zu brüskie-ren.

Eine ehemalige Amerikanistikstudentin, die CSU-Landtagsabgeordnete Prof. Ursula Männle, ihr Landtagskollege Prof. Dr. Michael Piazolo von den Freien Wählern und weitere Redner wehrten sich unter dem Beifall der Bürger massiv gegen den Kabinettsbeschluss. Hans-Jochen Vogel erinnerte daran, dass es für acatech mindestens zwei hoch attraktive Alternativstandorte gibt: die Alte Akademie in der Fußgängerzone, aus der das Statistische Landesamt auszieht und die der Freistaat trotz ihrer historischen und städtebaulichen Bedeutung an einen x-beliebigen
Investor verkaufen will – das Münchner Forum verfolgt die Entwicklung seit langem mit Sorge und berichtete in den Standpunkten – und die Residenz, in der acatech schon jetzt domiziliert.

Da dort die Ägyptische Staatssammlung auszieht, entsteht auch dort, in der Nachbarschaft der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, zusätzlicher Platz „Was ist denn das für eine neue Akademie, dass sie nicht einmal mit der Residenz zufrieden ist?“ fragte Vogel unter großem Beifall in die Menge hinein. Ursula Männle kündigte an, zusammen mit ihrem Parteifreund Thomas Goppel, dem früheren bayerischen Wissenschaftsminister, und ggf. weiteren CSU-Landtagsabgeordneten einen Antrag einzubringen, die Staatsregierung möge ihren Beschluss gegen das Amerikahaus überdenken. Überdenken sollte das Kabinett zugleich seine geschichts- und kulturvergessene Absicht, die Alte Akademie zu verkaufen.

Münchens historische Orte – zu ihnen gehören die Alte Akademie wie das Amerikahaus gleichermaßen – sind keine beliebige Verfügungsmasse für Politiker, die dem Wohle des Landes und seiner Bürger verpflichtet sein sollten. Es ist schlimm genug, dass man hieran erinnern muss.

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